Lemgo. . Diese Mienen waren am Samstagabend in der Lipperlandhalle nicht unbedingt so zu erwarten. Ziemlich zerknirscht war Dirk Beuchler, der Trainer des TBV Lemgo. Glücklich war Gennadij Chalepo, der Coach des TuS N-Lübbecke, nach dem 32:29 (15:12)-Erfolg im Ostwestfalen-Derby.

4157 Zuschauer waren gekommen, und sofern sie TBV-Anhänger waren, staunten sie – gemeinsam mit Trainer Dirk Beuchler. „Ich war überrascht, wie sich meine Mannschaft in den ersten 20 Minuten präsentiert hat“, sagte der 41-Jährige, der schon nach neun Minuten erstmals an der Notbremse gezogen und eine Auszeit genommen hatte, nachdem der Schwede Mattias Gustafsson die Gäste mit 7:4 in Führung geworfen hatte.

Verbesserungen sah Dirk Beuchler in der Folge jedoch, wenn überhaupt, nur als kurze Momentaufnahmen. „Es war vor allem in den ersten 20 Minuten keine Bereitschaft da, keine Motivation“, ärgerte sich der TBV-Coach. „Stattdessen ist der TuS zu vielen einfachen Toren gekommen, auch über die zweite Welle. Dabei war es ganz gleich, welche Abwehrformation wir gespielt haben oder wer auf der Platte gestanden hat: Wir haben heute nicht zu der richtigen Harmonie gefunden.“ Nicht nur das: Der langzeitverletzte Patrik Johansson sowie Spielmacher Martin Strobel fehlten ohnehin schon, da handelte sich Jens Bechtloff in der 20. Minute auch noch die Rote Karte ein, nachdem er Dennis Wilke beim Gegenstoß sehr unsanft gestoppt hatte.

Starker Rückhalt war Torwart Nikola Blažičko

Hinzu kam das von Dirk Beuchler bereits angesprochene Problem der Lemgoer Defensive, hinter der Nationaltorwart Carsten Lichtlein keinen Ball zu fassen bekam und seinen Platz nach 16 Minuten für Nils Dresrüsse räumte. Ganz anders war es beim TuS N-Lübbecke, der sich 60 Minuten lang auf Nikola Blažičko in Top-Form verlassen konnte. Der 34-jährige Kroate war gerade auch in den Phasen nach dem Wechsel, in denen der TBV Lemgo gleich mehrmals an einer Wende geschnuppert hatte, stets auf dem Posten.

Verhindern konnte TuS-Kapitän Nikola Blažičko aber auch nicht, dass seine Vorderleute aus ihrem 24:20-Polster, das sie sich nach 44 Minuten herausgeworfen hatten, noch nicht die nötige Ruhe holten, vier Treffer in Serie kassierten und damit sogar den Ausgleich hinnehmen mussten, nachdem Tim Schneider von der Siebenmeter-Marke getroffen hatte. Das lag auch daran, dass die Lemgoer nun viel mehr Stabilität zwischen den Pfosten hatten, dass Nils Dresrüsse mehrmals klasse parierte. „In der zweiten Halbzeit haben wir kurzzeitig etwas den Faden verloren“, berichtete dann auch TuS-Trainer Gennadij Chalepo. „Hier haben wir dann aber Moral bewiesen und sind zurückgekommen.“

Drei Tore bei der 29:32-Niederlage des TBV Lemgo gegen den TuS N-Lübbecke: Finn Lemke, hier gegen Arne Niemeyer (Nr. 28) und Mattias Gustafsson.
Drei Tore bei der 29:32-Niederlage des TBV Lemgo gegen den TuS N-Lübbecke: Finn Lemke, hier gegen Arne Niemeyer (Nr. 28) und Mattias Gustafsson. © Biene Hagel

Zlatko Feric: „Das, was wir heute gezeigt haben, haben wir uns gewünscht“

Und zwar so: Nachdem Linkshänder Rolf Hermann für die Lemgoer auf 29:30 verkürzt hatte, nahm Gennadij Chalepo eine Auszeit und gab noch ein paar Tipps für die Schlussphase. Indes entschied sein Gegenüber die Dirk Beuchler schon einmal, in der Schlussphase mit einem siebten Feldspieler zu agieren, um vielleicht noch zumindest einen Punkt zu ergattern. Zunächst verlor jedoch der für einen Siebenmeter zwischen die Pfosten zurückgekehrte Carsten Lichtlein das Duell gegen Dennis Wilke, ehe dann auch die taktische Maßnahme, Hendrik Pekeler als eben jenen siebten Feldspieler zu bringen, nichts brachte.

Im Gegenteil. Jens Schöngarth schraubte die 31:29-Führung seines Teams sogar noch auf 32:29 hoch. Und Zlatko Feric strahlte nach dem Schlusspfiff. „Das, was wir heute gezeigt haben, haben wir uns gewünscht“, sagte der Manager des TuS N-Lübbecke. „Die Mannschaft hat heute ein sehr gutes Bild abgegeben.“

Lemgo gastiert am Sonntag in Göppingen

Mit dem Bild seines Teams wird sich Dirk Beuchler in den nächsten Tagen auch intensiv befassen. „Vielleicht hat auch mitgespielt, dass die Mannschaft aufgrund der guten Vorbereitung zu selbstsicher war“, merkte der TBV-Coach kritisch an. „Natürlich tut es weh, dass wir das erste Spiel gleich verloren haben, denn wir haben ohnehin ein schwieriges Auftaktprogramm.“ Am kommenden Sonntag geht es zu Frisch Auf Göppingen, am Mittwoch in einer Woche (5. September, 20.15 Uhr) wird die MT Melsungen in der Lipperlandhalle zu Gast sein.

Indes freut sich der TuS N-Lübbecke jetzt erst recht auf sein erstes Saison-Heimspiel, das am kommenden Samstag (1. September, 19 Uhr) in der Kreissporthalle Lübbecke angepfiffen wird. „So ein Anfang tut gut“, sagte Trainer Gennadij Chalepo. „Dieses Spiel gibt uns den nötigen Auftrieb für die nächste schwere Aufgabe.“ Und die heißt TSV Hannover-Burgdorf, ehe es dann am Mittwoch in einer Woche zu den Rhein-Neckar Löwen gehen wird.

TBV Lemgo – TuS N-Lübbecke 29:32 (15:18)

TBV Lemgo: Lichtlein (1.-16.), Dresrüsse (16.-60.) – Preiß (2), Bechtloff, Kehrmann (3), Hermann (7), Pekeler (1), Schneider (5/1), Lemke (3), Dietrich (6), Haenen (1/1), Zieker (1).

TuS N-Lübbecke: Blažičko, Quenstedt (n. e.) – Gustafsson (1), Løke (6), Vukovic (7), Wilke (8/5), K. Svensson (2), Arnaudovski, Tluczynski (1), Gartmann (n. e.), D. Svensson (1), Niemeyer (3), Schöngarth (3), Remer.