Going. Box-Weltmeister Wladimir Klitschko hat in seinem Trainingslager beim Tiroler Stanglwirt in Going Zeit zum Plaudern. Bevor er am 20. Juni in der Schalker Arena boxt, sprach er über Bergläufe, Schwimmen und Schalker Bettwäsche.
Der Kampf zwischen Ruslan Chagaev und Nikolai Walujew um den Schwergewicht-Titel der WBA wurde Samstag in Helsinki abgesagt, weil in Chagaevs Blut Hepatites-B-Viren gefunden wurden. Sind Sie dagegen geimpft?
Wladimir Klitschko: Ehrlich gesagt, ich weiß es gar nicht. Ich habe ein Impfbuch, da müsste ich reinschauen. Aber ich glaube schon, dass ich dagegen geimpft bin. Ich reise sehr viel und habe daher wohl die nötigen Impfungen gegen alles.
Hätten Sie trotz der Viren gegen Chagaev geboxt?
Klitschko: Ich bin kein Arzt, deshalb kann ich nicht sagen, ob das gefährlich ist oder nicht. Ich weiß aber, dass beide schon einmal gegeneinander geboxt haben, und Chagaev schon damals das Virus gehabt haben soll. Aber bitte, ich weiß zu wenig, um genaue Dinge darüber zu sagen.
Nach der Kampfabsage geht das Theater um den WBA-Titel weiter. Selbst der Verband weiß nicht genau, wer nun WBA-Weltmeister im Schwergewicht ist. Walujew oder Chagaev?
Klitschko: Das ist eine sehr traurige Situation für das Boxen.
Könnten Sie nicht einsteigen und auch den WBA-Titel holen?
Klitschko: Es geht doch leider nicht um die sportliche Titelvereinigung, es geht ums Geschäft. Mein Bruder Vitali und ich tun alles, um aufzuräumen. Doch soweit ich weiß, hat die WBA mit John Ruiz schon den nächsten Pflichtherausforderer auf dem Zettel, kriegt aber noch nicht mal den Kampf Walujew gegen Chagaev über die Bühne.
Warum trainieren Sie in Tirol?
Klitschko: Weil mein Bruder Vitali und ich das seit Jahren so machen. Es ist eine gute Umgebung für uns, jeder aus dem Team kennt sich aus, jeder weiß Bescheid und jeder weiß, was er zu tun hat.
Wie oft trainieren Sie?
Klitschko: Sechs Tage in der Woche, davon vier Tage mit Sparring. Mittwoch ist frei.
Was müssen Sie dann mittwochs machen?
Klitschko: Ich muss gar nichts machen, ich muss nur Boxen. Mittwochs mache ich, was ich will. Das ist Schlafen bis elf oder halb zwölf, in Ruhe Frühstücken, und dann will ich schwimmen. Das ist der Unterschied zwischen müssen und wollen.
Können Sie gut schwimmen?
Klitschko: Früher war ich schlecht, aber für meine Verhältnisse bin ich mittlerweile ein guter Schwimmer. Wenn ich in Hamburg bin, trainiere ich im Olympiastützpunkt, dort kenne ich zwei Trainer, die mir Tipps geben. Sehr gut gefällt mir Wasserball, das ist ein Sport für mich.
Wer schwimmt besser? Sie oder Ihr Bruder Vitali?
Klitschko: Das ist wie die Frage: Wer spielt besser Schach? Vitali oder ich? Wenn Vitali nicht da ist, sage ich immer: Ich bin besser!
Schwimmen Sie auch im Schwarzsee, der in Tirol fast neben dem Hotel liegt?
Klitschko: Das Wasser ist dort im Moment noch viel zu kalt. Im vergangenen Jahr habe ich diesen Fehler mal gemacht. Ich war Ende Mai mit meinem Bruder in Tirol. Etwas Schattenboxen, etwas Gymnastik draußen, mir war warm, also bin ich in den See gesprungen und wollte quer durch schwimmen. Genau in der Mitte habe ich gemerkt, oh, das wird knapp. Das Wasser war zu kalt und hat mir alle Kraft aus dem Körper gezogen. Ich habe umgedreht und bin noch heil an Land gekommen.
Stehen Bergläufe auf dem Programm?
Klitschko: Nein, seit zwei Jahren nicht mehr. Ich bin in meinem Leben genug gelaufen. Aber im Ernst: Wir haben es oft genug ausprobiert, aber es bringt mich nicht wirklich weiter.
Schlafen Sie zur Vorbereitung auf den Kampf in der Schalker Arena schon in Schalke Bettwäsche?
Klitschko: Das mache ich nicht, aber ich habe ein Schalker Trikot. Das Trikot hat mir Schalkes Präsident Schnusenberg gegeben, als ich beim Spiel gegen Cottbus in der Arena war. Er hat mir auch einen Mitgliedsausweis gegeben. Ich bin also Schalke-Mitglied. Und wissen Sie was: Es ist der erste Verein, in dem ich Mitglied bin.
Auch Fan?
Klitschko: Es hat mir sehr gut gefallen bei dem Spiel, ein tolles Publikum. Und ich werde sicher nichts Schlechtes über Schalke sagen, denn der Sponsor ist Gazprom. Und ich will doch nicht, dass meine ukrainische Heimat ein Problem mit der Gasversorgung bekommt.
(Ralf Birkhan zeichnete das Gespräch auf)