Düsseldorf. . Noch einmal treffen sich alle 23 deutschen Fußball-Weltmeister. In Düsseldorf geht es am Mittwochabend um das Spiel gegen Argentinien, um die Verabschiedung von Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose. Aber auch um Fragen, die die Zukunft der Nationalelf betreffen.

Oliver Bierhoff schaut sich kurz um, dann hat er den richtigen Weg zur Glastür gefunden. Die Tür öffnet sich, Bierhoff tritt ins Freie, die Tür summt leise zu und hinter dem Manager der Fußball-Nationalmannschaft bleibt zurück: das Reich der Sterne.

Das darf man ruhig ein wenig doppelsinnig verstehen. Einerseits hält die Nationalelf, wenn sie in Düsseldorf ist, traditionell bei ihrem Autosponsor Hof. Andererseits geht es in dieser Woche mit zwei Länderspielen darum, aus dem Reich der Sterne zurückzufinden in den Alltag.

Es wird nicht leicht werden, denn die erste Wochenhälfte gehört untrennbar zum deutschen WM-Sommer. Deutschland hat den Titel geholt, Deutschland hat jetzt vier Sterne auf dem Trikot und natürlich ist der vierte, der neue Stern gut 50 Tage nach dem 1:0 über Argentinien im WM-Finale allgegenwärtig. Der DFB hat Bierhoffs Podium in Düsseldorf von zwei Säulen flankieren lassen, viermal prangt dezentes Gold auf edlem Braun.

Löw will sich am Dienstag zum Kapitän-Amt äußern

Man hätte es sich ja auch nicht besser malen können: Die Nationalelf spielt am Mittwoch um 20.45 Uhr, die ARD zeigt’s live, und der Zufall hat es gewollt, dass es gegen den Finalgegner von Rio geht. Dann werden vor der Partie mit Philipp Lahm, dem Kapitän, Miro Klose, dem Torjäger und Per Mertesacker, dem Abwehrturm, auch noch drei Spieler verabschiedet, die dieses Weltmeister-Team geprägt haben. Alle kommen sie deshalb nach Düsseldorf, alle 23 Helden des Sommers. Wenn auch die drei Aussteiger nicht mehr auflaufen werden, wenn auch Mats Hummels und Mesut Özil passen müssen, wenn auch Jerome Boatengs und Sami Khediras Einsätze fraglich sind: Dieses Spiel gehört noch einmal ins Reich der Sterne.

Und dann wartet der Alltag.

„Diesen Spagat zu schaffen, wird nicht einfach“, räumt Keeper Manuel Neuer ein. Aber schon am Sonntag geht es gegen Schottland in Dortmund (ab 20.45 Uhr live in unserem Ticker) um Punkte für die EM-Qualifikation. „Für die Schotten ist es das Spiel des Jahres“, ahnt Neuer und wirkt dabei, als sei ihm bewusst, dass das künftig auf ungefähr jeden Gegner zutreffen wird.

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Tatsächlich wird sich der DFB, wenn am Mittwoch der emotionale Schlussstrich unter die WM gezogen ist, mit einer ganzen Reihe von Veränderungen auseinander setzen müssen. Joachim Löw muss einen neuen Kapitän bestimmen, an diesem Dienstag will Löw sich zu dieser Thematik äußern, ebenso zur Frage eines neuen Co-Trainers.

45 000 beim Training im Düsseldorfer Stadion

Manuel Neuer jedenfalls würde die Binde übernehmen, wenn der Trainer ihn fragen sollte, Mats Hummels, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira sicherlich auch. Wichtiger allerdings werden andere Themen sein: Wen holt Löw als Co-Trainer ins Boot? Wie arbeitet der Weltmeister-Trainer mit seinem bisherigen Assistenten Hansi Flick zusammen? Jetzt, da es um strategische Dinge geht, weil Flick Sportdirektor und damit Löws Chef geworden ist? Und schließlich sind in der Mannschaft drei frei gewordene Schlüsselstellen neu zu besetzen.

Aber Oliver Bierhoff wäre wohl nicht Oliver Bierhoff, wenn er in diesen Fragen nicht grenzenlosen Optimismus versprühen würde: „Wir“, sagt der Teammanager, „haben es noch nach jedem Turnier geschafft, die Mannschaft auf die nächste Ebene zu führen.“ Seine Zuversicht, und damit kommt man zurück auf das Argentinien-Spiel, stützt Bierhoff darauf, dass im Kern ja immer noch das WM-Team steht.

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Fantastische Burschen seien das, sagt Bierhoff, in Brasilien sei untereinander „eine Bindung über den Titel hinaus“ entstanden, ja, bis hin zu den Fans. „Der vierte Stern gehört Deutschland“, ruft Bierhoff an dieser Stelle. Wem das zu pathetisch klingt, der sollte am Montag besser nicht ins Düsseldorfer Stadion geschaut haben: 45 000 Menschen waren gekommen, um ihre Weltmeister zu sehen und den Pokal mal anzufassen.

Willkommen zurück im Reich der Sterne.