Garmisch-Partenkirchen. Der Österreicher Thomas Diethart hat völlig überraschend das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee gewonnen. Die deutschen Springer blieben hinter den Erwartungen zurück, Severin Freund verpasste sogar den zweiten Durchgang.
Debakel für Severin Freund, versöhnlicher Abschied für Martin Schmitt und Riesenjubel um Nobody Thomas Diethart aus Österreich: Während die deutschen Skispringer auch bei der zweiten Station der 62. Vierschanzentournee hinter den Erwartungen zurückblieben, stürmte der 21 Jahre alte Diethart mit seinem ersten Weltcup-Sieg überraschend an die Spitze der Gesamtwertung. Bester Deutscher beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen war Andreas Wellinger auf Rang fünf.
Freund, der als Mitfavorit in die Tournee gegangen war, verpasste als 32. sogar den zweiten Durchgang. "Es hat wieder nicht gereicht, das ist schade. Ich hatte eigentlich gehofft, in einer besseren Form und stabiler zur Tournee zu kommen", sagte der Niederbayer. Bundestrainer Werner Schuster betonte, Freund sei "auch nur ein Mensch."
Mehr Freude hatte Schuster an Oldie Martin Schmitt (Furtwangen) und Youngster Wellinger. Altmeister Schmitt (35) sammelte in seinem letzten Neujahrsspringen als 27. erstmals in dieser Saison Weltcup-Punkte. Wellinger (18) zeigte nach seinem enttäuschenden 29. Platz in Oberstdorf eine deutliche Leistungssteigerung und kratzte sogar am Podest. "Wir sind als Team stark und auf dem richtigen Weg", sagte Wellinger.
Kraus verpasst ebenfalls Durchgang zwei
Ebenfalls in die Top 10 schaffte es Richard Freitaq (Aue) als Neunter. "Das war noch einmal eine Steigerung. Ich bin froh, dass mir das gelungen ist", sagte der Sachse. Zählbares gab es auch für Andreas Wank (Oberhof) und Michael Neumayer (Berchtesgaden) auf den Plätzen 15 und 19. Marinus Kraus (Oberaudorf), in Oberstdorf als Achter noch bester Deutscher, verpasste wie Freund den zweiten Durchgang.
Mann des Tages vor 21.000 Zuschauern an der Olympiaschanze war aber Überraschungssieger Diethart, der erst am 21. Dezember sein Weltcup-Debüt gegeben hatte. Der Shootingstar flog auf 141 und 140,5 Meter und gewann mit 296,1 Punkten vor Thomas Morgenstern (284,9) und Oberstdorf-Sieger Simon Ammann (278,5). "Das ist ein Wahnsinn. Ich bin überwältigt, das ist ein geiles Gefühl", sagte Diethart.
Auch in der Gesamtwertung führt Diethart mit 593,4 Punkten vor Morgenstern (581,9) und Ammann (580,4). Aufatmen darf damit auch Sven Hannawald: Der 39-Jährige bleibt mindestens für ein weiteres Jahr der einzige Skispringer mit Siegen auf allen vier Schanzen. Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer wurde nur Achter.
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Mit hängenden Schultern verließ derweil der WM-Vierte Freund die Arena. "Ich bin einfach schlecht gesprungen, nicht auf meinem Niveau. Ich muss versuchen, da im restlichen Saisonverlauf wieder hinzukommen. Aber die Welt geht nicht unter", sagte Freund. "Bei Severin gibt es individuelle Probleme', sagte Schuster: "Er muss damit leben, dass er die Schanze ein anderes Mal bezwingen muss."
"Ein Problem" bei den Österreichern
Altmeister Martin Schmitt hatte dagegen ein wehmütigen Lächeln auf dem Gesicht. Bundestrainer Schuster wollte noch am Abend die sieben Springer für die abschließenden Wettbewerbe in Innsbruck (4.1.) und Bischofshofen (6.1.) nominieren. "Wenn ich nicht im Team bleibe, war das tendenziell mein letzter Auftritt. Ich werde mir das in Ruhe daheim überlegen", sagte der viermalige Weltmeister.
Insgesamt war Schuster nach dem verpatzten Auftakt zumindest mit dem Team-Ergebnis halbwegs zufrieden. Derzeit gebe es aber "ein Problem", sagte der Österreicher: "Wir haben keine Hierarchie im Team. Diese Hierarchie muss sich wieder einstellen." Routinier Neumayer betonte dagegen, dass "irgendwann der Knopf aufgehen werde."
Nicht in den zweiten Durchgang schafften es auch Markus Eisenbichler (Siegsdorf), Daniel Wenig (Berchtesgaden) und Karl Geiger (Oberstdorf). Der erst 17 Jahre alte Debütant Sebastian Bradatsch (Ruhla) war ebenso wie Jan Mayländer (Degenfeld) und Danny Queck (Lauscha) bereits in der Qualifikation gescheitert.
Die 62. Vierschanzentournee wird nach einem Ruhetag am Freitag (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) mit der Qualifikation für das Bergisel-Springen in Innsbruck fortgesetzt. Abgeschlossen wird die Tournee traditionell in Bischofshofen (5./6. Januar). (sid)