Moskau. . Am letzten Tag der Leichtathletik-WM in Moskau sammelte Usain Bolt seine Goldmedaillen neun und zehn bei einer Weltmeisterschaft ein. So viele wie kein anderer Athlet zuvor. Damit löst der der jamaikanische Superstar Carl Lewis ab. Aber die Zweifel gegenüber Bolt bleiben.
Der Mega-Star machte das Licht aus. Alle Medaillen waren bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau vergeben, als Usain Bolt ein letztes Mal ins Luschniki-Stadion einzog. Der Zeitplan war kein Zufall, die Titelkämpfe sollten mit dem Protagonisten der Welt-Leichtathletik beendet werden. Mit Bolt betraten 31 andere Sprinter aus acht Nationen die blaue Tartanbahn, aber alles drehte sich nur um den jamaikanischen Superstar. Und dann machte Gold-Bolt, Usain Gold das perfekt, was er sich vorgenommen hatte. Als Schlussläufer des jamaikanischen Quartetts lief er in der Weltjahresbestzeit von 37,36 Sekunden über 4 mal 100 Meter ins Ziel und holte sich einen weiteren Weltmeister-Titel. Ein besonderes Gold, ein Gold, mit dem Bolt ein weiteres Kapitel in der Leichtathletik-Geschichte geschrieben hat. Bolt hat den Sprinter und Weitspringer Carl Lewis bereits mit 26 Jahren als erfolgreichsten Leichtathleten der WM-Geschichte abgelöst. Mit seinem Staffel-Triumph und seinem Erfolg am Samstag über 200 Meter in der Weltjahresbestzeit von 19,66 Sekunden stand es fest: Es waren seine neunte und zehnte Medaille insgesamt bei einer Weltmeisterschaft (achtmal Gold, zweimal Silber). So viele wie kein anderer zuvor.
Bolt, immer wieder Bolt. Viertes Triple über 100, 200 m und der Sprintstaffel nach Olympia 2008 in Peking, der WM 2009 in Berlin und den Sommerspielen 2012 in London, auch das ein Rekord. Aber es sind nicht nur die Titel, die Rekorde, die Bolt zum unumschränkten Hauptdarsteller machen. Es ist auch sein Spiel mit dem Publikum. Seine Show kommt an, sie begeistert die Zuschauer fernab von Zeiten und Weiten. Viele haben sich von dieser One-Man-Show abgewendet, weil sie nach den vielen Doping-Skandalen der vergangenen Wochen den Glauben an den sauberen Sprint verloren haben, obwohl es ihn eigentlich schon lange nicht mehr gegeben hat. Warum soll ausgerechnet der Schnellste der Schnellen sauber sein, wenn acht der zehn besten 100-Meter-Läufer der Geschichte bereits der Manipulation überführt wurden?
Bolt will geliebt werden
Auch in Moskau ist Bolt wieder gegen die Zweifel angerannt. Am Ende hat er alle seine Rennen gewonnen. Von seinen Weltrekorden aus Berlin (9,58 Sekunden über 100 Meter, 19,19 Sekunden über 200 Meter) war er weit entfernt – und war doch eine Welt für sich. Vielleicht hat er diesmal nur seine zweitbesten Pillen eingeworfen, frotzelten die einen. Vielleicht ist er auch vorsätzlich nicht voll gelaufen, um mit weiteren Fabel-Rekorden die Zweifel an seinen Leistungen nicht weiter zu vergrößern. Antworten darauf gibt es ebenso wenig wie Indizien oder gar Beweise, die ihn des Betrugs überführen.
An Bolt sind die jüngsten Skandale nicht spurlos vorüber gegangen. Seitdem der US-Amerikaner Tyson Gay und sein jamaikanischer Teamkollege Asafa Powell des Dopings überführt worden sind, hält sich Bolt zurück. Fragen zum Doping nerven ihn. Und so zügelte er sich bei seiner Showeinlage nach seinem Sieg über 100 Meter vor einer Woche. Am Schluss-Wochenende fand er dann fast zu alter Fröhlichkeit zurück. Vor den Titelkämpfen hatte sich Bolt noch bei den russischen Gastgebern mit kurzen auswendig gelernten Sätzen in deren Landessprache einschmeicheln wollen, doch der Funke sprang auf die Zuschauer im Luschniki-Stadion nicht über.
Doch einem schon stimmungsvollen Samstag mit seinem 200-Meter-Sieg folgte in der endlich gut gefüllten Arena am Sonntag die große Versöhnung zwischen dem jamaikanischen Mega-Star und den russischen Besuchern. Sie jubelten ihm zu, sie schrien seinen Namen. Bolt will geliebt werden, das war deutlich zu spüren. Mit strahlendem Gesicht führte er erst sein pantomimisches Meisterstück vor, durch das er berühmt geworden ist. Bolt spannte seinen Bogen und schickte seinen imaginären Pfeil in Moskaus Himmel. Und dann ging er immer weiter in die Knie, kreuzte die Arme vor seiner Brust und machte aus der Hocke Wechselsprünge zwischen gestrecktem und angewinkeltem Bein. Kasatschok in der jamaikanischen Variante: Das Publikum lag ihm zu Füßen. Mit der Glaubwürdigkeit seiner Leistungen wird er aber weiter kämpfen müssen. Auch als Nachfolger von Lewis als erfolgreichstem Leichtathleten der WM-Geschichte.
<blockquote class="twitter-tweet"><p>Need to find another way to celebrate these victory <a href="https://twitter.com/search?q=%23icebath&src=hash">#icebath</a> <a href="http://t.co/RBmeY3OJs5">http://t.co/RBmeY3OJs5</a></p>— Usain St. Leo Bolt (@usainbolt) <a href="https://twitter.com/usainbolt/statuses/368814048080429056">August 17, 2013</a></blockquote>
<script async src="http://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>