Essen. Die Staatsanwaltschaft München hat gegen Uli Hoeneß Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung eingeleitet und der Fußball-Westen diskutiert. In unseren Kommentaren und auf unserer Facebookseite streiten unsere Nutzer darüber, ob Steuerhinterziehung für jemanden wie Hoeneß ein Kavaliersdelikt ist und welche Folgen eine Verurteilung haben könnte.

Es gibt einige Faustregeln im Fußball, auf die konnte man sich blind verlassen: Das Spiel endet erst, wenn der Schiedsrichter abpfeift, das Runde muss in das Eckige und in München an der Säbener Straße sitzt das vermeintliche moralische Gewissen der Bundesliga. Zumindest die dritte Faustregel des deutschen Fußballs ist in den letzten Tagen ins wanken geraten.

Steuerhinterziehung ist Diebstahl

Die Bezeichnungen mit denen der ehemalige Manager des Rekordmeisters nun bedacht wird, sind nicht sehr schmeichelhaft. Für renibert ist der Fall glasklar. Uli Hoeneß habe „Diebstahl am Gemeinwesen“ begangen und gehöre selbstverständlich zur Rechenschaft gezogen.

Neben der strafrechtlichen, gibt es in dieser Debatte noch eine menschliche Komponente. Viele Nutzer sind tief enttäuscht von Uli Hoeneß, dem „Saubermann aus Bayern“ oder den „Vater Theresa vom Tegernsee“. Grade weil der Präsident des FC Bayern bislang von vielen Nutzern als soziales Gewissen der Bundesliga wahrgenommen wurde. Es scheint, als ob er nun von all seinen Wutreden eingeholt wird. „Schade. Hoeneß galt bis zum Wochenende als Inbegriff moralisch einwandfreien Verhaltens“, klagt memax. „Dies ist nunmehr überholt. Sein Verhalten ist vollkommen inakzeptabel, die selber geschwungene Moralkeule macht es zudem tragisch.“ Hoeneß sei ein Vorbild, Vorreiter, Vordenker meint Schwattjelbn. Von solchen Menschen erwarte man besondere Aufrichtigkeit.

"Hoeneß sollte sich schämen"

„Gerade Hoeneß, der sich so gerne mit erhobenem Zeigefinger zur moralischen Instanz in diesem Land aufgeschwungen hat und mit seinem Rundumschlägen vor niemandem halt machte, sollte sich in Grund und Boden schämen, wenn er tatsächlich als gieriger Steuerhinterzieher aus dem Verfahren herausgeht“, schreibt Hajo007.

Muss der Aufsichtsratsvorsitzende nun als Konsequenz seinen Rücktritt einreichen? Medienschaffende und Politiker legen Hoeneß nahe seine Ämter beim FC Bayern München aufzugeben. Vuvuzela-Tuuuter sitzt als Anhänger des Rekordmeisters nun in der Zwickmühle. „Ich stehe etwas ratlos dar“, gesteht der Nutzer ein. Auf der einen Seite wisse er um die Verdienste Hoeneß, auf der anderen Seite wolle jedoch niemand einen Steuerbetrüger als Präsidenten haben.

Muss Hoeneß nun seine Ämter aufgeben?

Nutzerin Heidimaus appelliert an dessen Anstandsgefühl und teddybaer04 erklärt Hoeneß schlicht zur Belastung für den FC Bayern. „Da hat der oberste Wächter von Moral und Gerechtigkeit sich ein richtiges Eigentor geschossen“, schreibt teddybaer04. „Unabhängig ob man Hoeneß mag oder nicht, als Präsident des FCB ist er nicht mehr tragbar.“

Auf den ersten Blick scheint es, als ob unsere Nutzerschaft das Vorgehen des Ex-Managers einhellig ablehnt. Es gibt jedoch auch den ein oder anderen Nutzer, der Verständnis für Hoeneß Lage aufbringen kann. Manche Leser kommentieren die aktuelle Debatte auch mit demonstrativer Gleichgültigkeit, da sie Hoeneß lediglich als einen Sünder unter vielen ansehen. „Wer noch nie beim Finanzamt geschummelt hat oder (auch kleine) Einnahmen verschwiegen hat, werfe den ersten Stein“, meint beispielsweise 123movie.

Warum hat niemand den Steuerbetrug entdeckt?

Rwefortune interessiert sich eher für die logistische Komponente dieser Steuerposse. Für ihn ist es schlichtweg unbegreiflich, wie Uli Hoeneß eine solche Menge Geld unbemerkt am deutschen Fiskus vorbei schleusen konnte. „Ist Uli jede Woche einmal mit einem Milliönchen in die Schweiz gefahren und wo kamen die Millionen her, und keiner hat was gewusst? Wo waren die Finanzämter? Was ist in Deutschland los, wenn solche Summen unbemerkt in die Schweiz gebracht werden können?“ fragt rwefortune.

Für den Nutzer hagfri steht fest, dass in diesem Fall die Politiker in der Pflicht sind schärfere Gesetze gegen Steuerhinterziehung zu verabschieden. „Alle hauen jetzt auf Hoeness ein. Er hat nur das gemacht, was unsere Politiker nicht durch eindeutige Gesetze im Vorfeld haben unmöglich gemacht“, schreibt der Nutzer und nimmt die deutschen Banken in die Pflicht. „Alles geschieht mit Wissen und Handeln deutscher Banken. Solange wie es keine Steuergerechtigkeit gibt, solange wird es immer wieder Schlupflöcher geben.“