München. . Der Sieg des FC Bayern München gegen den FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel in der Champions-League war ein echtes Trainer-Spiel. Jupp Heynckes hatte seine Mannschaft perfekt auf das spanische Top-Team eingestellt und seinen Kritiker damit endgültig bewiesen, welch großartiger Trainer er ist.

Es dauert für gewöhnlich lange, bis Jupp Heynckes sich beklagt. Der 67-Jährige ist ein Mann mit Manieren. Aber in jüngster Zeit musste er sich doch bemerkbar machen. Erstmals, als der FC Bayern ihn unsanft ausbremste, indem der Klub stiekum Pep Guardiola verpflichtete – und zuletzt, als man den ausgewiesenen Spanien-Kenner Heynckes fragte, ob er sich nicht Rat bei Guardiola holen wolle, wie dieses famose Barca denn zu stoppen sei. „Bitte respektieren Sie meine Arbeit“, zürnte Heynckes. Nun hat er allen bewiesen, dass ein Anruf nicht vonnöten war.

Der Trainer, den man allzu oft auf die Rolle des gütigen Moderators eines Star-Ensembles reduzierte, machte alles richtig. Er setzte auf die fast irrwitzige Überlegenheit der Bayern in der Luft und die daraus resultierende Gefahr bei Standardsituationen. Er sorgte mit seiner Taktik dafür, dass Barcelona trotz statistischer Ballhoheit (65 Prozent) nie gefährlich wurde (etwa indem Bastian Schweinsteiger teilweise in der gegnerischen Hälfte den Auftakt zum rasenden Kurzpass-Spiel, initiiert von Xavi und Iniesta, unterband) und entzauberte so die Katalanen um Lionel Messi. So wie im Viertelfinale gegen Turin, als die Bayern den gefürchteten Andrea Pirlo völlig neutralisierten. Es waren echte Trainerspiele.

Und Jupp Heynckes hat auch den letzten Zweiflern bewiesen, dass er ein großartiger Trainer ist. Und so hinterlässt er dem gehuldigten Pep Guardiola, als Heilsbringer gedacht, der die Bayern in eine güldene Zukunft führen soll, am Ende womöglich ein Erbe, das schwer zu schultern sein wird. Heynckes muss das nicht bekümmern. Er hat seinen Stempel hinterlassen. Er trägt das Datum vom 23. April. (dig/WE)