Essen. Kevin Durant ist ein Ausnahmebasketballer. Mit den Golden State Warriors greift er nach dem Titel. Seinen Ruf wird er wohl nicht zurückgewinnen.
Auf dem Basketballfeld ist Kevin Durant immer ein Hingucker. Er sticht einfach hervor. Wegen seiner langen Arme. Wegen der langen und dünnen Beine. Ein wenig wirkt es, als würde da einer auf Stelzen laufen. Ein schlaksiger Typ, ganz anders als viele der muskelbepackten Hünen in der nordamerikanischen Eliteliga NBA.
Auch interessant
Und doch ist dieser 2,06-Meter-Mann beweglich, wie es sonst meist nur kleinere Spieler sind. Er ist sprunggewaltig in der Zone. Er ist treffsicher aus der Distanz. Ein ausgezeichneter Verteidiger ist er auch. Kein Wunder, dass Durant nicht nur zu den besten drei Spielern der NBA zählt, sondern lange auch der beliebteste Spieler der Liga war. Bis er zu den Golden State Warriors wechselte. Dem Team, das in der Nacht zu Freitag in der Finalserie gegen die Cleveland Cavaliers steht (3 Uhr, Sport1 US). Dem Titel so nah, der früheren Beliebtheit so fern: Der Umzug nach Kalifornien hat Durant vom Fanliebling zu einer der umstrittensten Figuren der Liga werden lassen.
Verräter haben ihn die Fans genannt. Trikots mit seinem Namen verbrannt. Ihn in der Olympia-Vorbereitung mit dem US-Team ausgepfiffen. Weil er nach neun Jahren bei den Oklahoma City Thunder ins kalifornische Oakland gegangen war. Vom Team, das im vergangenen Jahr so nah dran war, den Finaleinzug der Warriors zu verhindern, zu der Mannschaft, die da gerade eine Rekordsaison mit unglaublichen 73 Siegen in 82 Vorrundenspielen hinter sich hatte. Kritiker zürnten: Durant nimmt den leichten Weg zum Titel. Die Meisterschaft sei bereits entschieden, die Saison müsse eigentlich gar nicht mehr gespielt werden.
Durant und Curry treffen auf LeBron James
Natürlich wurde trotzdem gespielt. Das neue Superteam der NBA holte in der Vorrunde 67 Siege. Durant und Curry, in den vergangenen drei Jahren zu den „wertvollsten Spielern“ der Liga gewählt, harmonierten. Die Dominanz wurde vor allem in den Play-offs überdeutlich: Ungeschlagen in nur zwölf Spielen zogen der nach einer Verletzung wiedergenesene Durant und die Warriors ins Finale ein. Das hatte zuvor noch kein Team geschafft. Und genau in dieser Phase wurde deutlich, warum ein weiterer Superstar in ein Team voller Superstars gequetscht wurde: Die Konkurrenz hat sich längst auf den Hochgeschwindigkeits-Basketball der Warriors eingestellt. Auf Stephen Curry und Klay Thompson, die die Würfe von jenseits der Drei-Punkte-Linie so traumhaft sicher verwandeln. Durch Durant aber sind die Kalifornier wieder einen Schritt voraus, durch Durant sind sie noch variabler.
Nun also steigt das Finale, Golden State gegen Cleveland. Nie zuvor haben sich zwei Teams in drei aufeinanderfolgenden Jahren im Endspiel duelliert. Durant und Curry treffen auf LeBron James, der dritt- und der zweitbeste Spieler der NBA attackieren den größten Fisch im Teich.