Essen. . Nach der Weltmeisterschaft ist vor der neuen Saison: Die Vereine schmeißen das Transferkarussell an, sind bereit, viele Millionen für neue Attraktionen auszugeben. Bei den Weltmeistern sind Toni Kroos, Sami Khedira und neuerdings auch Christoph Kramer heiß begehrt.

Volker Struth wird es verkraften können, seinen Urlaub unterbrechen zu müssen. Auf Mallorca erhielt er am Dienstag Besuch von einem seiner wertvollsten Schützlinge. Nationalspieler Toni Kroos flog nach der Feier von der Fanmeile auf die Baleareninsel, um mit seinem Berater letzte Details für den bevorstehenden Wechsel von Bayern München zu Real Madrid zu besprechen. Nun laufen die Ablösegespräche zwischen den Vereinen für den Weltmeister. Die WM ist zwar vorbei, aber für die Berater und Vereine läuft die Hochsaison, in der aberwitzige Millionenbeträge transferiert werden.

Mit ihren starken Auftritten in Brasilien haben sich die Stars in die Schaufenster der Fußball-Kaufhäuser gestellt, die Berater und Agenturen führen. Sehr zu deren Freude, denn zumindest in der Vorrunde waren die WM-Spiele torreich und spielerisch so gut wie lange nicht mehr. Und so eine WM wirkt mitunter wie eine komplette Saison: Der Marktwert des überragenden Spielers steigt an, was abgebende Vereine und Berater angesichts siebenstelliger Provisionen auf Wolke sieben schweben lässt. Der Sportler selbst kommt auch nicht zu kurz, darf sich künftig seine Beinarbeit mit Nettogehältern in Millionenhöhe vergüten lassen.

Europas Fußball-Beletage lächzt nach Attraktionen

In den finanzstärksten Ligen Europas wollen die Vereine in gut fünf Wochen zum Saisonstart ihre Fans neue Attraktionen bieten – und sind dafür bereit, hohe Summen auszugeben; erst recht, wenn sie reiche Scheichs oder Öl-Milliardäre im Hintergrund haben.

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Bereits vor der WM machte Paris St. Germain den Brasilianer David Luiz (Chelsea) für 50 Millionen Euro zum wertvollsten Abwehrspieler der Welt. Ob sich Uruguays Luiz Suárez über den Titel als teuerster Transfer des Sommers freuen darf, ist unklar. Die Ablöse, die der FC Barcelona für seinen neuen Stürmer an den FC Liverpool transferiert, schwankt zwischen 75 und 94 Millionen Euro. Real Madrid könnte noch dazwischenfunken: Der Kolumbianer James Rodriguez steht auf dem Sprung nach Spanien, die Königlichen sollen die Forderung des AS Monaco schon von 115 auf 85 Millionen gedrückt haben. Bei Costa Ricas Torhüter Keylor Navas haben die Madrilenen eine Option gezogen, ihn für zehn Millionen Euro aus Levante loszueisen; er setzt sich also nicht in München auf die Bank.

Deutsches Quartett bei Arsenal

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Beträge, die für deutsche Spieler utopisch klingen, obwohl sie als Weltmeister ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben. Sami Khedira (Real Madrid) folgt wohl dem Chilenen Alexis Sánchez nach London und ergänzt das deutsche Lager beim FC Arsenal (Özil, Podolski, Mertesacker) für verhältnismäßig schlappe 25 Millionen Euro. Um die und vielleicht ein paar noch mehr verhandeln gerade Bayern und Real bei Toni Kroos, der allerdings auch nur noch ein Jahr Vertrag hat beim Rekordmeister an der Säbener Straße.

Als Schnäppcheneinkäufe entpuppen sich da Matthias Ginter, dessen Wechsel vom SC Freiburg für etwa zehn Millionen Euro bevorsteht, oder Senkrechtstarter Christoph Kramer, um dessen Diensten sich der SSC Neapel für gleichviel Geld bemüht. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl verkündete schon im Trainingslager am Tegernsee, die 23 Jahre alte Leihgabe von Bayer Leverkusen halten zu wollen, „aber man kann ja keinen Spieler zwingen, etwas zu tun.“