London. Mit den Auftritten von Sabine Lisicki beim Turnier von Wimbledon scheint der Tennissport in Deutschland eine Renaissance zu erleben. Zumindest aber wird über ihn geredet. Die Final-Niederlage gegen Marion Bartoli wiegt da nicht ganz so schwer. Auch weil die Chancen gut stehen, dass die Deutsche an den Ort, an dem sie am Samstag bittere Tränen vergoss, zurückkehren wird. Ein Kommentar.
So recht hätte das ja auch gar nicht zu Sabine Lisicki gepasst. Wenn sie einfach so durchmarschiert wäre, wenn sie schnurstracks auf den Titel zugesteuert wäre und ihn dann auch noch mit Eiseskälte eingefahren hätte wie Sebastian Vettel seine Formel-1-Weltmeisterschaften. Nein, so ist diese Tennisspielerin aus Troisdorf nicht. Das ist die wunderbarste Erkenntnis dieses Wimbledon-Turniers.
Zwei Wochen lang hat Sabine Lisicki eine großartige Show geboten - und sie war auch deshalb so großartig, weil das nie auch nur ansatzweise ihr Ziel war. Sie hat einfach ihr Herz sprechen lassen, sie hat immer Spaß auf dem Tennisplatz, ganz besonders aber auf diesen Rasenplätzen von London, die ihr so liegen, auf denen sie so schwer zu bezwingen ist.
Nah für alle Menschen
Sie lächelt verlorene Punkte weg, sie weint vor Glück nach ihrem Halbfinale und am Ende weint sie eben aus Enttäuschung. Schon während des Spiels. Töricht für einen Profi, wunderbar nah für alle Menschen, die ihr zuschauen.
Vor einem Jahr trennte sie an der gleichen Stelle nur ein Sieg von einer olympischen Medaille im Mixed, nun fehlt ihr ein bisschen was zum großen Triumph. Nur ein paar mehr Nerven.
Sabine Lisicki hat Tennis-Deutschland 14 Tage lang entzückt und die Mitglieder dieser seit Jahren scheinbar unaufhaltsam schwindenden Gemeinde sogar gemehrt. Das allein ist ein großartiger Verdienst, selbst dann, wenn es sich um einen temporären Effekt handeln sollte.
Viel wahrscheinlicher aber ist, dass diese junge Frau noch viele, viele Punkte für das deutsche Tennis gewinnen wird.
Bessere Tennisspielerin
Wenn es stimmt, was sie sagt, dann ist sie als eine bessere Tennisspielerin aus diesem Turnier hervor gegangen. Sie ist um wertvolle Erfahrungen reicher. Viel spricht dafür, dass Sabine Lisicki noch einmal die Chance auf den großen Coup am prestigeträchtigsten Ort der Tennis-Welt haben wird.
Und bis dahin werden sicherlich zwei Dinge eingetreten sein. Erstens: Übertragungsrechte für öffentlich-rechtliche Fernsehsender. Zweitens: Ein bisschen mehr Kühle bei Sabine Lisicki. Nur Kühle, nur ein Hauch davon. Dann kann die breite Masse einem echten Vorbild zusehen.