Le Grand Bornand. .
Andreas Klöden hat auf seine alten Tage noch einmal einen respektablen zweiten Etappenplatz bei der Tour de France herausgefahren. Im Ziel der 19. Etappe in Le Grand Bornand musste sich der 38-Jährige am Freitag nach 204,5 Kilometern nur dem Portugiesen Rui Costa beugen, der nach einem verregneten Tag in den Alpen als Solist siegte.
Mit dreckverschmiertem Gesicht beantwortete Klöden im Zielbereich die Fragen der Reporter - in Englisch. Mit deutschen Journalisten redet er schon seit Jahren nicht mehr. „Ich bin zufrieden mit meiner Fahrt“, sagte Klöden nach der nächsten schweren Alpenetappe. 2004 hatte er am selben Ort schon einmal das Nachsehen. Damals fing Lance Armstrong den einstigen Telekom-Profi kurz vor dem Ziel ab.
„Daran habe ich heute nicht gedacht, das ist lange her“, sagte der Wahlschweizer Klöden. „Ich bin zufrieden mit dem heutigen Tag - Rui war besser. Wir haben in unserem Team keinen für das Gesamtklassement, deshalb haben wir immer versucht, in Ausreißergruppen zu sein“, sagte der einstige Edelhelfer von Jan Ullrich und zweimalige Gesamt-Zweite. Zu deutschen Medien hat er wegen Doping-Verdächtigungen, die er stets zurückgewiesen hat, ein schwieriges Verhältnis.
Costa gewann seine zweite Etappe bei der 100. Tour. Der Portugiese aus dem Movistar-Rennstall ging dabei nach dem Rezept seines ersten Erfolges in Gap vor: Attacke auf dem letzten Anstieg und die Führung auf der Abfahrt verteidigt. Auf diese Art sicherte sich der Gewinner der diesjährigen Tour de Suisse den Tageserfolg 48 Sekunden vor Klöden. Der Erfolg war ihm durch strömenden Regen auf der 13 Kilometer langen Abfahrt vom Col Saint Jean de Sixt erschwert worden.
Spitzenreiter Christopher Froome, der am Donnerstag kurz vor dem Ziel in L’Alpe d’Huez eine kleine Schwäche wegen Unterzuckerung zu verkraften hatte, muss vor der Ankunft in Paris noch die Bergetappe am Samstag mit der Ankunft in Annecy-Semnoz überstehen. „Ich bin froh, dass dieser Tag vorbei ist, obwohl es nicht so viele Attacken wie befürchtet gab. Aber es war gefährlich“, sagte Froome und verkündete siegessicher: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir jemand morgen auf 125 Kilometern über fünf Minuten abnehmen kann.“
Der zweimalige Tour-Sieger Alberto Contador aus Spanien bleibt 5:11 Minuten hinter Froome, der Kolumbianer Quintana liegt 5:32 Minuten zurück und hat längst Contador als Hauptgegner ausgemacht. Der Träger des Weißen Trikots für den besten Nachwuchsfahrer will den Spanier noch vom zweiten Platz verdrängen.
Der Slowake Peter Sagan hat derweil sein Grünes Trikot schon zwei Etappen vor dem Tour-Ende am Sonntag sicher. Damit gelang es einem Gewinner der Punktwertung zum ersten Mal seit den Zeiten von Erik Zabel, sein Trikot zu verteidigen. Zabel hält noch immer den Rekord: Zwischen 1996 und 2001 holte er das Grüne Trikot sechsmal in Serie. Sagan gewann bisher - in Albi - eine Etappe.
Bis 16 Kilometer vor dem Ziel hatten die Franzosen am Freitag vom zweiten Heimsieg innerhalb von 24 Stunden geträumt, nachdem Christophe Riblon am Vortag in L’Alpe d’Huez triumphierte. Pierre Rolland, der lange alleine an der Spitze fuhr, war schließlich von Costa gestellt worden. Der Portugiese hatte aus einer Spitzengruppe heraus sechs Kilometer vor dem letzten Gipfel attackiert.
Auf der Verfolgung von Rolland fuhr eine große Gruppe mit Marcus Burghardt aus Chemnitz, Klöden und dem Berliner Simon Geschke. Das weit zurückliegende Hauptfeld unternahm zunächst nichts, um die Ausreißer zu stellen. 50 Kilometer vor dem Ziel hatten sie auf dem schweren Parcours über fünf Anstiege noch mehr als zehn Minuten Vorsprung, am Ende siegte Costa vor Klöden.