Frankfurt. . Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft ist bisher mit Kantersiegen durch die WM-Qualifikation marschiert. Wenig spricht dagegen, dass es gegen den kommenden Gegner Kroatien anders wird. Für Torjägerin Celia Sasic ein Vorteil. Die 25-Jährige könnte in Sachen Länderspieltore mit ihrer Trainerin gleichziehen.
Genau durchgezählt hat Celia Sasic nicht mehr. Aber einige Tickets mehr als gewöhnlich hat die stürmende Frohnatur aus dem deutschen Frauenfußball-Nationalteam für das WM-Qualifikationsspiel gegen Kroatien im Frankfurter Stadion am Bornheimer Hang (Mittwoch, 18 Uhr, live in der ARD) denn doch benötigt. Sie hat mit ihrem familiären Hintergrund neuerdings den direktesten Bezug zu einem Gegner, der wohl nur zum Spielball der Europameisterinnen taugen wird. Schließlich stammt Ehemann Marko, der Sohn des beim 1. FC Saarbrücken tätigen Milan Sasic, aus Kroatien, und nicht erst seit der sommerlichen Vermählung ist die kosmopolitische Kulturwissenschaftsstudentin auch einigen Elementen des Kroatischen mächtig.
„Wenn die Gegenspielerinnen mir was drücken, habe ich die entsprechende Antwort parat“, verriet die 25-Jährige. Sie könnte mit ihrem 48. Treffer im 87. Länderspiel die Bundestrainerin Silvia Neid als Torschützin in der DFB-Auswahl einholen, was angesichts der Kantersiege gegen Russland (9:0) und Slowenien (13:0) sogar wahrscheinlich wirkt.
Frauen-Fußball ist in Kroatien keine große Nummer
Die in Bonn geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin mit dem Mädchennamen Okoyino da Mbabi mag sich dafür indes nicht entschuldigen: „Wir können nichts für die Gegner. Ich sage doch nicht Nein, wenn ich viele Tore schießen kann.“ Dass der Stellenwert des Frauenfußballs in weiten Teilen Osteuropas eher gering ist, weiß die deutsche Mittelstürmerin: „Ich habe einmal was in einer kroatischen Fußball-Zeitschrift gelesen, aber selbst zu Hause konnte mir keiner weiterhelfen.“
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Mit ihrer Trefferquote in Verein und Nationalteam wandelt die immer noch in Koblenz beheimatete Fußballerin derzeit auf den Spuren einer Birgit Prinz, auch wenn sich Celia Sasic mit der auf der Tribüne sitzenden DFB-Ehrenspielführerin partout nicht vergleichen mag. Ihr war es ja fast unangenehm, dass sie beim 1. FFC Frankfurt deren Nummer neun übernahm. Der Wechsel, sagte sie, habe ihr viel gebracht, „ich trainiere täglich auf höherem Niveau.“ Und mit Simone Laudehr, Dzsenifer Marozsan oder Fatmire Bajramaj hat sie in Verein und Nationalteam nun dieselben Zulieferer. Silvia Neid sieht in Celia Sasic „eine lernfähige Individualistin, die wir brauchen, um knappe Spiele zu entscheiden.“ So wie spätestens wieder bei der Frauen-WM 2015 in Kanada.
WM soll auf Kunstrasen stattfinden
Besagtes Endturnier soll bekanntlich nach den Plänen der Fifa an fünf der sechs Spielorte, in Vancouver, Edmonton, Winnipeg, Ottawa und Montreal, auf Kunstrasen ausgetragen werden. Gegen die Pläne laufen längst weltweit Spielerinnen Sturm: Celia Sasic und Anja Mittag waren die ersten Deutschen, die zum Protest eine Online-Petition unterzeichneten. „Es gehört sich für eine WM, dass auf Naturrasen gespielt wird“, argumentierte Celia Sasic, die bereits „viel Training auf Kunstrasen als problematisch“ empfindet.
Noch weiter ging auf der Pressekonferenz Silvia Neid, die eine volle Breitseite auf die Funktionäre ablud. „Eine WM auf Kunstrasen geht gar nicht. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir werden zu Versuchskaninchen“, wetterte die 49-Jährige: „Die Fifa muss dafür sorgen, dass wir auf anständigen Plätzen spielen. Oder was würden wir sagen, wenn unsere Männer in Brasilien auf Sand spielen sollen?“
Zwanziger stellt sich stur
DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg beschrieb gestern gar ein Szenario, bei dem womöglich abwechselnd auf Natur- und Kunstrasenplätzen „in nicht so gutem Zustand“ trainiert und gespielt werde. Ihre Einflussmöglichkeiten sind allerdings zu ihrem Leidwesen neuerdings begrenzt, seit sie nicht mehr dem Fifa-Ausschuss Frauenfußball angehört, weil Theo Zwanziger in die Züricher Exekutive einzog – und der einst größte Freund des deutschen Frauenfußballs sich jeder Kontaktaufnahme verweigert.