London. Angeführt vom Wahl-Engländer Per Mertesacker hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch mit einer Zweitbesetzung wieder einen Sieg im Wembleystadion eingefahren. Der Ersatz-Kapitän sorgte am Dienstagabend vor 85 934 Zuschauern mit einem platzierten Kopfball in der 39. Minute für den 1:0 (1:0)-Erfolg des DFB-Teams, gegen England, der aber kein Glanzlicht in der langen Geschichte des Länderspiel-Klassikers war.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat wieder einmal das Wembley-Stadion erobert und bleibt für die Briten in deren Wohnzimmer ein echter Albtraum. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gewann den Länderspiel-Klassiker gegen England mit 1:0 (1:0) und erwies sich dabei zum sechsten Mal seit 1975 als Party-Schreck in der englischen Kultstätte. Den Siegtreffer in einer an Höhepunkten armen Partie erzielte ausgerechnet Abwehrchef Per Mertesacker (39.) vom FC Arsenal, der die DFB-Elf in seiner Wahlheimat als Kapitän aufs Feld führen durfte.
Nach dem 1:1 am Freitag in Italien bestand die DFB-Elf damit trotz des Ausfalls zahlreicher Leistungsträger und einiger Unzulänglichkeiten auch den zweiten Härtestet mit Blick auf die WM 2014 in Brasilien. Die ebenfalls qualifizierten Briten tragen nach dem 0:2 am Freitag gegen Deutschlands nächsten Gegner Chile (5. März in Stuttgart) dagegen zwei Heimniederlagen ohne eigenes Tor ins neue Jahr.
Acht Änderungen gegenüber dem 1:1 am Freitag in Italien
Schon mit Anpfiff hatte Roman Weidenfeller deutsche Fußball-Geschichte geschrieben. Der Dortmunder war mit genau 33 Jahren und 106 Tagen der älteste Torhüter-Debütant aller Zeiten in der deutschen Nationalelf und löste damit den 'Helden von Bern' Toni Turek ab. Eine Novität stellte in Abwesenheit der verletzten Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan auch die Formation der "Doppel-Sechs" dar, die in Lars und Sven Bender erstmals Zwillinge bildeten. Beim 3:4 gegen die USA im Juni hatten die beiden als erste Zwillinge seit 39 Jahren gemeinsam in der Startelf gestanden, damals agierte der Leverkusener Lars aber als rechter Außenverteidiger.
Insgesamt nahm Löw, der Manuel Neuer, Philipp Lahm und Mesut Özil am Wochenende bereits nach Hause entlassen hatte, acht Änderungen gegenüber dem 1:1 am Freitag in Italien vor: Nur Toni Kroos, Mario Götze und Jerome Boateng blieben in der Startelf. Mit vier Dortmundern und drei Bayern-Stars in der Anfangsformation vermied der Bundestrainer unnötige Diskussionen über eine mögliche Benachteiligung eines der beiden deutschen Top-Klubs vor dem direkten Duell am Samstag. Englands Coach Roy Hodgson änderte sein Team nach der Pleite gegen Chile sogar auf neun Positionen.
Die Briten gingen vor 85.934 Zuschauern von der ersten Sekunde an hochmotiviert zu Werke und wollten das letztmalig in grünen Trikots spielende DFB-Team offenbar regelrecht überrennen. Der Weltranglistenzweite benötigte ohne Führungsspieler wie Schweinsteiger, Lahm oder Khedira einige Minuten, um sich zu ordnen, schaffte es mit großem Einsatz aber zumindest, den Ball von Weidenfellers Tor fernzuhalten.
Erster Kopfballtreffer für Mertesacker
Die Engländer versuchten es immer wieder über die Außen, wo sie Marcel Schmelzer und den überraschend aufgestellten Heiko Westermann offenbar als Schwachpunkte ausgemacht hatten, ihnen fehlten aber meist die technischen Mittel zum Erzeugen gefährlicher Situationen. Die deutsche Innenverteidigung mit Mertesacker und Boateng als 'Schatten' von Stürmerstar Wayne Rooney stand gut. Bis nach vorne, wo in Max Kruse wieder ein echter Stürmer lauerte - Mario Götze begann nach seinem missglückten Experiment als 'falscher Neuner' in Italien auf rechts - kam die DFB-Elf aber ihrerseits kaum durch.
Erstmals Gefahr vor dem englischen Tor erzeugte Lars Bender, der im letzten Moment geblockt wurde (37.). Die folgende Ecke schlug Kroos auf den Kopf von Mertesacker, doch Joe Hart parierte. Wenige Sekunden später war der englische Keeper machtlos und Mertesacker gelang nach einer Kroos-Flanke sein viertes Tor im 95. Länderspiel, das erste per Kopf für den 1,98 m großen Innenverteidiger.
Nach dem Wechsel testete Löw weiter durch, brachte zunächst Marcell Jansen für Marcel Schmelzer als Linksverteidiger und Mats Hummels für den starken Boateng, zehn Minuten später folgte Sidney Sam für Kruse. Reus hatte in der 48. Minute die Vorentscheidung auf dem Fuß, doch der Dortmunder scheiterte freistehend am gut reagierenden Hart.
BVB-Spieler verletzt - Hummels fehlt Dortmund vielleicht gegen Bayern
Löw war mit dem Spiel seiner Mannschaft nicht wirklich zufrieden und ging am Spielfeldrand leidenschaftlich mit. In der 57. Minute war Weidenfeller bereits bezwungen, doch der Pfosten verhinderte beim 25-m-Schuss von Andros Townsend sein erstes Gegentor im A-Team. Sein erstes Tor für die Nationalelf verpasste derweil der Leverkusener Sam (67.), als er frei vor Hart den Ball übers Tor lupfte.
Nach nur 20 Minuten Einsatzzeit musste Hummels schon wieder angeschlagen vom Feld, für ihn kam Benedikt Höwedes. Trotz der vielen Umstellungen in der deutschen Defensive fanden die Briten aber kaum ein Durchkommen, Weidenfeller blieb bei seinem Debüt fast keine Chance, sich auszuzeichnen. Nicht eingreifen musste der BVB-Schlussmann auch in der 80. Minute, als Chris Smalling aus aussichtsreicher Position an den Hinterkopf von Julian Draxler köpfte.
Beste deutsche Akteure waren Boateng, Torschütze Mertesacker und einmal mehr Toni Kroos. Bei den Gastgebern überzeugten Townsend und Kapitän Steven Gerrard. (sid)
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