Schladming. . Am Freitag peilt Tina Maze nach dem Gold im Super G bei der WM in Schladming bereits ihren zweiten Titel an. Allerings ist der Erwartungsdruck nach den großen Erfolgen in dieser Saison gewachsen. Ein Porträt über die erfolgreiche, aber auch streitbare und Einzelgängerin, die nicht nur wegen ihres sportlichen Könnens populär ist.
48 Stunden vor der Super-Kombination der Damen am Freitag (11Uhr/14 Uhr, live in der ARD und Eurosport) hatte Tina Maze richtig schlechte Laune. Die Slowenin wurde nämlich Opfer einer Spionage-Attacke. Man könnte sich sehr wohl vorstellen, dass die Konkurrenz mal ein Auge auf ihre in dieser Saison so rasant laufenden Ski werfen würde, aber da funktioniert das Fairplay unter den Skifirmen und den Nationalteams. Der Angriff auf Maze fand im weltweiten Netz statt. Ein Hacker hatte ihren Twitter-Account geknackt und verbreitete unter Mazes Namen Werbe-Empfehlungen, wie man (und Frau) in 14 Tagen am meisten Fett abnehmen könne.
Kein Wunder, dass Maze sauer reagierte. Erstens mag es niemand, wenn unter seinem Namen Falsches verbreitet wird, und zweitens muss derjenige kräftig in die Tasche packen, der mit Tina Maze werben will. Die 29-Jährige ist neben Lindsey Vonn und Maria Höfl-Riesch die Großverdienerin im Ski-Zirkus. Zahlreiche Werbeverträge wie die mit einer Schweizer Skifirma und einem schokoladigen Kopfsponsor sollen Maze pro Jahr 1,5 Millionen Euro einbringen. Im nächsten Winter dürfte ihr Einkommen noch steigen. Nach 25 von 37 Disziplinen führt sie im Gesamt-Weltcup uneinholbar mit 1654 Punkten vor Höfl-Riesch (806) und ist auf dem besten Weg, dem Herminator Hermann Maier die Rekord-Punktzahl abzujagen.
Nach den Erfolgen lastet der Erwartungsdruck schwer
Verständlich, dass nach diesen Erfolgen bei der Ski-WM ein ungeheurer Erwartungsdruck auf Maze lastet. „Ich weiß, dass ich gut drauf bin“, nimmt die Slowenin die Herausforderung an. Gleich im ersten Rennen machte sie einen Haken hinter ihre Aufgabenstellung: Gold im Super-G. Bevor sie nach der Siegerehrung ihr Markenzeichen, das Maze-Rad, für die Zuschauer auf dem Schneeboden schlagen konnte, war allerdings ein anderes Bild von ihr um die Welt gegangen. Als ihre große Konkurrentin Lindsey Vonn schwer stürzte, riss Maze vor tiefem Entsetzen den Mund so weit auf, dass jeder Zahnarzt beurteilen konnte, dass ihr Gebiss von oben rechts bis unten links makellos ist.
Zwischen Vonn und Maze gab es in diesem Winter einen Zickenkrieg. Der Disput über eine angebliche Beleidigung von Vonn in Richtung Maze war aber schon vor der WM beendet. „Ich hoffe, Lindsey kommt schnell in den Skisport zurück“, wünscht Maze der US-Amerikanerin nach deren Sturz.
Streitbare und ehrgeizige Einzelgängerin
Maze gilt als streitbare und ehrgeizige Einzelgängerin. Schon 2008 löste sich die Frau aus Crna na Koroskem, einem Dorf nahe der österreichischen Grenze mit einem Skilift hinauf auf 780 Meter Höhe, vom slowenischen Verband. Chef ihres eigenen Teams ist ihr Trainer und Lebenspartner, der 16 Jahre ältere Andrea Massi. Maze ist fordernd und fackelt nicht lange, wenn es nicht nach ihrem Geschmack läuft. Mehrere Ski-Techniker setzte sie schon vor die Tür.
Aber nicht nur mit ihrem Personal gab es Kontroversen. Vor zwei Jahren bezweifelte sie bei der WM in Garmisch-Partenkirchen die Korrektheit der Zeitnahme und im vergangenen Winter sorgte sie mit einer Höschen-Affäre für Schlagzeilen. Die Konkurrenz monierte ihre Unterwäsche. Sie sei zu wenig luftdurchlässig und deshalb regelwidrig, hieß es. Als der Weltverband ihre umstrittenen Modelle verbot, ließ sich Maze eine ausgefallene Antwort einfallen. Beim Weltcup in Cortina d’Ampezzo entblößte sie im Zielraum ihren Oberkörper bis auf einen BH, auf den sie die Worte „that’s not your business“ (das ist nicht eure Angelegenheit) geschrieben hatte.
Nicht nur im Sport erfolgreich
In Slowenien ist keine Sportlerin so populär wie Tina Maze. Sie entwirft Schmuck, sie katapultierte sich mit ihrem Song „My way is my decision“ (über meinen Weg entscheide ich) an die Spitze der slowenischen Hitliste, sie ist ein gefragtes Model: Die Vermarktung der Tina Maze läuft auf Hochtouren. Jede Medaille, jeder Titel bei der WM in Schladming treibt ihren Preis weiter in die Höhe. Am Freitag in der Super-Kombination geht sie schon wieder auf Erfolgsjagd. Am liebsten will sie Gold gewinnen. Doch Maze hebt nicht ab. Kühne Prognosen, sie könne alles gewinnen, schiebt sie zur Seite. Als Motto hat sie sich einen Spruch von Alberto Tomba ausgewählt: „Man kann keine drei Medaillen gewinnen, wenn man vorher nicht schon zwei in der Tasche hat.“