Dortmund. Borussia Dortmund stellte beim 4:2-Heimsieg gegen den FSV Mainz 05 einmal mehr seine starke Spätform unter Beweis. Von Durchpusten war nach dem Ende der englischen Wochen aber keine Spur beim BVB. Die Nahziele Vizemeisterschaft und Pokalfinale halten die Spannung hoch bei der Klopp-Elf.
Seit langer Zeit traf wieder ein Shinji in Dortmund, doch die Südtribüne jubelte nicht. Nicht der einstige Publikumsliebling Kagawa, sondern Namensvetter Okazaki war es, der zwei Treffer für Mainz 05 gegen Borussia Dortmund schnürte. Damit schraubte die WM-Hoffnung der „Blue Samurai“ sein Saisontore-Konto auf 13 Zähler hoch und egalisierte damit Kagawas Bundesliga-Rekord als torreichsten Japaner innerhalb eines Spieljahres.
Okazaki, der zugegeben hat, vor Doppelpacks immer Aal gegessen zu haben, ist damit nur noch drei Treffer von Yasuhiko Okuderas Allzeit-Rekord von 26 Treffern (zwischen 1977 und 1986 für Köln und Werder Bremen) entfernt und der treffsicherste Bundesliga-Japaner aller Zeiten zu werden. Auf dem Weg dorthin bekam er am Samstag Dortmunder Hilfe: Bei seinen beiden Treffern im Signal Iduna Park hatten Borussen ihre Füße im Spiel: Hummels fälschte sein zwischenzeitliches 1:1 ab, ein Blackout am eigenen Strafraum von Nuri Sahin sorgte dafür, dass der Kirschblüten-Bomber leichtes Spiel hatte, den 2:2-Ausgleich zu erzielen.
Sahin hätte auf den Fauxpas gerne verzichtet
Am Ende reichten Okazakis Treffer nicht für Mainz, um Punkte aus dem Revier mit nachhause zu nehmen: Der BVB setzte sich hoch verdient mit 4:2 durch und sicherte damit die sichere Qualifikation zur Champions League, sehr zur Erleichterung Nuri Sahins, der nach seinem Patzer am liebsten im Erdboden versunken wäre. „Zwei Vorlagen in einem Spiel sind natürlich nicht so schlecht“, lachte er zunächst, ehe Sahin wieder ernst wurde: „Tausendmal passiert, tausendmal gesehen im Fernsehen, gegen Mainz musste ich das mal am eigenen Leibe erfahren. Eine Erfahrung, auf die man natürlich verzichten kann, aber es gehört leider zum Fußball dazu. Das darf mir natürlich überhaupt nicht passieren.“
Während Sahin ausführt, wie er nach seinem Fehler wieder zurück zu seiner Linie fand, läuft Jürgen Klopp vorbei und klopft dem Mittelfeld-Strategen, der bis zum besagten Fauxpas in Minute 53. eine sehr gute Leistung gezeigt und viele tödliche Pässe gespielt hatte, auf die Schulter. Sein Chefcoach konnte mehr als zufrieden nach der Vorstellung seiner Borussen sein, die viele Torchancen kreierten und trotz des komfortablen Polsters auf Platz vier zu keinem Augenblick nachließen. „Wir wissen alle, dass wir noch ein Pokalfinale vor der Brust haben. Da müssen auf einem Niveau sein, mit dem wir die Bayern schlagen können“, sagte Marco Reus, „dessen sind wir uns bewusst. Deswegen geben wir keinen Meter weniger Gas.“
Fans sind heiß aufs Pokalfinale
Nicht nur nach Abpfiff ertönten „Berlin, Berlin“-Rufe von den Rängen, die deutlich machen, wie heiß Dortmund aufs DFB-Pokalendspiel ist. Ein Titel würde ein Jahr voller Verletzungspech doch noch krönen können. Bis dahin möchte man in der Bundesliga die starke Spätform erhalten und vor dem Erzrivalen Schalke ins Ziel gehen, unterstreicht Sportdirektor Michael Zorc. „Du kannst nicht einfach runterfahren und dann legst du irgendwann den Schalter wieder um und sagt, jetzt ist Endspiel in Berlin. Du musst die Spannung hochhalten. Das tut die Mannschaft das ganze Jahr. Wir haben jetzt keine englischen Wochen mehr. Das heißt, wir können regenerieren und auch trainieren. Das ist eine gute Situation.“
Der BVB ist in den letzten Atemzügen der Saison in einer beeindrucken Verfassung, in der im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid sicher mehr möglich gewesen wäre. Während beim FC Bayern zu sehen ist, dass nach der historisch frühen Sicherung der Meisterschale die Luft etwas raus ist, möchten Sahin und der BVB mit Rückenwind ins Finale in der Hauptstadt ziehen. „Im Fußball kannst du nicht immer Gas geben. Wir hatten eine Phase, da lief es scheiße, jetzt haben wir eine Phase, wo es richtig gut läuft und es Spaß macht, wo wir laufen ohne Ende, wo wir Gas geben, wo wir Tore machen. Jetzt ist die Phase, wo es total Spaß macht. Fußball kann schön sein, oder?“