München. . Nach seinem spektakulären Rücktritt aus Frankreichs Nationalteam feiert der Bayern-Star am Samstag gegen den VfB Stuttgart sein Bundesliga-Comeback. Doch auch der Dribbelkünstler weiß: Er ist beim Rekordmeister mittlerweile nur noch einer von vielen sehr guten Fußballern, aber nicht mehr der unumstritten beste.
Es war als Fußballprofi nicht leicht in den vergangenen beiden Wochen, ohne Einsatz in einer Nationalmannschaft die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Franck Ribéry hat es geschafft, aber darauf hätte er gerne verzichtet. Er ist nun froh, dass der Wirbel, den sein Rücktritt aus der französischen Nationalelf ausgelöst hat, nun erst einmal wieder in den Hintergrund rückt. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern München gehört am Samstag gegen den VfB Stuttgart höchstwahrscheinlich wieder zum Kader, zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison.
Die Patellasehnenprobleme, die ihn vor dem Bundesligaauftakt gestoppt hatten, sind fast behoben. „Er konnte in den letzten zehn Tagen fast ohne Schmerzen trainieren“, sagte Trainer Pep Guardiola am Freitag. Ribéry ließ ausrichten, er fühle sich fit für sein Comeback, „jetzt brauche ich Rhythmus.“ Das war Anfang der Woche, als in Frankreich noch heftig darüber diskutiert wurde, ob die Entscheidung, noch für die Équipe Tricolore aufzulaufen, überhaupt ein Spieler selbst treffen darf.
„Voll und ganz auf den FC Bayern konzentrieren“
Ribéry versucht, nicht länger an dieses für ihn ärgerliche Thema zu denken. Er wolle nichts mehr dazu sagen, erklärte er im Interview der „Welt“, sondern sich „voll und ganz auf den FC Bayern konzentrieren“. Für ihn ist es wie ein Neustart, ein Jahr nachdem er zu Europas Fußballer des Jahres geworden war.
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Lange Zeit waren die Münchner abhängig von Ribéry, von seinen Einzelaktionen, später konnte er die Last ein bisschen teilen. Mittlerweile aber stellt sich die Frage, wie wichtig Ribéry überhaupt noch ist für den FC Bayern. Er steht im Schatten von Arjen Robben, manchmal vielleicht sogar in dem von Thomas Müller. Und nun gibt es mit Xabi Alonso im Mittelfeld noch so einen, der zum Dominator taugt. Ribéry ist einer von vielen sehr guten Fußballern, aber nicht mehr der unumstritten beste.
Trainer Pep Guardiola weiß, dass der sensible Franzose das Gefühl haben muss, das uneingeschränkte Vertrauen des Klubs zu spüren. Er lobt ihn deshalb oft: „Franck hat diese Qualität mit und ohne Ball.“ Aber manchmal übertreibt es Ribéry beim Versuch, es besonders gut zu machen. Dann missachtet er die taktischen Anweisungen des Trainers, und das wiederum gefällt Guardiola nicht. Dass Ribéry meist dann zu sehr die eigene Leistung und zu wenig die der Mannschaft im Blick hat, wenn ihm das Selbstbewusstsein fehlt, macht es für ihn nicht leichter. So wie in der Rückrunde der vergangenen Saison, als Ribéry weit von seiner Bestform entfernt gewesen war. Es hatte großes Rätselraten gegeben, was ihn derart beschäftigte, dass er Rhythmus und Spielfreude verloren hat. „Wir sind keine Maschinen“, sagte er damals. „Ich bin 31, manchmal braucht man ein bisschen Pause.“
Auszeiten für Körper und Psyche
Sein Körper nimmt sich diese regelmäßig, in den vergangenen Jahren plagten den Franzosen meist nur kleinere Blessuren. Aber auch mental benötigt der sensible Fußballkünstler Auszeiten. Bei der Suche nach dem Knackpunkt in der letzten Saison kam man auf Cristiano Ronaldo. Der Portugiese war Anfang des Jahres zum Weltfußballer gekürt worden, eine Auszeichnung, die sich Ribéry so sehr gewünscht hatte. Karl-Heinz Rummenigge befürchtete, dass der nicht gewonnene Titel „im Hinterkopf eine Rolle“ gespielt habe. In dieser Saison dürfte ihn dies zumindest nicht aus dem Tritt bringen, denn für diesen Preis kommt er nach der ersten Halbserie erst gar nicht in Frage.