Hagen. Bundestrainer Frank Menz beginnt mit der Basketball-Nationalmannschaft die Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Slowenien. Im Interview spricht er über sein erstes halbes Jahr im Amt, seine Mannschaft und das bevorstehende Turnier.

Bei Basketball-Bundestrainer Frank Menz (49) ist der Sport mit dem Korb allgegenwärtig: Zwei der drei Töchter des Ex-Bundesligaprofis spielen in Teams des Deutschen Basketball-Bundes. Ehefrau Birgit ist in der Ü40-Nationalmannschaft aktiv. Er selbst leitet im Juli den ersten Lehrgang der Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die EM im September. Dennoch: Wenn Frank Menz die heimischen vier Wände in Jena verlässt, wird es fast ruhig um ihn.

Herr Menz, Ihr Bundestrainer-Kollege Joachim Löw aus dem Fußball macht Werbung für Körperpflege-Produkte. Sein modisches Outfit wird immer wieder thematisiert. Sie können vergleichsweise unbemerkt auf die Straße gehen.

Frank Menz: Ja, Joachim Löw hat eine andere mediale Präsenz, ist ständig im Fernsehen und jedes Wort von ihm findet besonderes Gehör. Das ist im Basketball anders und so auch nicht schlimm. Ich kann zwar ungestört über die Straße laufen, in den Bundesliga-Hallen werde ich aber schon angesprochen.

Sie sind seit Ende 2012 Bundestrainer. Jetzt, ein halbes Jahr später, steht der erste große Lehrgang an. Wie haben Sie die Zeit genutzt?

Menz: Ich habe viele Spiele geschaut, national und international. Ich habe Gespräche geführt, mich mit allen Spielern persönlich getroffen, geschaut, in welchen Situationen sie in ihren Vereinen sind. Dazu mein Konzept und meine Planungen vorgestellt und geschaut, wie motiviert die Spieler sind. Ich will nur Jungs, die 100 Prozent Lust auf die Nationalmannschaft haben. Wer nicht heiß ist, kommt nicht mit. Ich habe schon als Bundesliga-Trainer langfristig gedacht. Mein Ziel ist es, hochtalentierte Spieler an das höchste Niveau heranzuführen.

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Das klingt nach personellem Umbruch. Hilft es Ihnen, dass Sie lange in der Nachwuchsarbeit tätig waren und die deutsche Basketball-Jugend gut kennen?

Menz: Richtig, man kann von Umbruch reden, er wurde eingeleitet und soll weitergeführt werden. Erfahrene Spieler sind aber weiter wichtig für die Stabilität. Unsere jungen Spieler brauchen noch Zeit. Sie können in drei bis vier Jahren eine gute Rolle spielen. Dann haben sie europäisches Top-Niveau.

Ihr erstes Turnier steht im September an, die Europameisterschaft in Slowenien. Die deutschen Basketballer, die einst Medaillen holten, haben sich zuletzt aber nicht mal für Olympia qualifiziert.

Menz: Ich habe einen klaren Auftrag. Ich will den Umbruch durchführen und ein Team entwickeln, das in Europa wieder konkurrenzfähig ist. Wir hatten eine Generation, die uns 15 Jahre getragen hat. Danach gab es jedoch ein Riesenloch. Jetzt greifen die Rädchen wieder. Wir dürfen nicht mehr abhängig von einem Namen sein, sondern wollen einen Pool an Leistungsträgern. Deshalb will ich junge Spieler so schnell wie möglich ins Rennen schicken. Ich will den Spagat schaffen: Kurzfristiger Erfolg, ohne dabei das langfristige Ziel aus den Augen zu verlieren.

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Was heißt das für die EM, bei der NBA-Star Dirk Nowitzki pausiert?

Menz: Unser Ziel ist zunächst, so gut zu spielen, wie wir können. Mit intensivem und modernem Basketball. Wir wollen bei der EM in die Zwischenrunde kommen. Wir haben ehrgeizige Ziele, wollen aber auch den Ball flach halten. Wir sind zwar nah dran an anderen Teams. Aber wir sind noch nicht so tief besetzt und extrem abhängig von einigen Spielern wie Robin Benzing, Tibor Pleiß oder Per Günther. Viele junge Spieler sind noch nicht auf ihrem möglichen Level angekommen. Aber wir haben wieder einen Pool an Talenten. Unser Nachwuchs hat eine unglaubliche Entwicklung gemacht.

Auch dank der Basketball-Bundesliga?

Menz: Die Entwicklung dort ist sehr positiv. Vor ein paar Jahren stand kaum ein Deutscher auf dem Parkett. Jetzt spielen sie bedeutende Rollen, wie Per Günther in Ulm oder Heiko Schaffartzik in Berlin und können auch in Europapokal-Spielen auf hohem Niveau mithalten. Das kommt dann auch uns zugute. Die Verantwortlichen in den Vereinen haben erkannt, dass man mit deutschen Spielern gut spielen kann. Sie entwickeln sich schnell, wie Dennis Schröder in Braunschweig. Und sie werden für Fans und Sponsoren zu Identifikationsfiguren. Das tut auch dem Sport gut.

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Würden Sie sich mehr Basketball im Fernsehen wünschen?

Menz: Das regelt die Quote. Doch die Sportschau ist heute oft eine reine Fußballschau. Dort würden sich 15 bis 20 Minuten Eishockey, Handball und Basketball gut machen. Wir haben einen attraktiven Sport mit spektakulären Aktionen, die junge und alte Zuschauer begeistern. Wer Basketball mal in der Halle erlebt hat, weiß das: Es ist athletisch, dynamisch, elegant. Und friedfertig. Bei uns wird nicht geschubst und beleidigt. Deshalb müssen wir erst infizieren und dann mobilisieren.

Wann erleben die Fans wieder ein großes Basketball-Turnier in Deutschland?

Menz: Derzeit ist es noch zu früh, denn sportpolitische und finanzielle Dinge spielen eine wichtige Rolle. Aber für Deutschland ist es immer attraktiv und reizvoll. Die Bewerbung um eine EM wäre ein Traum und eine tolle Sache.