Barcelona. Erst am sechsten WM-Tag gab es die erste Medaille im Becken für die deutschen Schwimmer. Marco Koch gewann über 200 Meter Brust Silber. “Es fühlt sich sehr gut an, Vize-Weltmeister zu sein“, sagte der Darmstädter.

Als Marco Koch bei der Weltmeisterschaft in Barcelona als Zweiter über 200 Meter Brust in 2:08,54 Minuten anschlug, lagen sich Cheftrainer Henning Lambertz und Ex-Weltmeisterin Franziska van Almsick in den Armen. Ein kleines Gebirge sei ihm vom Herzen gefallen, gab Lambertz zu, denn erst am sechsten WM-Tag konnte der neue starke Mann des Deutschen Schwimm-Verbandes die erste Medaille im Becken des Palau Sant Jordi feiern. Einige Minuten später stand Marco Koch auf dem zweithöchsten Podest und ließ sich die Silbermedaille umhängen. Der 23-Jährige ist kein Typ, der große Emotionen zeigt. Tränen des Glücks vergoss er nicht.

„Aber es fühlt sich sehr gut an, Vize-Weltmeister zu sein“, freute sich der Darmstädter, „erstmals in einem großen Finale und dann direkt eine Medaille gewonnen. Was will man mehr?“

"Heute hat alles gepasst"

Es war der Tag des Marco Koch. Um halb Zehn war er aufgestanden, hatte ein lockeres Aufwärmtraining im Becken absolviert, ein kleines Nickerchen gemacht und dann ziemlich ausgeschlafen seinen großen Auftritt mit Bravour bestanden. Der Ungar Daniel Gyurta, der mit 2:07,23 Minuten einen Europarekord aufstellte, war zwar zu stark für Koch, doch alle anderen höher eingeschätzten Rivalen hatte er im Griff. „Es war ein geiles Rennen“, sagte er, „im Halbfinale habe ich mir einen Schnitzer nach der letzten Wende geleistet. Heute hat alles gepasst.“

Vor einem Jahr war Koch bei den Olympischen Spielen in London noch als 13. im Halbfinale ausgeschieden, obwohl er damals nach eigenen Angaben so viel trainierte wie nie zuvor. Was hat er diesmal anders, besser gemacht? „Auch wenn es sich nach einer Kleinigkeit anhört, für mich war entscheidend, dass ich erst kurz vor meinem Start nach Barcelona angereist bin“, antwortete Koch, „in London war ich schon zehn Tage vorher vor Ort. Das mag ich nicht. Ich verliere so meine Spannung.“

Koch wohnt noch bei seiner Mutter in Darmstadt. Nach Beendigung seiner Bundeswehrzeit will er jetzt sein Leben neu ordnen. Nach der WM will er mit einem Fernstudium der Wirtschaftspsychologie beginnen. Das lässt ihm die Möglichkeit offen, Erfahrungen im Training mit anderen Weltklasseschwimmern zu sammeln. „Ich werde sicherlich mal zu meinem früheren Coach Dirk Lange nach Graz fahren, um mit dem südafrikanischen Olympiasieger Cameron van der Burgh zu trainieren. Ich brauche den Wettkampf im Training. Aber nicht immer.“

Britta Steffen auf Rang sechs

Fast hätte Koch gar nicht in Barcelona an den Start gehen dürfen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin soll er einen unerlaubten Delfinkick vor dem ersten Armzug nach dem Startsprung ausgeführt haben. „Ich schwimme seit vielen Jahren so“, erzählte Koch in Barcelona, „disqualifiziert worden bin ich aber nur in Deutschland.“ Bundestrainer Lambertz machte sich für eine Sonderregelung stark und wurde für das Vertrauen in seinen Schwimmer belohnt.

Während Koch endlich die ersehnte erste Medaille für das deutsche Team holte, kündigt sich der schrittweise Abschied der einstigen Vorschwimmerin an. Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen verbesserte sich gegenüber dem Finale im Endlauf noch einmal, aber die jüngere Konkurrenz ist ihr enteilt. In 53,75 Sekunden reichte es für die 29-Jährige zum sechsten Platz. Gold ging an die australische Favoritin Cate Campbell (52,34), die lange Zeit Steffens Weltrekord (52,07) angriff. Wahrscheinlich war es ihr letztes 100-Meter-Rennen in einem großen Finale. Wie geht es weiter? „Ich muss jetzt erst einmal alles sacken lassen und in den Urlaub fahren“, antwortete Steffen. Selbst ein Rücktritt scheint nicht ausgeschlossen zu sein, wahrscheinlicher ist die Konzentration auf die 50-Meter-Strecke.