Santo Andre. . Mats Hummels fühlt sich wohl in der Nationalmannschaft und will im DFB-Team Verantwortung übernehmen. So wie bei Borussia Dortmund. Deshalb hat der Innenverteidiger sein sein Draufgängertum gegen maximale - quasi gegen “matsimale“ Seriosität eingetauscht. Am Montag verteidigt Hummels an der Seite von Per Mertesacker gegen Portugal.
Wie dringend die Mission ist, war nicht zu übersehen. Sirenen rüttelten das verschlafene Porto Seguro wach, Blaulicht zuckte durch die frühe Dunkelheit des brasilianischen Winters und warf in den beschaulichen Strandrestaurants unterhalb der einspurigen Straße die dringende Frage auf, warum zum Henker der G8-Gipfel ausgerechnet jetzt an der brasilianischen Ostküste stattfinden würde.
Dabei galt das enorme Aufgebot den deutschen Fußballern. Beschützt vor den Gefahren dieses Städtchens, die sich mehrheitlich auf zuneigungsbedürftige Straßenhunde und Stechmücken beschränken, begab sich die Nationalmannschaft am Samstagabend auf den Weg zum Flieger Richtung Salvador, wo am Montag ((Mo., 18 Uhr/ARD und in unserem Liveticker)) im ersten deutschen Vorrundenspiel dieser WM gegen Portugal ein Sieg eingefahren werden soll. Mit an Bord ein Mann, der für diese Aufgabe beste Referenzen vorweist: Mats Hummels.
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Der Dortmunder Innenverteidiger hat diesen Abend im Juni 2012 nicht vergessen und mutmaßlich wird das für immer so bleiben. Es war eine Art Durchbruch in der Nationalmannschaft. Eigentlich hätte er gar nicht spielen sollen, Bundestrainer Joachim Löw hatte sich eine andere Paarung ausgeguckt für die EM in Polen und der Ukraine. Aber einer seiner loyalsten Wegbegleiter Per Mertesacker schaffte es nach überstandener Verletzung nicht, Zweifel an seinem sportlichen Top-Zustand zu beseitigen.
Deshalb spielte Mats Hummels, von dem es bis zu diesem Zeitpunkt zwei gegeben zu haben schien. Einen, der in Dortmund mit seinen überragenden Leistungen zum Kopf einer Meistermannschaft reifte. Und einen, der umgeben von der nationalen Elite so sehr darum bemüht war, alles richtig zu machen, dass das viel zu selten gelang. Mal wirkte er selbst verkopft, mal wurden er und seine Defensiv-Kollegen von den Vorderleuten allein gelassen. Aber häufig stand am Ende eines Länderspiel-Abends die Frage, was da eigentlich genau mit der Defensive los war.
Doch an jenem Juni-Abend in Lemberg rückte der heute 25-Jährige in die Mannschaft, bestritt sein erstes EM-Spiel und ließ die portugiesischen Angriffsbemühungen an sich abprallen, dass es Portugal ein Graus war. Deutschland hatte die schwarz-gelbe Ausgabe von Hummels zu sehen bekommen - und war verzückt. „Das war einer dieser Tage, an denen man das Gefühl hat, der Ball fliegt immer dahin, wo man ihn gerade braucht“, sagte Hummels jüngst in einem Interview, „das sind wunderschöne Tage“. Tage, die aus einem selbstbewussten und wohl auch deshalb überkritisch beäugten Spieler ein geachtetes Mitglied dieses erlesenen Kreises machten.
DFB-Defensive kann Ronaldo verteidigen
Er fühlt sich wohl in der Nationalmannschaft, will Verantwortung übernehmen. Manches Mal in der Vergangenheit wollte er aber zuviel. Deshalb hat er sein Spiel beim DFB ein wenig umgestellt. Im Halbfinale der EM 2012 gegen Italien begünstigte er ein Gegentor, in dem er zu forsch in einen Zweikampf ging, statt abzuwarten. Risiko-Bereitschaft – auch in der Spieleröffnung - ist in Dortmund grundsätzlich gern gesehen, im deutschen Dress eher nicht. Hummels hat daher sein Draufgängertum gegen matsimale Seriosität eingetauscht. Das führt auch zu einer Harmonisierung des Zusammenspiels des eher nicht als Abenteurers bekannten Per Mertesacker, mit dem Hummels am Montag wohl innen das eigene Tor verteidigen wird. Das wird schwer genug gegen die von Cristiano Ronaldo angeführte portugiesische Mannschaft.
Die Frauen von Jogis Jungs
Der Weltfußballer sorgt im deutschen Lager durchaus für Respekt. Bundestrainer Joachim Löw bietet daher geballte Defensiv-Kraft auf. Auf den Außenpositionen dürfen mit dem Schalker Benedikt Höwedes und dem Münchner Jerome Boateng weitere gelernte Innenverteidiger erwartet werden. Boateng wird es auf seiner rechten Seite mit eben jenem Ronaldo aufnehmen. Es ist eine große Prüfung, die er allerdings schon einmal bestanden hat. An einem Juni-Abend 2012 in Lemberg schaltete er den übergroßen Ronaldo über weite Strecken aus und war beim 1:0-Sieg der beste Mann auf dem Platz - hinter Mats Hummels.
Kommt es im ersten WM-Spiel des Dortmunders wieder so, nimmt die dringende Mission WM-Titel erste zarte Konturen an.