Essen. . Offen für eine Verlegung der WM 2022 in den Winter zu sein, bedeutet nicht, dass auch verlegt wird. Katar müsste für ein echtes Zeichen Richtung Kritiker einen Antrag beim Weltverband Fifa stellen. Doch damit riskiert das Land viel. Ein Kommentar von Frank Lamers.

Katar wollte die Weltmeisterschaft und hat sie bekommen. Ziel also erreicht. Ende im wüstensandigen Gelände. Wann genau diese WM im Jahr 2022 ausgetragen werden wird, das spielt für diese kleine Nation mit ihren reichhaltigen ökonomischen Ressourcen überhaupt keine Rolle. Das Finale wünscht sich der Herr Sepp Blatter für den zweiten Weihnachtstag? Warum auch nicht, über die Klimaanlagen lässt sich stets eine für Fußballer angenehme Temperatur herstellen, und die höchste globale Aufmerksamkeit ist einem WM-Ausrichter absolut immer sicher.

Bei einem Antrag an die Fifa könnte Katar das mühsam Erreichte verlieren

Dass Katar nun erklärt hat, man sei für eine Verlegung in den Winter offen, ist deshalb nicht als bedeutendes Zugeständnis an die Kritiker einzuordnen. Ein bedeutendes Zugeständnis wäre es, wenn das Land beim Weltverband einen Antrag auf Verlegung stellen würde.

Dann nämlich könnte Katar das mühsam mit Tricks und Talern Erreichte wieder verlieren. Dann nämlich wäre ein neuer Nachdenkensprozess ermöglicht: Sollen wir wirklich das Bohei mit der radikalen Spielplanneugestaltung in den nationalen Ligen veranstalten? Und das alles nur, weil die erkannt haben, dass bei ihnen allein im Winter gekickt werden kann? Vergeben wir die WM doch lieber gleich in kühlere Gefilde...

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Ein Antrag ist also nicht zu erwarten. Und wenn nicht alles täuscht, ist die Sorge wegen der Sommerhitze ohnehin übertrieben. In klimatisierten Hotels, Tiefgaragen, Bussen, Trainingshallen und Stadien wird die Sonne schon keine Spielerhaut versengen. Für Fans könnte es ein paar Grad schwieriger werden.