Suzuka. . Am Sonntag kann Sebastian Vettel in Japan vorzeitig Weltmeister werden. Mit der Bestzeit im freien Training zeigte er gleich Stärke - und wehrte sich zudem gegen jüngste Kritik an seinem Verhalten. Nico Rosberg hatte den 26-jährigen zuletzt als “abgehoben“ bezeichnet.
Es gab Kritik von Kollegen, es gab Pfiffe einiger Fans. Sebastian Vettel lässt das nicht kalt, doch seinen Weg will er nicht ändern. Das zeigt er auch in Japan, wo er am Sonntag seinen vierten Titel perfekt machen kann. Auf seiner Lieblingsstrecke in Suzuka legte er im freien Training am Freitag die Bestzeit hin - und neben der Strecke legte er nach, wehrte sich gegen Kritik. 'Ich bin, wie ich bin. Warum soll ich mich verstellen', sagte der 26-jährige Heppenheimer im SID-Interview.
Vettel: "Man sollte sich selbst treu bleiben"
Wenige Tage ist es her, da hatte Mercedes-Kontrahent Nico Rosberg gewohnt flapsige Aussagen Vettels ('Wir arbeiten noch, wenn andere ihre Eier in den Pool hängen') als 'abgehoben' bezeichnet, der Weltmeister verspiele den Respekt von Fans und Kollegen.
'Es wird natürlich immer Leute geben, die mit meinem Verhalten nicht zufrieden sind', sagte Vettel nun: 'Aber ich finde, trotzdem sollte man sich selbst treu bleiben.' Sportlich tat er das zum Auftakt in Japan auf beeindruckende Art. In der Bestzeit von 1:33,852 Minuten umrundete er den Suzuka Circuit, den am Sonntag entscheidenden Vergleich gegen Fernando Alonso gewann er deutlich: Der Spanier im Ferrari landete mit mehr als einer Sekunde Rückstand nur auf dem zehnten Platz.
Vettel noch nicht ganz zufrieden mit dem Red Bull
Um den Titel bereits in Japan zu feiern, muss Vettel gewinnen, Alonso darf gleichzeitig nicht über Rang neun hinauskommen. Allerdings ist der Ferrari im Rennen stets deutlich stärker als im Zeittraining, die Konstellation daher eher unwahrscheinlich. Vor dem 15. von 19 Saisonrennen hat Vettel 77 Punkte (272:195) Vorsprung auf Alonso.
Am Freitag war Vettel zudem gut eineinhalb Zehntelsekunden schneller als sein zweitplatzierter Teamkollege Mark Webber (Australien). Ganz zufrieden war er trotzdem noch nicht. 'Wir müssen das Setup mit Blick auf das Rennen auf jeden Fall noch verbessern', sagte Vettel. In der Kombination aus erstem und zweitem freien Training belegten die Mercedes-Piloten Nico Rosberg (Wiesbaden) und Lewis Hamilton (England) die Plätze drei und vier.
'Unser Auto hat sich fantastisch angefühlt', sagte Rosberg, 'wir waren in allen Set-ups schnell unterwegs. Es gibt sicher noch viel Arbeit, aber ich freue mich und hoffe, dass wir Red Bull ärgern können.'
Zahlreiche Dreher und teilweise heftige Unfälle zum Auftakt
Die ersten Sessions in Suzuka zeigten einmal mehr die derzeitige Dominanz von Red Bull und Mercedes in freiem Training und Qualifying. Die zweite Sitzung am Freitag war bereits das 17. gezeitete Training in Serie, in dem entweder Vettel oder Hamilton die schnellste Runde drehten. Ende August hatte Alonso bei nasser Fahrbahn im freien Training von Spa zuletzt die Dominanz der beiden gebrochen.
Bei Temperaturen um 30 Grad wurde Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland/1:34,202) im Lotus am Freitag Fünfter, Nico Hülkenberg (Emmerich/1:35,182) im Sauber fuhr auf den 13. Platz. Für Adrian Sutil (Gräfelfing/1:35,341) im Force India reichte es lediglich zu Position 15.
Geprägt wurde der Auftakt derweil von zahlreichen Drehern und teilweise heftigen Unfällen. Verletzt wurde niemand. Auch Alonso verlor allerdings kurzzeitig die Kontrolle und leistete sich unbedrängt einen Ausrutscher. Ein Fehler dieser Art könnte am Sonntag bereits zur Entscheidung im WM-Kampf führen.
Vettel genoss rund um das freie Training erneut die Zuneigung der Fans. Wie am vergangenen Wochenende in Südkorea wurde er in Suzuka äußerst freundlich empfangen - die Pfiffe bei den vergangenen Rennen in Monza oder Singapur scheinen weit weg. 'Ich denke, man sollte das Ganze nicht überbewerten', sagte Vettel nun: 'Natürlich ist es nicht angenehm, nach einem Sieg ausgebuht zu werden, aber wie wir zuletzt in Südkorea gesehen haben, reist der Tour-Bus ja nicht zu allen Rennen.'