Annecy-Semnoz. Der britische Radprofi Christopher Froome steht vor dem Gewinn der 100. Tour de France. Den Tagessieg sicherte sich Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar).
Christopher Froome kann am Sonntag die Korken knallen lassen. Der britische Topfavorit hat auch die letzte große Hürde der 100. Tour de France mit Erfolg gemeistert und darf als designierter Gesamtsieger das Gelbe Trikot nach Paris tragen. Froomes komfortabler Vorsprung von über fünf Minuten geriet in den Alpen auf der 20. Etappe, auf der Jens Voigt einen beherzten Soloritt wagte, nie in Gefahr. Froome kann nun die 'Tour d'Honneur' genießen und mit Schampus auf seinen ersten Triumph beim wichtigsten Radrennen der Welt anstoßen.
Auf dem letzten schweren Anstieg der Jubiläumsausgabe hatte sich der 28-Jährige keine Blöße gegeben. Auf dem Weg zur Bergankunft in Annecy-Semnoz kontrollierte Froome das Geschehen, nur Joaquim Rodriguez (Spanien/Katjuscha) sowie Tagessieger Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar) konnten Froome folgen.
Attacken auf die Führung des gebürtigen Kenianers blieben aus, stattdessen entwickelte sich ein Fernduell um die verbleibenden beiden Podestplätze - mit Alberto Contador als großem Verlierer. Der als erster Herausforderer in die Tour gegangene Spanier zeigte Schwächen und ließ abreißen. Letztlich musste Contador nicht nur Quintana den zweiten Rang überlassen. Auch Landsmann Rodriguez schob sich noch am Kapitän des Teams Saxo-Tinkoff vorbei.
Dem 23 Jahre alten Debütant Quintana gelang am Samstag derweil der ganz große Wurf. Der "Bergfloh", der sich in den harten Anstiegen der 100. Großen Schleife zumeist am längsten mit Dominator Froome hatte messen können, sicherte sich nicht nur das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Quintana entschied auch die Vergabe des Gepunkteten Jerseys für den erfolgreichsten Kletterer für sich. 'Es ist kaum zu glauben, was hier passiert ist. Am vorletzten Tag dieser Sieg, das ist etwas ganz Besonderes', sagte Quintana.
Voigt im Fokus
Auf dem mit 125 km kurzen, aufgrund von sechs Anstiegen aber anspruchsvollen Teilstück hatte lange Zeit der gebürtige Grevesmühlener Voigt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der nimmermüde Altmeister suchte erneut sein Glück in einer Fluchtgruppe und attackierte rund 60 km vor dem Ziel ein weiteres Mal.
Am vorletzten Berg, dem Mont Revard, setzte sich der mit bald 42 Jahren älteste Teilnehmer im Feld von den anderen Flüchtigen ab und jagte als Solist seinem ersten Tour-Tageserfolg seit sieben Jahren hinterher. Zudem hatte der Radio-Shack-Profi wohl auch das Abschneiden seiner Mannschaft in der Teamwertung im Auge. Der heranrauschenden Favoritengruppe um Froome hatte Voigt letztlich aber nichts entgegenzusetzen, rund neun Kilometer vor dem Ziel war der mutige Ausriss beendet.
Der Start zum Schlussakkord der 100. Großen Schleife erfolgt im Garten des einzigartigen Schlosses Versailles von Sonnenkönig Ludwig XIV., dann passiert das Peloton auf dem Weg ins Zentrum der Hauptstadt das Monument für die französische Radsport-Legende Jacques Anquetil. Die Fahrer passieren später den Park am berühmten Louvre, bevor sie den Prachtboulevard erreichen. Zum Jubiläum findet erstmals eine Art Nachtrennen statt, die Zielankunft wird gegen 21.45 Uhr erwartet. (sid)