Essen. Die Fifa hat Ende vergangene Woche auf die Diskussionen um Doping-Arzt Fuentes reagiert. Doch der Pressetermin wärmt nur, was längst bekannt war. Die echten Probleme im Anti-Doping-Kampf geht die Fifa nach wie vor nicht an. Dass die Fifa nicht alles tut, um gegen Doping vorzugehen, liegt auch am fehlenden Problembewusstsein der Beteiligten.

Fifa-Präsident Sepp Blatter hat sich am Donnerstag zum Händeschütteln mit John Fahey getroffen, dem Präsidenten der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Am Ende verschickte die Fifa eine Pressemitteilung. Damit bescheinigte sie sich selbst – mit Hilfe von Fahey – einen großartigen Kampf gegen Doping. In der Mitteilung steht jedoch kaum ein Satz mit Neuigkeitswert, die Pläne der Fifa sind lange bekannt. Und ob sie tatsächlich so toll sind, sei dahingestellt.

“Neuerungen” waren schon lange bekannt

Jiri Dvorak ist gemeinsam mit Michel D’Hooghe Chefmediziner der Fifa. Dvorak kündigte schon im vergangenen Sommer im Interview mit fussballdoping.de ein biologisches Profil an für den Confed-Cup 2013 und die WM 2014. Er beschrieb exakt das System, dass die Fifa jetzt als Neuerung preist.

Der Termin der vergangenen Donnerstag verschickten Pressemitteilung ist auffällig, kommt er doch wenige Tage nach den Meldungen um Fuentes’ Fußball-Verbindungen. Dass die Fifa jetzt aktiv in die Öffentlichkeit geht, steht im Widerspruch zu den jahrelang bekannten Dopingproblemen im Fußball.

Zudem ist der neue Blutpass unzureichend. Das Grundproblem der Fußball-Kontrollen: Sie sind kaum koordiniert. Wenn die Fifa während eines Turniers Blut- und Urinkontrollen nimmt, die in Datenbanken einpflegt, auf EPO testet – bringt das nur wenig, wenn der Rest des Jahres ohne solche Tests abläuft. Sportler und betreuende Doping-Ärzte können sich auf die Tests einstellen und sie entspannt umgehen.

Es gibt gleich mehrere Probleme

Erstens ist bislang kaum etwas zu hören vom Austausch zwischen Uefa, Fifa und Nationalverbänden. Solange Tests und Ergebnisse aber nicht abgestimmt werden, ist ein Anti-Doping-Kampf wenig effektiv. Zuletzt standen sich bei einer Trainingskontrolle bei Bayer Leverkusen NADA- und Uefa-Kontrolleure gegenseitig auf den Füßen.

Zweitens fehlen in vielen Verbänden entsprechende Kontrollen. In Deutschland zum Beispiel gibt es keine Blutkontrollen, angeblich sind diese zu teuer. Dabei ist der Deutsche Fußball Bund nach eigenen Angaben der größte Sportverband der Welt.

Drittens ist die Fifa selbst für die Kontrollen verantwortlich. Sie hat ihre eigenen Dopinkontrolleure, überwacht die Abnahme, reguliert den kompletten Prozess. Das ist zu großen Teilen auch in den Nationalverbänden so. In Deutschland nimmt der DFB die Wettkampfkontrollen selbst, bei den Trainingskontrollen gibt er die Spielregeln vor. Weil der DFB kein Geld für Blutkontrollen zur Verfügung stellt, gibt es auch keine. Wenn die Verbände ihre eigenen Spieler kontrollieren, ist das wenig vertrauenswürdig.

Das Problem wird kleingeredet

Dass die Fifa und ihre Mitgliedsverbände nicht alles tun, um gegen Doping im Fußball vorzugehen, liegt auch daran, dass die Beteiligten kein echtes Problembewusstsein haben. Nicht nur Leute wie Vicente Del Bosque, Cristiano Ronaldo, Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer oder BVB-Trainer Jürgen Klopp halten Doping im Fußball für nicht der Rede wert. Auch Fifa-Chefmediziner Jiri Dvorak erklärte im Interview, dass er Blutdoping im Fußball für nicht existent hält.

“Im Fußball gibt es nämlich keine Hinweise auf Blutdoping. Ein Viertel unserer Kontrollen werden auf EPO kontrolliert. Bei der WM 2002 haben wir bei allen Spielern Blutwerte genommen. Die Parameter lagen eher am unteren Ende der Skala, da gab es keinen Verdacht.” – Jiri Dvorak, Fifa-Chefmediziner