Riva del Garda. . Die Münchener und ihr neuer Trainer Pep Guardiola loben den deutschen Nationalstürmer, aber trotzdem ist klar, dass er nicht mehr ins System passt. Der Wechsel nach Florenz zieht sich hin, doch es scheint sich um den üblichen Vertragspoker zu handeln.
Die letzte große Herausforderung stellt sich am Ende des Trainings, wenn die Spieler des FC Bayern München auf dem Fußballplatz von Arco noch ein paar Dehnungsübungen absolvieren. Pep Guardiola naht, nachdem er sich mit dem T-Shirt den Schweiß vom Gesicht gewischt hat, und das bedeutet für den einen oder anderen Profi noch einmal höchste Konzentration.
Guardiola führt intensive Einzelgesprächen
Der neue Bayern-Trainer pickt sich einzelne Spieler heraus und führt intensive Einzelgespräche. Er gestikuliert dabei und ist immer in Bewegung. Am Freitagvormittag waren vor allem die Abwehrspieler an der Reihe, und Manuel Neuer, der fünf Minuten lang von Guardiola erklärt bekam, wie er sich modernes Torwart-Spiel vorstellt. Die Stürmer in der Mannschaft des Triple-Siegers spielten in den bisherigen Einheiten im Trainingslager am Gardasee noch keine so große Rolle. Aber das ist nur eine Frage von Tagen.
Und natürlich kamen auch sie bereits in den Genuss einer kleinen Privatstunde von Guardiola, aber eben unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Wir müssen sehr konzentriert sein und gut aufpassen, was Guardiola will“, gibt Claudio Pizarro zu.
Hier trainiert Guardiola
Seit Donnerstag steht endgültig fest, dass der Peruaner auch in dieser Saison in München spielen wird. Die Kollegen aus der Schafkopfrunde, Thomas Müller, Manuel Neuer und Philipp Lahm, waren erleichtert, sich nicht um Ersatz umschauen zu müssen. „Sie haben gesagt, sie werden mich nicht so einfach gehen lassen“, erzählte Pizarro. Der Grund für die Vertragsverlängerung mit dem 34-Jährigen ist allerdings eher nicht in der Bewahrung bayerischer Kartenspieltradition begründet. Guardiola hat sich dafür ausgesprochen, denn „ich mag Pizarro, er ist ein sehr, sehr guter Spieler“, hatte der Bayern-Trainer am Donnerstag erklärt.
Guardiolas Vorstellungen von einem modernen Stürmer
Über Mario Gomez sagt der Katalane so etwas nicht, und das liegt wohl weniger daran, dass der Bundesliga-Torschützenkönig von 2011 seinen Abschied angekündigt hat, sondern dass er nicht den Vorstellungen entspricht, die Guardiola von einem modernen Stürmer hat. Wenn der 41-Jährige überhaupt mit einer richtige Spitze antritt, dann soll ein Spieler sein wie der noch immer dynamische und ballsichere Pizarro oder der laufstarke Mario Mandzukic.
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Zwar ist Gomez‘ Wechsel zum AC Florenz erst einmal gescheitert, aber die Angelegenheit ist wohl trotz der Erklärung des Klubs, aus finanziellen Gründen Abstand zu nehmen von einer Verpflichtung, noch nicht ganz erledigt. Die Absage gehört zum üblichen Transferpoker. Die Italiener wollen den Preis für Gomez drücken, für den die Bayern, so wird kolportiert, 25 Millionen Euro Ablöse verlangen, Eilig hat es Florenz nicht, die Saison in der Serie A beginnt ein paar Wochen später als die in der Bundesliga, die Vereine haben noch nicht einmal mit der Vorbereitung begonnen. „Aber solange noch nichts entschieden ist, ist er Teil der Mannschaft“, sagt Kapitän Lahm und glaubt: „Wenn er bleibt, wird er eine wichtige Rolle spielen.“
Kein Teil des Teams mehr?
So richtig als Teil der Mannschaft scheint sich Gomez nicht mehr zu fühlen, der Abnabelungsprozess hatte aber bereits während der Rückrunde der abgelaufenen Saison begonnen, als er sich immer mehr zurückgezogen hatte. Jetzt wartet Gomez ab und erfüllt die Pflichten, die er als Arbeitnehmer hat. „Sehr korrekt“, sagt Guardiola, verhalte sich Gomez. Sportvorstand Matthias Sammer nennt es „die einfachste Form von Professionalität“. In den Genuss eines intensiven Einzelunterrichts bei Guardiola wird Gomez aber wohl nicht mehr kommen.