Essen. Nachdem er sich mit HIV infiziert hatte, sagte Earvin “Magic“ Johnson seinen Freunden: “Ich werde leben.“ 28 Jahre später wird er 60 Jahre alt.
Vier Schritte, mit dem Rücken zum Korb. Er dreht sich nach hinten und drückt ab. Ein letztes Mal Showtime für Earvin Johnson junior, genannt „Magic“.
„Meine Damen und Herren, du kannst es nicht besser inszenieren als so; wenn du großartig bist, dann lieferst du auf den Punkt ab“, ruft der amerikanische Fernsehreporter Dick Enberg in sein Mikrofon. Johnson trägt an diesem 9. Februar 1992 zum zwölften Mal das Trikot der besten Spielers der Western Conference in der amerikanischen Profi-Basketballliga NBA. Es sollte sein letzter ganz großer Auftritt im Scheinwerferlicht der Eliteklasse werden, die er über ein Jahrzehnt lang mit Larry Bird von den Boston Celtics dominiert hatte. Magic, der Star. Magic, der Künstler. Magic, der fünfmalige NBA-Champion.
Und Magic, der HIV-Patient.
Johnson war der herausragende Basketballer der 80er-Jahre
Vier Monate zuvor steht Johnson auf einer anderen Bühne. Nicht im Trikot, sondern im schicken Anzug. Vor ihm sitzen zahlreichen Journalisten. „Zunächst wünsche ich euch allen einen schönen Nachmittag“, sagt der 2,06 Meter große Modellathlet und lässt einen Satz folgen, der die Sportwelt schockieren wird: „Aufgrund des HI-Virus, mit dem ich mich infiziert habe, werde ich heute bei den Lakers zurücktreten.“
Dass die Krankheit früh genug bei einer Routine-Untersuchung entdeckt worden war, wusste er, die unaufgeklärte US-Bevölkerung wusste es nicht. „Wird er sterben?“, fragte Michael Jordan, ebenfalls ein Basketball-Superstar. Jordan verehrte Johnson. Der sagte seinem engsten Kreis: „Ich werde leben. Wenn nicht, werde ich glücklich sein. Ich hatte ein tolles Leben.“
Heute wird Magic Johnson, der herausragende Basketballer der 80er-Jahre, das Gesicht der Los Angeles Lakers, 60 Jahre alt.
Weit verbreitet war in den 1980er- und 1990er-Jahren der Glaube, dass nur Homosexuelle und Junkies Aids bekommen. Johnson war weder schwul noch Fan von Drogen, sondern vergnügte sich außerhalb der Ehe mit einem „Harem voller Frauen“, wie er später zugab.
Malone hatte Angst vor dem Spiel
Trotz seines Rücktritts vom Profigeschäft wählten ihn die Fans ins Aufgebot für das All-Star-Spiel im November. Das gefiel nicht jedem. Zwei seiner Teamkollegen von den Lakers äußerten Bedenken, genauso wie Star-Forward Karl Malone von den Utah Jazz. Er hatte Angst, dass Johnson während des Spiels eine Wunde bekommen könnte — und sich andere Spieler mit dem HI-Virus infizieren. Der damals 32-jährige Johnson spielte trotzdem, erzielte 25 Punkte, verteilte neun Vorlagen und holte fünf Rebounds. Mit der Schlusssirene traf er einen Dreier, danach stürzten sich alle auf den euphorischen Johnson.
Ein halbes Jahr später wurde er mit dem legendären Dream Team der USA Olympiasieger in Barcelona und verzauberte ein allerletztes Mal die Basketball-Welt mit seinen unnachahmlichen Zuspielen bei höchstem Tempo. Da stürmte er mit seiner für einen Point Guard ungewöhnlichen Größe von 2,06 Metern durch die Verteidigung; er dribbelte durch seine Beine, hinter seinem Rücken, und hatte schon Pässe gespielt, als seine Gegenspieler noch auf den Pass warteten.
Magic war fast allen überlegen. Auf den Füßen und im Kopf. Magic, das hieß Showtime: Star-Center Kareem Abdul-Jabbar holte den Rebound, schneller Pass zu Johnson, der Top-Athleten wie James Worthy zu spektakulären Dunkings verhalf. Sie waren damals die „Showtime Lakers“, die sich in den 1980er-Jahren Duelle mit den Boston Celtics um Larry Bird — Johnsons größter Rivale und guter Freund — lieferten.