Chicago. Der deutsche Basketballer Paul Zipser genießt sein erstes Jahr in der NBA. In Chicago trifft er nun auch häufiger seinen Kumpel Bastian Schweinsteiger.
Viertes Spiel, zweite Niederlage: In der Play-off-Serie zwischen den Chicago Bulls mit dem deutschen Nationalspieler Paul Zipser und den Boston Celtics steht es nun 2:2, in der Nacht auf Donnerstag kommt es in der Basketball-Liga NBA zum fünften Aufeinandertreffen der „Best-of-Seven“-Serie. Im Interview spricht der ehemalige Spieler von Bayern München über sein erstes Jahr in der NBA, Dirk Nowitzki und Fußballspieler Bastian Schweinsteiger.
Herr Zipser, haben Sie schon Ihren Kumpel Bastian Schweinsteiger in Chicago getroffen?
Paul Zipser: Basti war direkt nach seiner Vorstellung bei seinem neuen Klub bei einem Heimspiel der Chicago Bulls. Wir haben nach der Partie ein paar Trikots ausgetauscht, Fotos gemacht und ein bisschen gequatscht. Jetzt muss er erstmal in der Stadt ankommen, das ist stressig genug. Ich hoffe, ich kann ihm ein bisschen dabei helfen.
Der Fußball in den USA...
Paul Zipser: ...ist ein etwas anderer Fußball (lacht). Vor allem im Vergleich zu dem, den wir aus München gewöhnt sind. Aber irgendwie werden wir auch daran Spaß haben. Ich werde mir sicherlich auch ein paar seiner Heimspiele angucken.
Neulich gab es ein Treffen zwischen Dirk, Detlef und Dennis. Ihr Vorname fängt nicht mit D an – sind Sie deshalb nicht in die Runde der Giganten Nowitzki, Schrempf und Schröder eingeladen worden?
Paul Zipser: Das kann sein (lacht). Aber mit Giganten muss man etwas vorsichtig sein. Dirk ist auf jeden Fall ein Gigant. Er ist einer der besten Spieler unserer Sportart. Auch, weil er den Basketball verändert hat mit seiner Spielart, seiner Technik und seiner Persönlichkeit. Detlef Schrempf hat unheimlich viel für unseren Sport in Deutschland gemacht, war ein Vorreiter. Dennis hat seine Rolle stetig erweitert und ist auf einem sehr guten Weg.
Glauben Sie an Ihre Chance, eine ähnliche Karriere hinzulegen?
Paul Zipser: Ich bin noch ganz am Anfang und denke noch gar nicht so weit.
Ist der Unterschied zwischen MLS und europäischem Fußball so groß wie der zwischen NBA und dem Basketball in Europa?
Paul Zipser: Hier werden die individuellen Stärken wie Schwächen viel mehr ausgenutzt. In jedem Spiel verteidigst du in der NBA Spieler, die komplett anders sind. Das ist in Europa nicht so. Dort können meistens alle Spieler werfen, dribbeln, rebounden und verteidigen.
Auf einem anderen Niveau.
Paul Zipser: Wenn du den besten Passer, den besten Schützen und den besten Rebounder zusammensetzt, ist es extrem schwer, das zu verteidigen. Irgendetwas muss man in seinem Spiel dann herschenken, um den Gegner zu stoppen. Wir haben unter Sveti (Svetislav Pesic) bei Bayern versucht, mit der Philosophie ins Spiel zu gehen, jeden Wurf für den Gegner schwer zu machen. Das ist in der NBA unmöglich. Wenn man nur über das Spiel an sich und nicht über die Individuen spricht, ist es ein viel schnelleres und athletischeres Spiel als in Europa.
Was können Sie am besten?
Paul Zipser: Vielleicht bin ich der Typ, der hinten einfach mal einen Gegenspieler stoppt, kommuniziert und Energie bringt. Ich versuche durch Sprints mal Tempo reinzubringen, selbst wenn die letztlich nichts einbringen. Und vorne möchte ich die offenen Würfe nehmen und treffen.
5,5 Punkte und 2,8 Rebounds im Schnitt pro Spiel – sind Sie zufrieden mit Ihrer ersten NBA-Saison?
Paul Zipser: Ja, die Saison ist ungefähr so verlaufen, wie ich es mir erhofft habe. Ich wusste von Beginn an, dass es schwer werden wird, in die Rotation der Bulls zu kommen. Ich wusste aber auch, dass ich meine Chance bekommen werde – allerdings erst recht spät in der Saison. Genau so ist es auch gekommen. Für einen Rookie habe ich insgesamt viel Spielzeit bekommen.