New York. .

Sein hellblaues Basecap hatte Roger Federer tief ins Gesicht gezogen, als er das Unerklärliche zu analysieren versuchte. Am Ende blieben nach dem überraschenden Achtelfinal-Aus des Grand-Slam-Rekordsiegers bei den US Open in New York dennoch viele Fragen offen.

Auch für den Maestro selbst, der sich nach seiner schwächsten Major-Saison seit 2002 in Zweckoptimismus flüchtete. „Ich werde nicht in Panik verfallen. Ich muss jetzt über diese Rückschläge hinwegkommen, das ist ja nichts Neues. Ich sehe darin kein Problem“, meinte Federer nach dem ernüchternden 6:7 (3:7), 3:6, 4:6 gegen Tommy Robredo.

John McEnroe schockiert

Dass es der erste Sieg des Spaniers im elften Duell mit dem Schweizer war, passte an diesem schwülwarmen Abend von New York ins Bild. Von Götterdämmerung war im Corona Park die Rede, nachdem Federer erstmals seit zehn Jahren das Viertelfinale von Flushing Meadows verpasst hatte. Bei einem Turnier, das er zwischen 2004 und 2008 gleich fünfmal in Serie gewann.

US-Ikone John McEnroe war gut zwei Monate nach Federers Zweitrunden-K.o. in Wimbledon schockiert über den Auftritt des 32-Jährigen, der nur zwei von 16 Breakchancen nutzen konnte. Dazu gesellten sich 43 unerzwungene Fehler. „Ich glaube nicht, was ich sehen musste. Die Art dieser Niederlage stimmt mich nachdenklich“, sagte Fernsehkommentator McEnroe, der dem vielleicht besten Spieler der Geschichte den 18. Grand-Slam-Titel nicht mehr zutraut: „Roger ist in der Tat langsamer geworden.“

Die Aura des schier Unbezwingbaren ist Federer ebenso wie seine Leichtigkeit längst abhanden gekommen. Mit jeder Niederlage wirkt er menschlicher, weil in engen Situationen plötzlich auch bei ihm die Nerven flattern. Die New York Times fällte ein vernichtendes Urteil: „Federer in diesem Sommer zu sehen, ist so, als wenn man einem Opernsänger zuhört, der die hohen Töne auf der Bühne nicht mehr trifft.“