Mönchengladbach. . Der Wille zur Macht ist bei FIFA-Präsident Joseph Blatter ungebrochen, eine Kandidatur für eine fünfte Amtszeit mehr als wahrscheinlich. “Ich bin bereit“, sagte er in Mönchengladbach. UEFA-Chef und Herausforderer in spé Michel Platini ist nun am Zug.

Fifa-Präsident Joseph Blatter lässt kaum noch Zweifel an einer weiteren Kandidatur für das Spitzenamt im Fußball-Weltverband. "Ich bin bereit. Ich stehe zur Verfügung", erklärte der 77 Jahre alte Schweizer am Freitagabend in Mönchengladbach. Allerdings will er den Fifa-Kongress am 10. und 11. Juni in Sao Paulo kurz vor Eröffnung der WM in Brasilien noch abwarten, bevor er definitiv seine Kandidatur für eine fünfte Amtszeit verkündet.

Bisher hatte Blatter erklärt, dass er weitermachen würde, wenn ihn die Fifa-Mitglieder darum bitten. "Ich bin schon ein paar Mal gefragt worden. Beim Kongress werde ich dann mal schauen", sagte er. "Wir haben 209 Länder in der Fifa. Wenn die Mehrheit möchte, dass ich weitermache, dann mache ich weiter." Gewählt wird im Mai 2015. Einziger offizieller Bewerber ist bislang der Blatter-Vertraute Jérôme Champagne. Es gilt aber als fast sicher, dass Uefa-Präsident Michel Platini als weiterer Herausforderer antreten wird. Blatter, der am Montag 78 Jahre alt wird, ist seit fast 16 Jahren Fifa-Chef.

"Fußball ist mehr wert als alle sozialen Querelen"

Im Haus Erholung von Mönchengladbach, wo er zu einem Vortrag über die "Soziale Verantwortung des Sports" eingeladen war, äußerte sich Blatter auch zu kritischen Themen wie den drohenden sozialen Unruhen während der WM in Brasilien oder zur Menschenrechtssituation in Katar, wo 2022 die WM stattfinden wird. "Brasilianer kommt alle zur WM. Fußball ist mehr wert als alle sozialen Querelen", meinte er. "Es wird sicher irgendwo einer sein, der nicht zufrieden ist, aber ich bin überzeugt, dass die WM so eine große integrierende Kraft hat."

Den Deutschen sprach der Fifa-Präsident zwei Tage nach dem schwachen Länderspiel-Auftritt der Nationalmannschaft gegen Chile (1:0) Mut zu. "Sie haben noch etwa 96 Tage Zeit. Da gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen", sagte Blatter. Der Eidgenosse gilt als Fan des afrikanischen Fußballs, traut aber keinem Team dieses Kontinents den Einzug ins WM-Halbfinale zu. "In Brasilien werden fünf Mannschaften aus Afrika dabei sein. 19 kommen aus Europa, Südamerika oder anderen Kontinenten", so Blatter. "Das Gesetz der großen Zahl spricht für sich."

Blatter möchte Elfmeterschießen abschaffen

Die Kritik an der Fifa wegen der Probleme mit den Menschenrechten in Katar und speziell mit der prekären Situation der Arbeiter im Wüstenstaat wies er zurück. "Da passieren Sachen, die gehören nicht dazu, aber alle müssen Verantwortung übernehmen", forderte Blatter. Zuallererst sieht er den Staat Katar in der Pflicht, aber auch die Großunternehmen, die dort Häuser, Bahnen und andere Dinge bauten.

"Auch die Fußballclubs und -organisationen müssen Verantwortung übernehmen, die regelmäßig nach Doha fahren und dort spielen", sagte er mit Blick auf Vereine wie den deutschen Rekordmeister Bayern München, der mehrere Jahre in Doha Trainingslager bezogen hat. Ebenso sollten Veranstalter, die Tennisturniere in Katar organisieren, Verantwortung übernehmen, "aber es kümmert sich niemand darum. Wenn man die Verantwortung verteilt, dann kann man etwas verändern", argumentierte Blatter.

Überraschend kam ein anderer Vorstoß von Blatter: Er würde liebend gern das Elfmeterschießen abschaffen. "Ich möchte eine Lösung, denn das Elfmeterschießen ist eine Lotterie, das ist eine Tragödie für die Spieler", erklärte er. "Das ist nur attraktiv für das Fernsehen, da gehen die Quoten hinauf." (dpa)