Melbourne. Die Russin Maria Scharapowa zieht beim Grand-Slam-Turnier im australischen Melbourne bei komplett unbarmherzigen Bedingungen in die dritte Runde der Australian Open ein. Die Tennis-Stars fühlen sich vom Veranstalter allein gelassen und müssen bei unmenschlichen Temperaturen spielen.

Es gibt Tennisspieler, deren Körpersprache alles sagt. Hängende Schultern nach einem verlorenen Tiebreak, flehende Blicke zum Coach, schwere Schritte zu Beginn des entscheidenden Satzes – das sind Botschaften, die dem Gegner eine Menge signalisieren. Maria Scharapowa tut nichts dergleichen; ihrem Gesichtsausdruck einen Hinweis auf den Spielstand zu entnehmen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Normalerweise. Diesmal aber war es anders; für alle sichtbar presste die 26-jährige Russin das allerletzte Quäntchen Energie aus ihrem schmalen Körper.

Aber wie hätte es anders sein sollen bei dieser Gluthitze um die Mittagszeit in der Rod Laver Arena? Auf nahezu allen anderen Plätzen des Melbourne Park ruhte um diese Zeit der Spielbetrieb. Im Gegensatz zu den beiden Tagen zuvor, an denen das Thermometer auch auf Werte von 42 Grad und darüber gestiegen war, wurde am Donnerstag jener Wert erreicht (einer Kombination aus mindestens 35 Grad Lufttemperatur und der sogenannten Feuchtkugeltemperatur), bei dem die Spiele unterbrochen werden. Scharapowa und ihre ebenso tapfere italienische Gegnerin Karin Knapp spielten im Stadion, bei dem bei solchen Bedingungen das Dach geschlossen werden kann – jedoch nicht während eines Satzes.

Dritter Satz dauert zwei Stunden

Der dritte Satz, den die Favoritin schließlich 10:8 gewann, dauerte fast zwei Stunden, und in diesen zwei Stunden gab es keine Rettung in der unbarmherzigen Sonne. Die junge amerikanische Spielerin Al-lison Riske beschrieb die Lage auf Twitter ziemlich treffend: „Wenn du richtig, richtig böse bist, dann landest du nicht in der Hölle, sondern in Melbourne.“

Scharapowa, die den ersten Satz mit 6:3 gewonnen und den zweiten mit 4:6 verloren hatte, meinte hinterher, das alles sei extrem schwierig gewesen, und man müsse sich fragen, warum keiner eine Ahnung habe, wo die Grenzwerte lägen. Die Spieler fühlen sich allein gelassen, und viele hegen dieser Tage den Verdacht, selbst in der Turnierleitung wisse keiner so recht, wie die Lage in Wirklichkeit sei. Sie kommen sich in diesen glühend heißen Tagen wie Schachfiguren vor, die ohne Rücksicht auf Verluste von einer Herdplatte auf die andere geschoben werden.

Momente, die den Reiz ausmachen

Scharapowa und Knapp hatten nach diesem Zweitrundenmatch allen Grund, stolz auf sich zu sein, dass sie in dreieinhalb Stunden kaum Schwächen zeigten und alles versuchten. Es sind diese Momente, so brutal sie auch sein mögen, die einen Teil des Reizes ausmachen. „Wenn du nach dem Matchball vom Platz gehst, egal, wie du dich fühlst und egal, wie hart es war, dann ist das einfach eine große Sache“, sagt Scharapowa. „Ich liebe diese Augenblicke – sie sind der Grund, warum ich das mache.“

Vor sieben Jahren hatte sie in Melbourne nach einem Sieg unter ähnlichen Bedingungen am Tropf gehangen, diesmal sah sie nach erstaunlich kurzer Zeit relativ erholt aus. Das Spiel verlange heutzutage eine bessere Physis, sagt sie, alle hätten sich darauf einstellen und härter arbeiten müssen, um auf solche Herausforderungen vorbereitet zu sein. Den Beweis blieb sie auch diesmal nicht schuldig.