New York. . Kei Nishikori und Marin Cilic bezwingen Novak Djokovic und Roger Federer im Halbfinale. Erstmals seit den Australian Open 2005 steht damit keiner der Grpßen Vier – Djokovic, Nadal, Federer und Murray – im Endspiel.

Der Wetterbericht hatte heftige Gewitter vorhergesagt, doch es goss nur ungefähr eine Stunde lang; das war eher harmlos. Blitz und Donner kamen diesmal nicht von oben, sondern aus der Kabine, in Gestalt der Herren Nishikori und Cilic. Der eine versperrte Novak Djokovic den Weg (6:4, 1:6, 7:6, 6:3), der andere fuhr Roger Federer mit lautem Krachen in die Parade (6:3, 6:4 6:4).

Schwer zu sagen, welche Niederlage mehr verblüffte. Die von Novak Djokovic in der brütenden Hitze des frühen Nachmittags gegen Nishikori? Der sah zwar zwischen den strapaziösen Ballwechseln manchmal so aus, als sei er am Ende, worüber sich allerdings niemand gewundert hätte nach zehn Sätzen in achteinhalb Stunden Spielzeit in den beiden Runden zuvor. Aber der Anblick täuschte auf eine Art, die schon der von Nishikori besiegte Stan Wawrinka beobachtet hatte: „Er sieht aus, als sei er tot, und dann rennt er wieder.“

Das Beste war nicht gut genug

Djokovic rannte auch, aber er tat sich sichtlich schwerer mit den Bedingungen, und er kam einfach nicht am Japaner vorbei. Die Statistik wies hinterher in fast allen Bereichen bessere Werte für ihn selbst aus, aber es reichte dennoch nicht, weil Nishikori in den Sätzen drei und vier nahezu alle wichtigen Punkte machte. Er habe versucht, sein Bestes zu geben, meinte Djokovic hinterher sichtlich bedient, aber sein Bestes sei nicht gut genug gewesen. „Außer im zweiten Satz war mein Spiel nicht ansatzweise so, wie ich es gern gehabt hätte. Ich war einfach nicht ich selbst.“

Dabei hatte Nishikori ein paar Tage vor Beginn der US Open noch nicht gewusst, ob er überhaupt mitspielen sollte. Er hatte sich eine Zyste unter dem rechten Fuß entfernen lassen und hatte nicht im Traum daran gedacht, dass angesichts dieser Vorbereitung ein vernünftiges Turnier spielen würde, vom ersten großen Finale seines Lebens gar nicht zu reden.

Halb Japan nachts vor dem TV

Michael Chang, sein Coach, riet ihm zu und meinte, er solle es doch einfach probieren, dann werde man ja sehen. Tja, und nun wird halb Japan wieder eine Nachtschicht vor dem Fernseher verbringen. Mal sehen, ob Chang auch im Finale wieder die Kappe mit der Werbung für einen Pizza-Service tragen wird – der Mann war schon immer Pragmatiker.

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Dem anderen Sieger des Tages ging es fast noch besser. Marin Cilic erwischte einen jener Tage, an denen man mit geschlossenen Augen Nägel in die Wand hauen kann. Besser habe er in seinem Leben nie gespielt, meinte er hinterher, es sei unglaublich gewesen. Das fand Federer auch. Cilic servierte dermaßen gut, dass dessen Coach Goran Ivanisevic auf der Tribüne glauben konnte, er sehe sich selbst in seinen besten Zeiten zu.

Spektakuläre Schluss-Szene

Diese in dieser Form nie erwartete Demonstration der Stärke des vermeintlichen Außenseiters erinnerte an das Finale des Jahres 2000, in dem Marat Safin den großen Pete Sampras mit fast dem gleichen Ergebnis erledigt hatte. Federer jedenfalls meinte hinterher, er habe das Gefühl gehabt, Cilic spiele immer mit dem Wind, er selbst dagegen.

Das Match des Kroaten gegen den Schweizer endete mit einer spektakulären Schluss-Szene. Die ging so: Ass. Ass. Ass. Matchball. Rückhand-Granate, Spiel, Satz und Sieg. Wer will also behaupten, es habe kein Gewitter gegeben an diesem Tag?