Monza. . Sebastian Vettels Überlegenheit in der Formel 1 wird erdrückend. In Monza fährt der Weltmeister zu seinem sechsten Saisonsieg vor seinem größten Konkurrenten Fernando Alonso bei dessen Ferrari-Heimspiel. Der Finne Kimi Räikkönen wird Elfter im Lotus - und steht offenbar vor dem Wechsel zu Ferrari.
Wer soll denn Sebastian Vettel noch stoppen? Der deutsche Formel 1-Pilot und amtierende Weltmeister fuhr am Sonntag beim Großen Preis von Italien seinen sechsten Saisonsieg ein – den dritten in den letzten vier Rennen. Welch ein Zwischenspurt auf der Jagd nach dem vierten WM-Titel! Vettels großer Konkurrent Fernando Alonso schlug sich mit einem zweiten Rang zwar achtbar, aber nach 53 Runden hatte der Sieger in seinem Red Bull komfortable 5,4 Sekunden Vorsprung auf Alonso und 6,3 auf seinen Teamkollegen Mark Webber – obwohl erst die Reifen und dann das Getriebe nicht richtig mitspielen.
Am Red-Bull-Kommandostand haben sie wohl auch realisiert, dass die Titelverteidigung nur noch durch ein rotes Wunder zu verhindern ist. Doch auf das spekulierte Ferrari sogar jetzt beim Heimspiel in Monza vergeblich. Dass der geniale Konstrukteur Adrian Newey in der Red Bull-Box sogar öffentlich lacht, statt nur schmallippig ein Lächeln anzudeuten, ist ein Beleg für die Selbstsicherheit im Champions-Rennstall.
Alonso: "Es wird hart, den Titel zu schaffen, wenn Sebastian nicht ausfällt“
Auch die Wortwahl über Funk nach der Zieldurchfahrt ist mittlerweile immer die gleiche: „Fantastisch. Brilliant. Gut gemacht. Sehr gut. Großartiges Rennen.“ Nur nach der Pokalübergabe durch den italienischen Transportminister gab es Pfiffe für den Sieger – der Herzschmerz der italienischen Ferraristi muss groß sein. „Das zeigt doch nur, wie gut mein Rennen gewesen sein muss“, schmunzelte Vettel gelassen.
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Titelverteidiger Vettel zieht nun mit 222 WM-Punkten in die letzten sieben Übersee-Rennen, Alonso (169) hat schon mehr als zwei Rennsiege Rückstand. Mercedes-Hoffnung Lewis Hamilton ist nach dem neunten Platz und mit 141 Punkten insgesamt wohl ebenso aus dem Kandidatenkreis ausgeschieden wie Kimi Räikkönen, der in Monza Elfter wurde und auf 134 Zähler kommt. Für Vettel war es der 32. Grand-Prix-Sieg, in der ewigen Bestenliste der Formel 1 liegt er jetzt gleichauf mit Fernando Alonso auf Platz vier, obwohl der Spanier beinahe 100 Rennen mehr absolviert hat. Und Alonso sieht seine Chancen auf den ersten WM-Titel mit Ferrari immer mehr schwinden: „Wir müssen realistisch sein, der Rückstand ist groß. Wir haben nicht mehr genug Rennen und vermutlich nicht genügend Power um ein paar Rennen am Stück zu gewinnen. Es wird hart, den Titel zu schaffen, wenn Sebastian nicht ausfällt.“
Felipe Massa wird sein Cockpit wohl an Kimi Räikkönen verlieren
Selbstgespräche? Ferrari-Fahnen zählen? Was soll der Heppenheimer bei seinen allsonntäglichen Fahrten in die Einsamkeit an der Spitze des Feldes eigentlich machen, damit er nicht vom Sekundenschlaf eingeholt wird? Warum nicht die Regenleuchte blinken lassen, so dass die Konkurrenz auch von weit hinten erkennen kann, wie groß der Vorsprung des WM-Tabellenführers momentan ist? Am Sonntag in Monza blinkte sie tatsächlich, aber das war ein unfreiwilliger Defekt am blauen Siegerauto. Spa und Monza, die beiden letzten Rennen der Europasaison, waren jene Pisten, auf denen sich Red Bull, so die Hoffnung der Konkurrenz, am schwersten tun müsste. Beide Strecken und alle Gegner dazu hat Vettel in unnachahmlicher Manier besiegt – so souverän wie ein Champion.
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Von der Pole-Position aus wurde es nur einmal brenzlig, und das gleich in der ersten Schikane. Felipe Massa, der Mitte der Woche sein Ferrari-Cockpit für 2014 wohl an Kimi Räikkönen loswerden wird, schoss mit einer Verzweiflungsaktion von Rang vier aus nach vorn, Vettel musste seine Führung mit einem brachialen Bremsmanöver verteidigen. Einem mit Folgen – denn sein rechter Vorderreifen war dadurch an einer Stelle schon ziemlich runter. In der Folge wurden die Vibrationen am Auto immer stärker – doch Vettel wurde sogar noch schneller. Der Heppenheimer verdoppelte phasenweise seinen Vorsprung auf zehn Sekunden. Von der Red-Bull-Box kam sogar die flehende Anweisung: „Seb, das ist mehr als wir brauchen.“
Und außer Vettel? Einer der wenigen Aktivposten war Nico Hülkenberg, der in seinem Sauber als Fünfter abgewunken wurde. Damit verdoppelte der Emmericher auf einen Schlag seine Punkteausbeute und löste beim kriselnden und verschuldeten Sauber-Rennstall Jubel aus: „Ein Zeichen für das ganze Team in schwierigen Zeiten“, frohlockte der „Hulk“.