Essen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verspielte im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden eine 4:0-Führung. Handelt es sich dabei um einen Ausrutscher? Unser Redakteur Ralf Birkhan meint: Nein, denn es spricht nicht viel dafür, dass die Hilflosigkeit des DFB-Teams in der nächsten engen Situation verschwunden sein wird.
Das 4:4 gegen Schweden war ein begeisterndes Spiel. Aber warum kann man ein begeisterndes Spiel am Ende nicht einfach auch gewinnen? Wenn die Spieler auf dem Platz den Überblick verlieren, muss der Trainer eingreifen.
Ob Joachim Löw seine Jungs in den letzten Minuten mit Brüllerei noch erreicht, mag dahingestellt sein. Aber er hatte in der 88. Minute noch die Chance auf zwei Wechsel. Er ließ allerdings die wackelige Defensive weiter wackeln und brachte den offensiven Lukas Podolski. Seine letzte Wechsel-Möglichkeit ließ Löw sogar ungenutzt verstreichen. Er muss sich daher vorwerfen lassen, ebenso wie seine Spieler im Rausch des Abends den Überblick verloren zu haben.
Ähnlich war es im Halbfinale der EM. In der Druck-Situation gegen Italien entschied er sich für eine umstrittene Taktik, die offensichtlich die Niederlage einleitete. Der Bundestrainer stand am Rand und sah zu, wie ihm alles aus der Hand glitt.
Damit hat Löw innerhalb kurzer Zeit bei zwei denkwürdigen Spielen ebenso hilflos gewirkt wie seine Spieler. Es spricht bisher nicht viel dafür, dass sich dies in der nächsten engen Situation ändert.