Leverkusen. . In der Fußball-Bundesliga kann Bayer 04 Leverkusen mit einem Sieg im Freitagsspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim Tabellenführer werden, aber Bayer-Coach Sami Hyypiä, der stoische Finne, will erst am Saisonende auf das Endergebnis schauen.

Einen knappen Monat noch, dann kann Bayer Leverkusen einen weiteren Nebenschauplatz schließen. Mitte November soll Sami Hyypiä seine Trainerlizenz endlich in der Tasche haben, und dann ist es vorbei mit den Zusatztrips des 40-jährigen Finnen. In der Länderspielpause etwa musste der oberste Übungsleiter des Werksklubs, der wegen des fehlenden Papiers noch als Teamchef geführt wird, bei der englischen Nationalmannschaft auf deren Weg zur WM hospitieren. Immerhin: Für Hyypiä war es eine Reise zu seiner großen Liebe, der britischen Insel – und in deren Fahrwasser folgt nun ein Ausflug zu den Leverkusener Lieblingen aus Hoffenheim (Freitag, 20.30 Uhr, live in unserem Ticker).

Der Stoiker aus Skandinavien

Neun Siege (und ein Remis) bei zehn Duellen mit der TSG sind ein prächtiges statistisches Sprungbrett, auf dem die Rheinländer mit einem weiteren Erfolg am Freitagabend an die Ligaspitze hüpfen können.

Eine feine Gelegenheit, von der ihr Anführer jedoch erwartungsgemäß nichts wissen will. Am Montag stand Sami Hyypiä nach einwöchiger Insel-Tour erstmals wieder in Leverkusen auf dem Trainingsplatz, am Donnerstag referierte er über die Partie in Hoffenheim – und in sieben Monaten, nach dem Saisonfinale, will er das nächste Mal auf die Bundesliga-Tabelle schauen.

„Für mich ist das Spiel nichts Besonderes. Mir ist es egal, auf welchem Platz wir danach liegen“, erklärt der Stoiker aus Skandinavien. Und unter dem Bayer-Kreuz betrachtet nicht nur Hyypiä die Verlockung Ligagipfel als eine skurrile Laune dieser Herbsttage, die mit der Realität in der Bundesliga nichts zu tun hat.

Vor dem letzten Spiel gegen die Bayern waren die Leverkusener, bei denen TSG-Leihgabe Eren Derdiyok („Es war eine ganz schwere Zeit in Hoffenheim“) am Freitag wohl auf der Ersatzbank Platz nehmen wird, noch gespannt, ob sie gegenüber den Münchnern im Vergleich zum Vorjahr womöglich ein bisschen Boden gut gemacht haben. Die Frage ist inzwischen geklärt: Haben sie nicht, der Abstand ist stattdessen noch größer geworden.

Das 1:1 gegen unfassbar überlegene Bayern nahmen die Leverkusener als Geschenk des Himmels an – und geben sich nach diesem fast schon traumatischen Erlebnis nun besonders erdverbunden. „Wir dürfen nicht davon reden, dass wir Zweiter oder Meister werden wollen“, sagt Torhüter Bernd Leno, Held des Bayern-Spiels. München und Dortmund haben also die offizielle Erlaubnis des Vorjahresdritten, einsam ihre Kreise zu ziehen. Denn: Leverkusen ist nicht nur gegen den Triple-Gewinner aus dem Freistaat, sondern auch in den anderen Härtetests der laufenden Saison – bei Manchester United in der Champions League und in der Bundesliga beim FC Schalke 04 – zuverlässig an seine Grenzen gestoßen.

Die wahren Vergleichsgrößen

Vor allem die sonst so gefährliche Offensive mit Mittelstürmer Stefan Kießling und der deutsch-südkoreanischen Flügelzange mit den Protagonisten Heung-Min Son und Sidney Sam war in diesen Partien jeweils lahmgelegt. Auf der anderen Seite verfügt Bayer inzwischen über ein Ensemble aus Fußballern, das in punkto Widerstands- und Willenskraft erkennbar zugelegt und keineswegs zufällig für den besten Saisonstart einer Leverkusener Mannschaft gesorgt hat.

„Wir haben es bis jetzt richtig gut hingekriegt“, findet Sportdirektor Rudi Völler, nennt zugleich jedoch Vereine wie Schalke, Mönchengladbach und Wolfsburg als die wahren Vergleichsgrößen für Bayer. Exakt dieselben Konkurrenten beim Kampf um die internationalen Plätze führt auch Michael Schade, der neue Bayer-Geschäftsführer, an.