Santo Andre. . Sie waren das Sommermärchen 2006. Sie sind die Rivalen 2014: Deutschland gegen USA ist vor allem das Duell des aktuellen Bundestrainers mit seinem Vorgänger. Ein Vergleich.

Es sind Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben: Jürgen Klinsmann und Joachim Löw bei der deutschen Nationalhymne, Arm in Arm, Ton in Ton im hellblauen Hemd. Oder dieses: Jürgen Klinsmann und Joachim Löw im Juli 2006 vor einer halben Million Menschen am Brandenburger Tor. Seite an Seite im gleichen T-Shirt: „Danke Deutschland“ stand darauf in Schwarz, Rot und Gold. Die Jubelfeier in Berlin am Tag nach dem Sieg im Spiel um Platz 3 bei der Heim-WM blieb der letzte große gemeinsame Auftritt.

Den Fußball reformieren

Klinsmann beendete sein Engagement als Bundestrainer, das er zusammen mit seinem Assistenten Löw 2004 eingegangen war, um die darbende Fußball-Nation zu reformieren. Noch immer wirken diese Bilder als seien sie gestern entstanden. Vermutlich, weil noch sehr viel Klinsmann in diesem Deutschland steckt. Bizarr, dass ausgerechnet er nun für eine historische deutsche Niederlage sorgen könnte.

Denn Klinsmann (49) ist mittlerweile Nationaltrainer der USA. Und wer auch immer Regie führt im Bereich Schicksal, hat Humor, die deutsche und die amerikanische Auswahl mit ihren beiden Trainern in einer Gruppe zusammenzuführen und sie nun sogar um den Gruppensieg spielen zu lassen. Der Verlierer könnte sogar nach Hause fahren müssen. Das ist Deutschland bei einer WM-Vorrunde in mehr als 50 Jahren noch nicht passiert. Zwischen Löw (54) und Klinsmann, den Freunden, den Rivalen, geht es um viel. Es ist auch ein Duell um die Frage, wer Lehrmeister und wer Lehrling ist.

Fakt ist: Zusammen waren sie ein erstaunlich gutes Team. Beim Trainerlehrgang 2000 lernten sich beide kennen. Klinsmann mochte, wie Löw über Fußball denkt. Als er, empfohlen von seinem heutigen Co-Trainer Berti Vogts, zum Bundestrainer aufstieg, lehnte er den Wunschkandidaten des Verbandes, Holger Osieck, ab und installierte Löw. Beide zusammen begannen ihre Revolution gegen alle Widerstände.

Wie in einer Frauenzeitschrift

Klinsmann engagierte Psychologen und Fitness-Trainer, die aus Amerika lustige grüne Gummibänder mitbrachten. Deutschland lachte, heute ist das längst Normalität. Klinsmann schuf den Posten des Nationalmannschafts-Managers und besetzte ihn mit Oliver Bierhoff. Er machte aus der Nationalelf das, was sie heute ist: eine Fußball-Elite als makelloses Werbe-Produkt, dessen Trainer nicht in Ballonseide an der Linie stehen, sondern mit ihren taillierten Hemden nicht nur in Fachmagazinen, sondern auch in Frauenzeitschriften auftauchen. Klinsi und Jogi – Lieblinge der Nation. Aber nicht sofort.

Der Fluss Joao de Tiba trennt die Halbinsel Santo Andre vom Rest der Küste. Hier haben die deutschen Fußballer ihr Quartier aufgeschlagen. Bierhoff hat es ausgesucht. Nun sitzt er dort im Polohemd, Klimaanlagen kühlen die Luft herunter. Er sagt: „Ich kann mich noch erinnern, wie wir vom Ligaausschuss beschimpft wurden, was das solle mit den Amerikanern und Psychologen“, blickt der Manager, groß geworden in Essen, zurück: „Zwei Jahre später fanden die sich bei den meisten Bundesligisten.“

„Klinsmann ist in den vergangenen Jahren noch mehr Trainer geworden“

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Der Siegeszug von Klinsmann und Löw durchs Land wurde von Regisseur Sönke Wortmann mit der Kamera begleitet und durch den Film „Deutschland – ein Sommermärchen“ in die Wohnzimmer transportiert. Klinsmann hatte den Film vor Erscheinen nie gesehen, er bereut ihn heute, weil in ihm ein Eindruck entsteht, der bis heute geblieben ist: Klinsmann der stumpfe Motivator, Löw das taktische Gehirn. „Man wird Jürgen nicht gerecht, wenn man ihn nur als Motivator bezeichnet“, sagt Bierhoff, räumt aber ein, dass „Klinsmann in den vergangenen Jahren noch mehr Trainer geworden“ sei. So mag auch Klinsmann, dessen Karriere als Vereinstrainer nach zehn Monaten bei Bayern München grandios gescheitert war, wahrgenommen werden. Die Chance, das zu zeigen, bietet sich ihm am Donnerstag in Recife.

Trotz aller drohenden Rivalität sind beide immer freundschaftlich verbunden geblieben, der Jogi aus Au-Wittnau im Breisgau und der Klinsi, wohnhaft in Huntington Beach, Kalifornien. „Das Verhältnis ist immer gut gewesen und wird auch so bleiben“, sagt Löw. „Bei mir kommen viele Emotionen rein bei diesem Spiel“, sagte Klinsmann schon vor dem Turnier. Er hat den Amerikanern einen neuen Stil verpasst. „Die Frage war: Wie kann man eine Spielphilosophie entwickeln, die sich in der amerikanischen Kultur wiederfindet? Amerikaner wollen vorangehen, Entscheidungen treffen“, erklärt Klinsmann. Welche Einflüsse Kultur und Gesellschaft auf den Fußball des jeweiligen Gegners haben, wissen auch die Deutschen. Durch Chefscout Urs Siegenthaler. Klinsmann verpflichtete ihn.

„Wir zehren immer noch von der Zeit“, sagte jüngst Abwehrmann Per Mertesacker, schon Spieler unter Klinsmann. Er wird am Donnerstag in der Kabine stehen, Arm in Arm mit den Kollegen. Ein Ersatzspieler wird eine Motivations-Rede halten. Das ist jetzt wieder eingeführt worden. Die Idee hatte Klinsmann, damals im Jahre 2006, als er Deutschland auf den rechten Weg brachte.

Ausgefallene Tattoos der Fußballer

Der US-amerikanische Nationalspieler ...
Der US-amerikanische Nationalspieler ... © imago
... Jermaine Jones, der bei Schalke 04 ...
... Jermaine Jones, der bei Schalke 04 ... © dpa
... unter Vertrag stand, geizt nicht ...
... unter Vertrag stand, geizt nicht ... © imago/Xinhua
... mit seinen Tattoos.
... mit seinen Tattoos. © Getty
Der Brasilianer Luiz Gustavo hat gleich mehrere ...
Der Brasilianer Luiz Gustavo hat gleich mehrere ... © imago
... Tattoos. Auf seinem Rücken ...
... Tattoos. Auf seinem Rücken ... © imago
... steht ,,Gott ist treu
... steht ,,Gott ist treu" geschrieben. © imago
Auch der italienische Nationalspieler ...
Auch der italienische Nationalspieler ... © Getty
... Daniele De Rossi kann anscheinend ...
... Daniele De Rossi kann anscheinend ... © Getty
... kaum genug von dieser ...
... kaum genug von dieser ... © Getty
... Körperbemalung bekommen.
... Körperbemalung bekommen. © imago
Der Brasilianer Dani Alves ...
Der Brasilianer Dani Alves ... © imago
... hat schon keinen Platz mehr auf den Armen. Deshalb geht es wohl auf Bauch und Brust weiter.
... hat schon keinen Platz mehr auf den Armen. Deshalb geht es wohl auf Bauch und Brust weiter. © imago
Kevin Großkreutz zeigt ...
Kevin Großkreutz zeigt ... © imago
... seine Liebe zu Dortmund durch ein Tattoo der Dortmunder Skyline..
... seine Liebe zu Dortmund durch ein Tattoo der Dortmunder Skyline.. © imago
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng.
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng. © dpa
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng.
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng. © imago
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng.
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng. © Getty
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng.
Der deutsch-ghanaische Fußballspieler Kevin-Prince Boateng. © imago
Der deutsche Abwehrspieler Jérôme Boateng.
Der deutsche Abwehrspieler Jérôme Boateng. © dpa
Der deutsche Abwehrspieler Jérôme Boateng.
Der deutsche Abwehrspieler Jérôme Boateng. © imago
Der deutsche Abwehrspieler Jérôme Boateng.
Der deutsche Abwehrspieler Jérôme Boateng. © imago
Der Niederländer Nigel de Jong.
Der Niederländer Nigel de Jong. © dpa
Der Niederländer Nigel de Jong.
Der Niederländer Nigel de Jong. © Getty
Das Tattoo von Superstar Lionel Messi (Argentinien). Sein Sohn heißt Thiago.
Das Tattoo von Superstar Lionel Messi (Argentinien). Sein Sohn heißt Thiago. © imago
Das Tattoo von Superstar Lionel Messi (Argentinien). Sein Sohn heißt Thiago.
Das Tattoo von Superstar Lionel Messi (Argentinien). Sein Sohn heißt Thiago. © imago
Das sind die Beine des belgischen ...
Das sind die Beine des belgischen ... © imago
... Nationalspielers Kevin Mirallas (l.).
... Nationalspielers Kevin Mirallas (l.). © imago
Der Brasilianer Dante Bonfim ...
Der Brasilianer Dante Bonfim ... © imago
... hat den Namen seiner Tochter auf dem Unterarm tätowiert.
... hat den Namen seiner Tochter auf dem Unterarm tätowiert. © imago
Auch der deutsche Mitttelfeldspieler André Schürrle ...
Auch der deutsche Mitttelfeldspieler André Schürrle ... © imago
... hat mehrere Tattoos.
... hat mehrere Tattoos. © imago
Brasiliens Superstar Neymar hat ein Bibelzitat auf der Brust stehen. Auf ...
Brasiliens Superstar Neymar hat ein Bibelzitat auf der Brust stehen. Auf ... © Getty
... seinem Hals steht auf portugiesisch ,,alles geht vorbei
... seinem Hals steht auf portugiesisch ,,alles geht vorbei" geschrieben. © imago
Der Portugiese Raul Meireles ...
Der Portugiese Raul Meireles ... © imago
... geizt nicht mit Tattoos, wie man ...
... geizt nicht mit Tattoos, wie man ... © Getty
... auch an seinen Beinen ...
... auch an seinen Beinen ... © Getty
... erkennen kann.
... erkennen kann. © Getty
Der kroatische Nationalspieler Mario Mandzukic.
Der kroatische Nationalspieler Mario Mandzukic. © imago
Der tätowierte Arm des  ...
Der tätowierte Arm des ... © Getty
... niederländischen Nationalspielers Wesley Sneijder.
... niederländischen Nationalspielers Wesley Sneijder. © imago
Wesley Sneijder aus den Niederlanden.
Wesley Sneijder aus den Niederlanden. © Getty
Wesley Sneijder (l.) aus den Niederlanden.
Wesley Sneijder (l.) aus den Niederlanden. © Getty
Mathieu Debuchy (Frankreich) gehört ...
Mathieu Debuchy (Frankreich) gehört ... © imago
... ebenfalls zu den Tattoofans.
... ebenfalls zu den Tattoofans. © Getty
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