Monte Carlo. . Vor dem Rennen am Sonntag in Monte Carlo hoffen außer Mercedes alle auf ein Ende der Dominanz der Silberpfeile. Bei dem führenden Team bleibt die spannende Frage, wie sich die Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg vertragen. Und Weltmeister Sebastian Vettel steht vor seinem 100. Grand Prix.
Die Vorwürfe gab es schon in Rot, es gab sie in Blau, und jetzt eben in Silber, weshalb die aktuelle Problemstellung der Formel 1 lautet: Macht Mercedes die Formel 1 langweilig? Und wie bei Michael Schumacher und Ferrari oder Sebastian Vettel und Red Bull muss der Vorwurf eigentlich an die Konkurrenz gehen.
Mercedes aber schafft, im Gegensatz zu den anderen erwähnten Dominanzen, selbst Abhilfe: Neben der Frage, ob Champion Vettel doch noch den Anschluss schafft, wird das Spannendste beim Großen Preis von Monaco an diesem Wochenende sein, wie und ob sich die Titelrivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg auch beim Leitplanken-Roulette vertragen.
Unter allen Umständen die Pole holen
Die Fronten sind klar, sie sind verhärtet – und auf dem Wiesbadener, drei WM-Zähler hinter Spitzenreiter Hamilton, lastet ein ähnlicher Druck wie auf Vettel, der in Monte Carlo seinen 100. Grand Prix für Red Bull fährt. Im Straßenkampf von Monaco, das beteuern alle, gehe es nur um Präzision. Das stimmt so nicht: Entscheidend ist auch das Psycho-Rennen.
Schluss soll sein mit dem netten Herrn Rosberg. Viermal Zweiter hinter Lewis Hamilton, das schmerzt die Psyche nicht bloß – das haut richtig rein. Der Vorjahressieger weiß, dass er unter allen Umständen die Pole-Position holen muss. Rosberg versucht, dem Eindruck entgegen zu wirken, dass er verunsichert ist, weil der Kollege den Lauf hat: „Ich ändere nichts an meiner Herangehensweise. Ich brauche nicht viel, um die Sache wieder zu meinen Gunsten zu drehen. Ich muss wieder die Überhand gewinnen, und werde versuchen, das in Monaco zu schaffen.“
Hamilton, der in dieser Saison scheinbar die perfekte Balance zwischen dem Leben als Sportler und Showman gefunden hat, weiß um den eigenen Killer-Instinkt. Diesen Unterschied zwischen den beiden Mercedes-Piloten erklärt er so: „Ich komme aus einem schwierigen Londoner Vorort, habe auf der Couch schlafen müssen. Nico ist in Monaco mit Jets und Booten aufgewachsen – deshalb ist der Erfolgshunger ein anderer. Ich will immer der Hungrigste von allen 22 Formel-1-Fahrern sein. Das muss man auch sein, wenn man Weltmeister werden will.“
Vettel muss sich vom Misserfolg und Teamkollegen emanzipieren
Der Champion von 2008 will aber nicht nur für seine momentanen Siege in Serie gerühmt werden: „Ich will dafür bekannt sein, wie ich kämpfe und wie ich fahre.“ Und die Sache mit der Freundschaft, die mit dem Erfolg leidet, ist für ihn kein großes Ding: „Wir können in diesem Wettbewerb keine besten Freunde sein. Aber wir müssen Respekt voreinander haben.“ Dann erzählt er, dass er monatelang seinen Safe in der Wohnung Rosbergs zwischengelagert habe, und dass so was umgekehrt auch jederzeit möglich wäre.“ Das war’s dann aber auch an Nachbarschaftshilfe.
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Mercedes bleibt auch in Monte Carlo Favorit, selbst wenn es dort nicht so sehr auf die extreme Motorenleistung ankommt. Sebastian Vettel, der nach dem vierten Platz von Barcelona über Bordfunk brüllte, dass man jetzt die richtige Richtung habe, um „den Stern zum Sinken“ zu bringen: „Ich glaube, wir haben das Problem gefunden und behoben.“ Der Heppenheimer mag zwischen der heutigen Mercedes-Überlegenheit und seiner eigenen in den vergangenen Jahren keine Parallele ziehen: „Das ist eine andere Geschichte. Wir sind als Team nie mit fünf Renn-Siegen in die Saison gestartet.“ Er weiß, dass er sich vom Misserfolg emanzipieren muss, und vom unbeschwerten Teamkollegen Daniel Riciardo. Auf den Biss bei seinem 100. Grand Prix angesprochen, gibt Vettel zu, dass er so seine Probleme hatte, sich mit der neuen Wagengeneration anzufreunden.
Aber die Kritik an seiner Einstellung ob der schwierigen Anfangsphase in dieser Saison akzeptiert er nicht: „Meine Motivation hat nicht gelitten. Lust habe ich auf jeden Fall, denn ich habe keine Lust Zweiter zu werden – und daran hat sich nichts geändert.“