Barcelona. Bei der Weltmeisterschaft in Barcelona präsentierte sich aus dem deutschen Schwimmteam bisher nur Steffen Deibler in Topform. Während Deibler über 50 Meter Schmetterling ins Finale einzog, enttäuschte Britta Steffen.

Die gute Nachricht vorweg: Deutschlands prominenteste Frau im nassen Element schwimmt zwar nicht mehr ganz so schnell wie vor vier, fünf Jahren, aber seit Sonntag kann sie wieder sprechen. Britta Steffen, Weltrekordlerin und Doppel-Olympiasiegerin von 2008, beendete nach drei Monaten ihr Schweigen und stand der Öffentlichkeit wieder Rede und Antwort. Die Enttäuschung stand ihr am ersten Tag der Beckenwettbewerbe bei der WM in Barcelona dabei allerdings ins Gesicht geschrieben.

„Das ist nix, das ist tief enttäuschend für alle“, sagte die 29-Jährige, „da müssen wir uns alle tiefsinnig hinterfragen.“ Mit alle meinte sie ihre drei anderen Staffelkolleginnen Dorothea Brandt (Essen), Alexandra Wenk (München) und Daniela Schreiber (Halle), die über 4 mal 100 Meter Freistil in 3:39,57 Minuten nicht über den achten Platz hinausgekommen sind. Ein klitzekleiner Fortschritt ist im Vergleich zu den Olympischen Spielen in 2012 zu verzeichnen. In London hatte das deutsche Quartett mit Superstar Britta Steffen sogar den Einzug ins Finale verpasst. Mit ihrer Zeit von 53,59 Sekunden war sie überhaupt nicht zufrieden. Insgesamt war sie Zwölftbeste. Da tröstete es sie auch nicht, dass sie immerhin zwei Sekunden schneller als ihre Teamkolleginnen war. „Wenn man die Einäugige bei den Leistungen ist, dann weiß ich schon, wo ich mich einzuordnen habe. Und das ist nicht weit vorne“, stellte sie eine Schnelldiagnose.

Deibler stellt einen deutschen Rekord auf

In Topform präsentierte sich aus dem deutschen Team nur Steffen Deibler. Der Hamburger stellte in 23,02 Sekunden über 50 Meter Schmetterling einen deutschen Rekord auf und zog als Sechster ins Finale am Montag ein. „Es ist geil, sich nach dem Anschlag umzudrehen und dann eine solche Zeit auf der Videowand zu lesen“, strahlte Deibler, „der Endlauf wird eine ganz enge Kiste.“ In welch guter Verfassung ist, unterstrich Deibler im Finale der Freistilstaffel. Als Startschwimmer erreichte er die Klassezeit von 48,43 Sekunden und führte das Quartett auf Platz sechs. Steffen Deibler scheint von den deutschen Schwimmern die besten Chancen auf eine Medaille zu haben. Über 100 Meter Schmetterling führt er die Weltjahresbestenliste an. Allerdings muss er sich noch bis zum nächsten Wochenende gedulden.

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Dann sollte eigentlich auch Britta Steffen über 50 Meter Freistil ihre Medaillenchance suchen. Doch verzichtet sie zugunsten ihrer Teamkollegin Daniela Schreiber. Tagelang hatte es ein Hin und Her um diesen Start gegeben. Da Steffen beharrlich schwieg, wurde das Rätsel lange nicht gelöst. Am Sonntag fand sie dann doch ihre Sprache zurück. „Ich bin gefragt worden“, erzählte sie, „wenn ich in der Weltrangliste auf Platz eins, zwei oder drei gewesen wäre und so eine fette Medaillenchance hätte, dann hätte sich die Diskussion gelohnt. Aber ich bin einmal in diesem Jahr 24,7 Sekunden geschwommen. Wenn man ehrlich ist, reicht das vielleicht für ein Finale. Mehr nicht.“

Viel mehr wird allerdings auch nicht bei ihrem Einzelstart über 100 Meter Freistil herausspringen. Gleich vier Amerikanerinnen und vier Australierinnen, zwei Holländerinnen und die Schwedin Sarah Sjöström waren in der Staffel schneller als sie. Da im Einzel aber pro Nation nur zwei Schwimmerinnen starten dürfen, könnte es für Steffen zumindest mit einem Finaleinzug klappen.

Bundestrainer Lambertz hatte vor überzogenen Erwartungen gewarnt

Es sieht schon nach dem ersten WM-Tag nicht gut aus für die die deutschen Schwimmer. Der neue Bundestrainer Henning Lambertz hatte vor der WM vor überzogenen Erwartungen gewarnt. „Teile des Teams sind gut drauf“, sagte Lambertz, „man muss dafür sorgen, dass diese Teile immer mehr werden und die anderen reduzieren.“