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Was wurden schon wieder Jubelarien auf die junge deutsche Basketball-Nationalmannschaft geschrieben: „Hochbegabte Spieler“ und „nahe an der Weltspitze“. Doch nach dem bitteren WM-Aus gegen Angola muss neu resümiert werden. Die Weltspitze ist weiter entfernt, als viele dachten.
Das Fazit dieser Basketball-WM kann für den Deutschen Basketball-Bund und Nationaltrainer Dirk Bauermann nicht positiv ausfallen. Die Ziele waren klar gesteckt: Das Achtelfinale sollte es in der Türkei schon sein. Und danach kann alles passieren. Nach zwei hoffnungsvollen Auftritten gegen Argentinien (74:78) und Serbien (82:81 n.V.) rechneten sich die Basketball-Fachleute schon aus, über welchen Gegner es schon ins Viertelfinale gehen kann. Utopisch war das zu diesem Zeitpunkt nicht. Die Auftritte der Bauermänner machten Spaß und Lust auf mehr.
Mit „Deutschland hatte noch nie so viele hochbegabte Spieler auf einmal“, meldete sich der ehemaliger Basketball-Bundestrainer Svetislav Pesic schnell zu Wort. „Tibor Pleiß, Robin Benzing und Elias Harris gehören im Weltbasketball zu den Besten in ihrem Jahrgang und müssen sich vor keinem verstecken.“
Aber das Spiel gegen Australien (43:78) war eine Demontage der jungen Truppe, an der auch Pleiß, Benzing und Harris nicht viel ändern konnten. In der Partie wurden eklatante Schwächen im deutschen Kader sichtbar. Mangelnde Erfahrung, fehlenden mentale Stärke und ungenügende Spielpraxis. Klar, das DBB-Team musste ohne NBA-Superstar Dirk Nowitzki auskommen und auch Routinier Chris Kaman von den Los Angeles Clippers fehlte in den Reihen der Bauermänner. Doch der Nationaltrainer wollte auch ohne die beiden Stars „die junge Mannschaft entwickeln.“ Das wichtigste Ziel sei es, junge Spieler an das Weltniveau heranzuführen. Das hat Bauermann bedingt geschafft. In Ansätzen war das Niveau klasse. Aber das Prädikat ‚weltklasse’ bekommt „die jüngste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten“ (Bauermann) sicherlich noch nicht.
Nowitzki kritisiert Vereine
„Talent ist genügend vorhanden, bloß bekommen Nachwuchsspieler in der Bundesliga zu wenig Einsatzzeit“, bemängelte Nowitzki auch vor der WM, der froh war, dass er in seiner Entwicklung viel ausprobieren durfte und seine Einsatzzeit in Würzburg bekam. In der zweiten Basketball-Bundesliga (!).
Genau dort startet Nationaltrainer Bauermann nun seine Nebenbeschäftigung als Vereinstrainer bei den ambitionierten Bayern aus München und holt dazu Nationalspieler Demond Greene und Steffen Hamann an die Isar. Ob diese Spieler in Pro A auf Weltniveau spielen, ist fragwürdig. Die Hoffnungen des DBB-Teams ruhen dann wohl eher auf Spielern wie Harris, Lucca Staiger und Philipp Schwethelm – von Benzig und Pleiß mal abgesehen.
Wir müssen den deutschen Basketball nach der WM aber nicht begraben. Wir sollten nach vorne gucken. Die jungen Spieler sind ohne Frage talentiert. Jetzt kommt es auf die Vereine an, dass die National- und auch Nachwuchsspieler die Möglichkeiten bekommen, sich auf nationaler und internationaler Bühne weiterzuentwickeln.
Und mit der Bewerbung für die Basketball-EM 2015 setzt der DBB auf jeden Fall schon mal das richtige Signal. Vielleicht ist Deutschland dann näher an der Weltspitze.