Berlin. Auch Grischa Niermann hat gedopt: Der frühere Radprofi des Teams Rabobank und jetzige Nachwuchscoach in den Niederlande gab zu, zwischen 2000 und 2003 Epo genommen zu haben. Kurios: Noch vor einer Woche stritt der 37-Jährige jeglichen Betrug vehement ab.

In der jüngsten Geständniswelle um das Radteam Rabobank hat auch der deutsche Ex-Profi Grischa Niermann Doping zugegeben. Er habe zwischen 2000 und 2003 "einige Male das verbotene Mittel Epo genommen", teilten der Hannoveraner selbst sowie der niederländische Radsportverband KNWU am Montag mit. Der 37-Jährige, der von 1999 bis 2012 bei Rabobank fuhr, wolle der niederländischen Anti-Doping-Kommission weitere Einzelheiten nennen, hieß es.

Niermann wollte Vorbild sein

Derzeit ist Niermann Nachwuchscoach im KNWU. Obwohl der Dopingmissbrauch laut Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada verjährt sei, werde Niermann laut internen Richtlinien vom 15. Februar an für sechs Monate bis Mitte August gesperrt.

"Meine unschöne Vergangenheit jetzt wieder ans Licht zu holen, ist sehr schmerzhaft", erklärte Niermann. "Aber es macht mir umso deutlicher, dass der ehrliche Weg ab 2003 der einzig richtige war. Die vergangenen 10 Jahre habe ich dann alles daran gesetzt, den jungen Fahrern im Team Rabobank ein Vorbild zu sein für einen hart arbeitenden und sauberen Radprofi."

Aufschrei in Niederlanden

Erst vor wenigen Tagen hatten die Geständnisse von Thomas Dekker und Denny Nelissen für einen Aufschrei im niederländischen Radsport gesorgt - die beiden berichteten von jahrelangem organisierten Doping beim Team in den orangenen Trikotfarben. Im Vorjahr hatte sich das Geldinstitut Rabobank nach 17 Jahren im Elite-Radsport als Namenssponsor zurückgezogen. Die Mannschaft um die deutschen Fahrer Paul Martens und Robert Wagner heißt in diesem Jahr Team Blanco.

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Kurios: Niermann stritt jüngst nach Bekanntwerden der Affäre noch jeglichen Betrug ab. "Ich habe niemals Doping genommen, und mir ist auch kein Doping angeboten worden", sagte er noch vor einer Woche in einem Interview der Hannoveraner Tageszeitung "Neue Presse".

Wichtiger und loyaler Helfer

Niermann war neunmal bei der Tour de France am Start und galt stets als wichtiger und loyaler Helfer im niederländischen Traditionsrennstall. Seine besten Platzierungen im Gesamtklassement erreichte er im Jahr 2000 als 24. und im Jahr 2003 als 28.

Radprofi Jan Ullrich (2002, positiv auf Amphetamine):

"Irgendwer hat mir in der Disco zwei Pillen angedreht. Die habe ich in meiner Dummheit dann geschluckt."

Läufer Dieter Baumann (1999, erhöhte Nandrolonwerte):

Ein Unbekannter soll ihm etwas in die Zahnpasta gemischt haben.

Radprofi Christian Henn (1999, erhöhte Testosteronwerte):

Seine Schwiegermutter habe ihm einen Kräutertee serviert, der seine Zeugungskraft stärken sollte.

Radprofi Tyler Hamilton (2004, Fremdblut-Doping):

"Die fremden Blutzellen in meinem Körper werden von den Stammzellen meines vor der Geburt gestorbenen Zwillings produziert."

Der italienische Radprofi Gilberto Simoni (2004, positiv auf Kokain):

"Meine Mutter hat mir Bonbons aus Peru geschickt, die in Kokablätter eingepackt werden."

Als Simoni erneut aufflog, war der Tee der Tante schuld.

Querfeldein-Radfahrer Mario de Clercq:

Bei ihm wurden 2003 Doping-Unterlagen gefunden. Die brauchte er angeblich für den Roman, an dem er gerade arbeite.

Radprofi Frank Vandenbroucke (2002, Clenbuterol):

"Das ist für meinen Hund, der hat Asthma."

Radprofi Andreas Kappes (1997 positiv auf Amphetamine) :

"Ich habe aus Versehen die Appetitzügler meiner schwangeren Frau geschluckt."

Der britische Bobfahrer Lenny Paul (1997, erhöhter Nandrolonwert):

"Ich habe Spaghetti Bolognese gegessen, das Hackfleisch war von hormonbehandelten Rindern."

Mountainbikerin Ivonne Kraft (2007, positiv auf Fenoterol):

"Das Asthma-Spray meiner Mutter ist explodiert. Ich stand daneben und habe die ganze Wolke eingeatmet."

Tennisspielerin Martina Hingis (2007, Kokain):

"Jemand hat es mir in den Fruchtsaft getan."

US-Sprinter Dennis Mitchell (positiver Testosteron-Befund):

Er gab an, fünf Flaschen Bier getrunken und viermal Sex gehabt zu haben.

Mitchells Begründung: "Die Lady hatte Geburtstag. Sie verdiente etwas Besonderes."

Ski-Langläufer Johann Mühlegg (2002, positiv auf Epo):

"Ich mache eine Diät."

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Verbands-Direktor Huib Kloosterhuis lobte den Ex-Profi. "Ich finde es mutig von Grischa, diesen Weg zu gehen", sagte er. Zugleich stellte er dem Deutschen quasi eine Arbeitsplatzgarantie für die Zeit nach der Sperre aus. Kloosterhuis habe Vertrauen in eine "gute Zukunft" mit Niermann als Sportlichem Leiter des Nachwuchsteams. (dpa)