Sinsheim. . Laut Sportvorstand Matthias Sammer reagiere der FC Bayern München zu viel: “Was einer da irgendwo schräg nördlich von uns macht, spielt keine Rolle“. Nach dem Viertelfinalspiel im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund war es zum verbalen Nachspiel zwischen den Trainern gekommen.

Matthias Sammer steckte lässig die Hände in die Hosentaschen, zuckte kurz mit den Schultern und sagte dann das, was den Verfolgern von Bayern München viel mehr weh tun dürfte als jede markige Kampfansage. "Was einer da irgendwo schräg nördlich von uns macht, spielt keine Rolle", meinte der Sportvorstand des Fußball-Rekordmeisters lapidar: "Wir brauchen in der aktuellen Verfassung über gar nichts reden."

Das "gar nichts", das war in den vergangenen Tagen Borussia Dortmund und das leidige China-Scharmützel, das die Medien laut Trainer Jupp Heynckes aufgrund mangelnder Politik- und Papstthemen "rauf- und runterschrieben" - für Sammer schon zu viel. "Das war ja jetzt nicht bösartig, aber darauf haben wir reagiert", betonte der 45-Jährige: "In der Hinrunde hätte jemand erzählen können, was er will. Jetzt reagieren wir zu viel. Das tut uns nicht gut und dementsprechend müssen wir uns als Verein disziplinieren."

FCB weiter mit 17 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze

Die Bayern, das ließ sich auch zwischen den Zeilen des Sportvorstands kaum verbergen, sind auf dem Platz einfach so gut, dass es nicht einmal mehr die legendäre "Abteilung Attacke" braucht, um die Gegner in die Schranken zu weisen. Da reicht der dezente Hinweis auf Statistik und Tabelle.

Nach dem 1:0 (1:0) bei 1899 Hoffenheim thront der Tabellenführer weiter mit 17 Punkten Vorsprung auf den BVB an der Spitze - spannend ist nur noch, wie viele Rekorde die Münchner auf ihrer einsamen Titeljagd noch brechen. Zumal auch im DFB-Pokal erst Dortmund im Viertelfinale auf die in Bayern genehme Größe zurechtgestutzt wurde (1:0) und nun in der Vorschlussrunde ein Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg wartet. Außerdem winkt die Tilgung der Finalschmach von München in der Champions League.

"Wir haben doch nichts anderes zu tun, als konsequent in der Spur zu bleiben", sagte Sammer nach dem elften Auswärtssieg und der erneuten Einstellung einer Bundesliga-Bestmarke. Alles andere, auch der nicht ganz unprominente Heynckes-Nachfolger Pep Guardiola, soll sich gefälligst hinten anstellen.

Starke gab gegen den Ex-Klub das Debüt im Bayern-Tor

"Ich werde diskret drauf hinweisen, dass wir diese Diskussionen nicht brauchen", sagte er: "Nicht, dass wir irgendwann, wenn wir mal 0:0 in Hoffenheim spielen, darüber reden müssen, dass das ein Problem war." Gegen die Kraichgauer habe sich das Team ohnehin "einfach schwer getan, eine gewisse Leichtigkeit aufzubauen", sagte Sammer: "Aber ich würde das auch mal als normal betrachten."

Genauso normal ist inzwischen, dass selbst die vermeintliche B-Elf der Münchner locker in der Lage ist, einen um jeden Grashalm kämpfenden Abstiegskandidaten zu bezwingen. "Die Spieler sind nicht schlechter, als die, die zuletzt gespielt haben", sagte Heynckes mit Blick auf seine Reservisten wie Nationalspieler Mario Gomez, der nach 38 Minuten mit seinem achten Ballkontakt für die Entscheidung gesorgt hatte: "Jeder kommt über Leistung in die Mannschaft. Das ist keine Belohnung."

Auch dass Keeper Tom Starke ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub zu seinem Debüt im Bayern-Trikot kam, sei nicht außergewöhnlich. "Er unterstützt Manuel Neuer phantastisch und ist bei uns noch besser geworden", sagte Heynckes: "Er hat es verdient zu spielen." Mit Neuer hatte der 67-Jährige entschieden, dass der Zeitpunkt vor einer nicht-englischen Woche der richtige sei, um zu pausieren. "Es war schon etwas Besonderes, für den FC Bayern zu spielen. Vor allem hier in Hoffenheim'", sagte Starke, der allerdings nicht die von Neuer gewohnte Sicherheit ausstrahlen konnte. (sid)