Frankfurt/Main. Mesut Özil wird in diesem Jahr kein Fußball mehr spielen, der Nationalspieler hat sich einen Teilabriss des Außenbandes im linken Kniegelenk zugezogen. Wann Kapitän Bastian Schweinsteiger zurückkehrt, ist nach wie vor offen. Andre Schürrle konnte am Mittwoch nicht mit dem Team trainieren.

Bundestrainer Joachim Löw hat vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel in Polen plötzlich Personalprobleme. Mesut Özil musste am Mittwoch wegen Schmerzen im linken Knie zu einer Kernspinuntersuchung nach München reisen. Die bittere Diagnose: Der deutsche Fußball-Nationalspieler hat sich einen Teilabriss des Außenbandes im linken Kniegelenk zugezogen.

Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach der Untersuchung bei Nationalmannschafts-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt mit. Özil war verletzt zum Treffpunkt des Weltmeister-Teams nach Frankfurt/Main angereist. Nach Angaben der medizinischen Abteilung des DFB fällt der 25 Jahre alte Profi vom FC Arsenal zehn bis zwölf Wochen aus. Özil kann damit auch in den anstehenden EM-Qualifikationsspielen in Polen und gegen Irland nicht mitwirken.

André Schürrle blieb auch am zweiten Tag der Vorbereitung zu individuellen Einheiten im Hotel. Ob der an einem grippalen Infekt erkrankte Schalker Julian Draxler noch rechtzeitig für das Duell am Samstag (20.45 Uhr/live in unserem Ticker) in Warschau zur Nationalmannschaft nachreisen kann, war weiter unklar.

Schweinsteiger wird wohl erst in 2015 wieder für die DFB-Elf auflaufen

Löw hatte am Mittwoch somit nur noch 14 fitte Feldspieler und drei Torhüter im Training. Über eine mögliche Nachnominierung sollte im Laufe des Mittwochs befunden werden. Gerade im Mittelfeld muss Löw nun angesichts des wahrscheinlichen Özil-Ausfalls improvisieren. Verletzt fehlen beim Doppelspieltag gegen Polen und drei Tage später in Gelsenkirchen gegen Irland ohnehin die Weltmeister Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira sowie Marco Reus und Mario Gomez.

Besonders die Personalie Scheinsteiger bleibt Dauerthema: "Es geht ihm natürlich nicht so gut, weil er nicht fit ist", berichtete Manuel Neuer über seinen Bayern-Kollegen und Nationalmannschaftskapitän: "Er möchte unbedingt zurückkommen." Doch Schweinsteiger, der Probleme an der Patellasehne nicht in den Griff bekommt, muss sich gedulden. Auch die letzten Länderspiele in diesem Jahr am 14. November gegen Gibraltar und vier Tage später in Spanien kommen für den Münchner Weltmeister als Comeback-Termin wohl nicht mehr als Ziel infrage.

"Der Kontakt ist natürlich da, auch wenn man nicht täglich anruft", berichtete Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. "Man hofft natürlich auf baldige Genesung, aber eine klare Prognose hat man nicht. Warten wir einfach mal ab", bemerkte Bierhoff: "Es macht nur Sinn, wenn er 100 Prozent fit ist und dann wieder einsteigt." Bierhoff hat beobachtet, dass der 108-malige Nationalspieler Schweinsteiger auf der einen Seite ungeduldig sei. "Auf der anderen Seite weiß er, dass er aus einem schwierigen Jahr kommt. Er will sich die nötige Zeit nehmen, um fit zu werden", berichtete der Manager.

Löw hat keine "Weltklasse-Spieler wie Sand am Meer" 

Ein Ausfall Özils und Schürrles würde Löw zu größeren Umbauarbeiten zwingen. Im Training rückte am Mittwoch Lukas Podolski auf die linke Mittelfeldseite. Bei einer Übungsform agierte er mit Thomas Müller, Christoph Kramer und Toni Kroos in einer Viererkette. Gesucht würde allerdings ein weiterer Mittelfeldmann - sofern Mario Götze wie erwartet davor als Spitze agiert. Kandidaten wären der Hoffenheimer Sebastian Rudy als defensive Variante oder Neuling Karim Bellarabi.

In einem am Mittwoch veröffentlichten FIFA-Interview hatte Löw bereits vor der aktuellen Entwicklung über die generelle Personallage gesprochen. "Auf einigen Positionen haben wir schon auch Probleme. "Wie Sand am Meer", wie oft zu hören ist, gibt es auch bei uns keine Weltklasse-Spieler. Aber wir haben einige außergewöhnliche Talente, das stimmt schon", sagte Löw in dem Gespräch mit dem Weltverband.

Löw: "Wir beginnen wieder bei Null"

"Nach einer WM, die kräfteraubend für alle Spieler ist, gibt es immer mal Situationen, bei denen Spieler kurzfristig ausfallen, weil sie sich verletzen. Von daher bin ich nun in den Monaten Oktober und November auf Wechsel eingestellt", sagte Löw. Dennoch hatte er überraschend nur 20 statt 23 Akteure in sein mittlerweile reduziertes Aufgebot berufen.

Einen Weltmeister-Bonus kann Löw in der EM-Qualifikation nicht erkennen. "Sagen wir mal so: So schön der Titel ist und so viel er einem gibt, nun beginnen wir wieder bei Null. Eine WM-Teilnahme, noch dazu bis ins Finale, bringt natürlich einige Herausforderungen für die Zeit danach mit sich", sagte der 54-Jährige. (dpa)