Köln. . Mit einem Sieg in der WM-Qualifikationspartie gegen Irland kann die deutsche Nationalmannschaft heute die Teilnahme an dem Turnier in Brasilien perfekt machen. Im Mai kommenden Jahres wird der Kader nominiert, und sofern keine Verletzungen dazwischen kommen, sind noch drei bis vier Plätze zu vergeben.

244 Tage vor dem Start der Fußball-WM in Brasilien hat Joachim Löw den ohnehin starken Konkurrenzkampf in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch einmal befeuert. "Drei bis vier Positionen sind noch offen. Sicherlich kann es bei der Nominierung auch noch eine Überraschung geben", sagte der Bundestrainer vor den beiden abschließenden WM-Qualifikationsspielen der DFB-Auswahl gegen Irland in Köln (20.45 Uhr, live bei uns im Ticker) und am kommenden Dienstag in Stockholm gegen Schweden.

Testländerspiele im November gegen Italien und England

Der 53-Jährige kündigte an, dass er angesichts der außergewöhnlichen Belastung seiner Nationalspieler im Herbst durch Europacup-Einsätze möglicherweise im November die ein oder andere Stammkraft schonen will. Geplant sind zwei Länderspiele am 15. November in Mailand gegen Italien und vier Tage später in London gegen England, sofern sich die Three Lions ebenfalls direkt für die WM qualifizieren.

"Da könnte es schwierig werden, weil die Vereine dann in der Endphase der Champions-League-Gruppenphase sind. Da könnte es sein, dass wir wieder experimentieren", kündigte Löw frühzeitig an. Denn allzuviel Zeit bleibt ihm vor der Nominierung des WM-Kaders im kommenden Mai nicht mehr, um gewisse Dinge auszuprobieren.

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"Das ist eine mittlere Katastrophe, dass wir nur noch im März gegen Chile ein Freundschaftsspiel haben und dann erst wieder in der unmittelbaren WM-Vorbereitung: 'Da muss man sich was einfallen lassen, mehr Besuche abstatten, mehr telefonieren, um die Spannung hochzuhalten. Das ist für einen Trainer grausam."

Möglicherweise wird der Bundestrainer seine WM-Kandidaten noch einmal zu Beginn des kommenden Jahres für ein paar Tage zusammenziehen. Beim obligatorischen Fitnesstest könnte dann offiziell der Countdown für die WM eingeläutet werden.

Nach Angaben von Löw sind von den 23 WM-Plätzen 19 bis 20 fest vergeben, sofern Verletzungen keinen Strich durch seine Rechnung machen. "Am Beispiel Holger Badstuber hat man gesehen, wie schnell etwas passieren kann", sagte Löw mit Blick auf den Münchner Innenverteidiger, der für Brasilien eigentlich gesetzt war, nach seiner vierten Knieoperation aber noch monatelang ausfällt.

Pechvogel Badstuber wäre für die WM eigentlich gesetzt gewesen

Da einschließlich Badstuber bei den Länderspielen gegen Irland und Schweden neun Spieler vom ursprünglichen Stammpersonal verletzungsbedingt absagen mussten, war Löw bereits in diesem Oktober gezwungen, Alternativen aufzuzeigen. In Max Kruse und Sidney Sam sind zwei Gewinner der umstrittenen USA-Reise vom Sommer dabei, die sich mehr denn je Hoffnung auf ein WM-Ticket machen können. "Sie haben beide deutlich mehr Selbstbewusstsein durch diese Reise bekommen", so Löw. Auch Philipp Wollscheid und Nicolai Müller, die ebenfalls im Sommer als Notnagel in die DFB-Auswahl rutschten, dürfen sich nach wie vor Chancen ausrechnen.

Sicher dabei sind die Torleute Manuel Neuer und Rene Adler. Um den dritten Platz im Tor werden Ron-Robert Zieler, im aktuellen Aufgebot wieder die Nummer drei, Marc-Andre ter Stegen und möglicherweise auch noch der Dortmunder Roman Weidenfeller streiten, der vielleicht sogar im November sein Debüt feiern wird.

Ihr Ticket in der Tasche haben Kapitän Philipp Lahm, dessen Stellvertreter Bastian Schweinsteiger, Jerome Boateng, Thomas Müller, Toni Kroos und Mario Götze von Triple-Gewinner Bayern München. Von der Dortmunder Fraktion dürften Marco Reus und Mats Hummels gesetzt sein, Ilkay Gündogan ist wegen seiner Rückenprobleme mittlerweile ebenso ein Wackelkandidat wie Marcel Schmelzer und Sven Bender. Dasselbe gilt für dessen Zwillingsbruder Lars von Bayer Leverkusen, der wegen seiner Vielseitigkeit aber gute Karten hat, nach der EM in Polen und der Ukraine sein zweites großes Turnier zu bestreiten.

Löws mögliche Überraschungskandidaten

Für Brasilien planen dürfen auch Löws Legionäre Mesut Özil, Sami Khedira, Miroslav Klose, Mario Gomez, Andre Schürrle, Per Mertesacker und Lukas Podolski. Hinzu kommen wohl die Schalker Julian Draxler, der vor der EM 2012 noch von Löw aussortiert wurde, und Benedikt Höwedes.

Die Hamburger Marcell Jansen und Heiko Westermann, gegen Irland und Schweden im Kader, stehen für Brasilien zunächst mal in der Warteschleife. Ob es auch 2014 einen neuen David Odonkor gibt, den Jürgen Klinsmann für die 2006 aus dem Hut gezaubert hatte, gibt, bleibt abzuwarten.

Mögliche Anwärter sind Sebastian Jung, Kevin Volland, Pierre-Michel Lasogga, Patrick Herrmann, Tony Jantschke oder Roman Neustädter. Auch Stefan Reinartz oder Lewis Holtby von Tottenham Hotspur stehen nach wie vor auf Löws Liste.

Als Notstopfen stehen Christian Träsch und selbst Routinier Simon Rolfes Gewehr bei Fuß. Und falls im Angriff alle Stricke reißen, gibt es ja noch Bundesliga-Torschützenkönig Stefan Kießling. Dessen Handy-Nummer hat der Bundestrainer Löw noch nicht gelöscht. (sid)