New York. Rafael Nadal scheint bei den US Open nicht zu schlagen und steht im Halbfinale. Der Turnierfavorit bringt selbst die Experten zum Staunen. „Es ist ein unglaubliches Comeback“, sagte der einstige Wimbledonsieger Pat Cash über den Spanier.

Rafael Nadal ist auf dem Weg zum zweiten Titel bei den US Open offenbar nicht zu stoppen und verblüfft auf der Jagd nach dem Tennis-Thron selbst die Experten. Durch seinen 58. Sieg im 61. Match des Jahres zog der Spanier locker ins Halbfinale von Flushing Meadows ein. „Das war mein bestes Match im bisherigen Turnier. Es ist ein tolles Gefühl, jeden Tag ein bisschen besser zu spielen. Das gibt mir positive Energie“, sagte Nadal nach dem beeindruckenden 6:0, 6:2, 6:2 gegen Tommy Robredo (Spanien/Nr. 19).

In der 100-minütigen Night Session deklassierte „Rafa“ seinen Landsmann, der zwei Tage zuvor überraschend Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer (Schweiz) in drei Sätzen ausgeschaltet hatte. Linkshänder Nadal dagegen gab sich keine Blöße und bleibt als einziger Profi ohne Aufschlagverlust. Zwar hat sein Service etwas an Tempo verloren, dafür ist er präziser geworden. Gegen Gasquet ließ Nadal keinen einzigen Breakpunkt zu.

„Es ist ein unglaubliches Comeback“

Und das ein Jahr nachdem der achtmalige French-Open-Sieger die US Open wegen seiner chronischen Knieverletzung absagen musste und insgesamt sieben Monate pausierte. „Es ist ein unglaubliches Comeback“, sagte der einstige Wimbledonsieger Pat Cash: „Wir dachten alle, die Hartplätze wären schlecht für seinen Körper. Aber er verbessert ausgerechnet auf diesem Belag sein Spiel weiter.“

Seine Bilanz auf dem ehemals so ungeliebten Hardcourt schraubte Nadal 2013 auf 20:0-Siege. In der Runde der letzten Vier trifft der zwölfmalige Grand-Slam-Gewinner am Samstag auf Richard Gasquet. Der Weltranglisten-Neunte aus Frankreich hatte zuvor David Ferrer (Spanien/Nr. 4) in fünf Sätzen mit 6:3, 6:1, 4:6, 2:6, 6:3 bezwungen und steht erstmals im Semifinale von New York.

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Die Bilanz von Gasquet gegen Nadal ist mit zehn Niederlagen in zehn Duellen allerdings verheerend. Kein Wunder, dass sich die ehemalige Nummer eins des Junioren-Rankings an ein Erlebnis aus der Jugend klammern muss, um nicht den Mut zu verlieren. „Wir waren beide 13 Jahre alt. Und ich habe gegen Rafa gewonnen. Danach bin ich trotzdem zu meinem Vater gegangen und habe gesagt, dass Nadal ein ganz großer Kämpfer ist“, berichtete Gasquet. Auch der Spanier kann sich noch an die Niederlage erinnern: „4:6 im dritten Satz. Ich weiß es noch genau“, sagte der 27-Jährige schmunzelnd.

Nadal könnte Novak Djokovic nach den US Open an der Spitze der Weltrangliste ablösen. Dafür müsste „Rafa“ seinen zweiten Titel nach 2010 holen - und der topgesetzte Serbe vor dem Finale ausscheiden.

Bei den Frauen geben die „Ü30“-Profis den Ton an

Am Donnerstag standen die weiteren Viertelfinals auf dem Programm. Djokovic spielte gegen Haas-Bezwinger Michail Juschni (Russland), der britische Titelverteidiger Andy Murray wurde vom Schweizer Stanislas Wawrinka herausgefordert.

Bei den Frauen geben weiter die „Ü30“-Profis den Ton an. Die einzige Halbfinalistin, die die 30-Jahre-Grenze noch nicht überschritten hat, ist Wiktoria Asarenka mit ihren 24 Lenzen. Die Australian-Open-Siegerin aus Weißrussland bezwang Daniela Hantuchova (Slowakei) 6:2, 6:3.

Asarenka spielt nun am Freitag gegen die ungesetzte Flavia Pennetta, die sich im italienischen Duell mit 6:4, 6:1 gegen Roberta Vinci durchgesetzte. Im anderen Semifinale treffen Titelverteidigerin Serena Williams (USA/Nr. 1) und die ehemalige Paris-Gewinnerin Li Na aus China aufeinander.

Bislang war es in der Open Era erst einmal vorgekommen, dass drei der vier Semifinalistinnen älter als 30 Jahre alt waren: 1994 in Wimbledon. „Weil das Tennis physisch so anspruchsvoll geworden ist, achten die Profis mehr auf ihren Körper als früher. Sie ernähren sich gesund und arbeiten viel an ihrer Fitness. Das verlängert die Karriere“, sagte Asarenka, die sich im Kreise der anderen drei vorkommt wie „ein Baby“. (sid)