Essen. . Real Madrid, der Gegner von Borussia Dortmund im Champions-League-Halbfinale, ist kein ganz gewöhnlicher Verein. Da will der Präsident schon einmal Schiedsrichter einkaufen oder man schafft sich sein eigenes Ferienparadies und schüttet eine Insel vor einem arabischen Emirat auf.

Von wahrer Größe bis zum Größenwahn ist es nicht weit. Vor vier Jahren war Florentino Perez dabei, diese Grenze zu überschreiten. Der Präsident von Real Madrid wollte Carlos Megia Davila einkaufen und im Klub anstellen. Davila war allerdings kein Fußball-Star, sondern damals Schiedsrichter des Jahres in Spanien. Perez ließ seinen Plan erst fallen, als die anderen Klubs der Liga Alarm schlugen. Die Aufregung, so schüttelte Perez den Kopf, könne er gar nicht verstehen. Willkommen bei Surreal Madrid, einem der verrücktesten und erfolgreichsten Fußballklubs der Welt.

Die lange Leitung der Königlichen

Wer bei Real anrufen möchte, hat direkt mal ein Problem. Denn angeblich wechselt die Telefonnummer des Vereins in jedem Jahr. Sie besteht nach der Vorwahl aus der Zahl der gerade aktuellen spanischen Meistertitel, gefolgt von der Zahl der spanischen Pokalsiege, gefolgt von der Zahl der Europapokalsiege. Nach der Vorwahl 003491 müsste man also momentan wählen: Die 31 (Meistertitel), die 18 (Pokaltriumphe) und die 09 (Erfolge im Champions League). Doch es tutet, falsch verbunden. Die Nummer gibt es gar nicht, sie ist ein Mythos. Die eigentliche Nummer der Geschäftsstelle steht im Telefonbuch und lautet in jedem Jahr profan und gleich 3984300.

Wahr ist allerdings die unglaubliche Begebenheit aus dem Jahr 1980: Zum spanischen Pokalfinale trat Real Madrid gegen Real Madrid an. Die erste Mannschaft besiegte die zweite Mannschaft im Endspiel 6:1, aber zuvor hatte die Klub-Reserve aus der zweiten Liga gleich vier Erstligisten aus dem Pokal-Wettbewerb geworfen.

Die eigene Urlaubs-Insel

Wer so hart arbeitet, braucht natürlich Urlaub. Daher ist Real Madrid daran, sich ein eigenes Ferien-Paradies zu erschaffen. Die Klub-Bosse haben sich dafür eine künstlich aufgeschüttete Insel vor dem arabischen Emirat Ras al-Chaima ausgesucht. Damit ihr erster Ausflug dorthin auch werbewirksam für den vereinseigenen Fernsehkanal in Szene gesetzt werden konnte, nahmen sie den früheren Mittelfeld-Regisseur Zinedine Zidane mit an den Strand. Für eine Milliarde US-Dollar soll nun bis 2015 das Real-Resort entstehen. Mehrere hundert Luxuswohnungen, Achterbahnen, ein Stadion mit Meerblick. Die Investoren hoffen auf eine Million Feriengäste pro Jahr.

Die Vereins-Legende

Aus dem Alter, sich für einen Klub-Urlaub zu interessieren, ist Alfredo di Stefano heraus. Der 86-Jährige stammt aus dem Jurassic Park der Sportgrößen. In den 50er-Jahren zauberte er mit Ferenc Puskas im Sturm von Real. 1960, im Finale um den Europapokal der Landesmeister gegen Eintracht Frankfurt, siegte Madrid mit 7:3. Drei Tore di Stefano, vier Tore Puskas. Das Duo zehrte von seiner Genialität, dem Nektar der Götter. Heute ist Alfredo di Stefano Ehrenpräsident des Klubs. Auf der Tribüne im Bernabeu-Stadion gehört den Legenden der Balkon Nummer 15, aber viel wichtiger: In den Katakomben der Arena haben Alfredo di Stefano und seine Freunde einen kleinen Raum ohne Fenster, in dem sie sich dienstags zum Kartenspielen treffen.

Christiano Ronaldo - der Star und sein Sessel

Die neuen Stars sind nicht so pflegeleicht. Zum Beispiel Cristiano Ronaldo, der für die Rekordablösesumme von 94 Millionen Euro von Manchester United zu Real wechselte. Über ihn weiß man alles. Alles? Wie wäre es mit einem kurzen Quiz?

Frage 1: Nach wem wurde der Portugiese benannt?

Antwort: Nach Ronald Reagan. Sein Vater hielt Reagan für den größten Schauspieler aller Zeiten und ließ daher im Geburtsregister folgenden Namen eintragen: Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro.

Frage 2: Warum flog Cristiano Ronaldo zum ersten Mal vom Platz?

Antwort: Weil er bei einem Schulturnier wegen seines Dialektes von der Insel Madeira als „Bananenbauer“ verspottet wurde, schleuderte er einen Ledersessel auf einen Lehrer und musste nach Hause fahren.

Dein Freund und Helfer

Nach einem anderen Platzverweis rückte in diesem Frühjahr sogar die Polizei an. Es war das Achtelfinale der Champions League, und Real Madrid lag 0:1 bei Manchester United zurück, als Schiedsrichter Cünyet Cakir dem Manchester-Star Nani die Rote Karte zeigte. Ein englischer Fan auf der Tribüne rief bei der Polizei an: „Kommen Sie schnell, hier ist ein unfassbares Verbrechen passiert.“ Die Beamten rückten an, doch mitgenommen wurde nur der Fan wegen Missbrauchs des Notrufs. Während des Palavers auf der Tribüne traf Real in Überzahl zweimal zum 2:1, und der frühere englische Nationalspieler Gary Lineker legte nach: „Der Schiedsrichter und Real haben Manchester getötet.“

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Die Tour zum Trophäenschrank

Wer es weniger martialisch mag und keine Eintrittskarte für die Halbfinals zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund ergattern konnte: Für neun Euro gibt es ein Ticket für die Besichtigungstour im Bernabeu-Stadion. Im Preis enthalten: Ein Besuch im „Sala de Trofeos“, in dem rund 1000 der 7000 Pokale des Klubs ausgestellt sind. Reservierungen per Telefon erwünscht. Die Nummer? Siehe oben.