London. Mit seinem 100. Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier ist Tommy Haas in die zweite Runde von Wimbledon eingezogen. Auch vier deutsche Damen feierten Erfolge - darunter die an sieben gesetzte Angelique Kerber. Für ein deutsches Herren-Trio verlief der Tag dagegen frustrierend.

Überall waren sie an diesem Tag verteilt auf dem Gelände des All England Clubs, vom Centre Court bis zu Platz 19 ein Dutzend Mal Schwarzrotgold. Einen Tag wie diesen wird es in Wimbledon so schnell nicht wieder geben, aber aus der Masse der deutschen Spieler stach einer mit einem Jubiläum heraus. Tommy Haas gewann beim Sieg in drei Sätzen gegen den Russen Dimitri Tursunow das 100. Spiel seiner Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier – und zudem das erste auf dem Rasen Wimbledons seit vier Jahren.

Das mit der Hundert sei ihm gar nicht bewusst gewesen, meinte Haas hinterher, solche Dinge habe er nicht im Kopf, aber schön, dass er das auch noch erlebt habe. Da lag es auf der Hand, ihn zu fragen, ob er sich an den ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier erinnere. Er dachte eine Weile nach und traf dann ins Schwarze mit der Vermutung: „1997 hier, richtig?“ Damals besiegte er in der ersten Runde den besten Spieler Norwegens, Christian Ruud, was aber schließlich im Kontext deutscher Erfolge ein wenig unterging. Michael Stich erreichte beim letzten Turnier seiner Karriere das Halbfinale, Boris Becker beim vermeintlich letzten Auftritt in Wimbledon das Viertelfinale (zwei Jahre später kam er noch mal zurück), und auch Nicolas Kiefer landete im Viertelfinale. Hätte man den Teenager Haas damals gefragt, ob er sich vorstellen könne, 16 Jahre später noch dabei zu sein, dann hätte er geantwortet: Nee, kann ich nicht.

Aber nun ist er immer noch dabei – und mehr als das. Selbst Koryphäen wie Stich oder auch Steffi Graf gehen so weit, ihm noch einen großen Titel zuzutrauen. Wie er das findet? „Das freut einen tierisch“, sagt er, „das sind schöne Worte“. Aber einstweilen hält er sich an Taten, und dazu gehört, den Sieg in Runde eins zu verbuchen, denn in den beiden vergangenen Jahren hatte er das nicht geschafft.

Die beiden, die 2012 im Viertelfinale gespielt hatten, sind dagegen nicht mehr dabei. Florian Mayer brauchte einen Satz zum Eingewöhnen, lieferte Novak Djokovic dann aber trotz seiner Niederlage (3:6, 5:7, 4:6) auf dem Centre Court eine gute Partie. Er trug seinen Teil dazu bei, dass die Zuschauer ihre Freude hatten an dieser Partie.

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Kohlschreiber musste aufgeben

Weniger Vergnügen hatte der grippekranke Philipp Kohlschreiber, der zu Beginn des fünften Satzes gegen den Kroaten Ivan Dodig aufgab. Schon zuletzt beim Turnier in Halle habe er Antibiotika nehmen müssen, aber das Problem sei nicht verschwunden.

Auf der Siegerliste des Tages standen bei den Damen Angelique Kerber, Annika Beck, Sabine Lisicki und Mona Barthel, Julia Görges dagegen scheiterte dagegen wie in Paris in Runde eins.

Für die 18 Jahre alte Debütantin Carina Witthöft wurde es ein Tag mit gemischten Gefühlen. Beim ersten Spiel im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers stand Kimiko Date-Krumm auf der anderen Seite, in deren Gesellschaft sich selbst Tommy Haas wie ein Jungspund fühlen dürfte. Die unverwüstliche Japanerin steht inzwischen im 43. Lebensjahr und machte der weniger als halb so alten Deutschen mit ihrem unorthodoxen, langsamen Spiel zu schaffen. Die jungen Leute sind Tempo gewöhnt, volle Kraft voraus, und wenn jemand wie Date auftaucht, der dieses Muster durchbricht, stehen sie oft ratlos davor.

Der erste Satz dauerte 16 Minuten, der zweite ein wenig länger, am Ende hieß es 6:0, 6:2 für Date-Krumm. Die sagte hinterher: „Tennis hat nicht nur mit Kraft und Geschwindigkeit zu tun und ist nicht nur für junge Leute da. Du brauchst auch einen guten Kopf und Erfahrung.“ Und offenbar auch immer grünen Tee. Als sie gefragt wurde, ob es stimme, dass sie reichlich Tee trinke, öffnete sie ihre Tasche, brachte eine Teekanne zum Vorschein und erklärte, die habe sie immer dabei. Vielleicht könnten sich die anderen ein Beispiel daran nehmen, meinte sie dann noch. Manchmal ist es nicht schlecht, den jungen Hüpfern zu zeigen, was alles möglich ist.