Essen. Javier Martinez ist der siebte Neuzugang beim Rekordmeister und Franz Beckenbauer bislang noch nicht bekannt. Kein Geheimnis ist, dass die Bayern auch an Lars Bender und Mats Hummels interessiert waren. Ist Martinez dann nur die zweite oder dritte Wahl? Ein Kommentar.

Lassen wir mal das aus München kolportierte Märchen beiseite, Javier Martinez verzichte in seinem Fünfjahres-Vertrag auf zehn Millionen Euro, damit er für den FC Bayern „erschwinglich“ werde. Ob der defensive Mittelfeldspieler von Atletic Bilbao letztlich 30 oder 40 Millionen Ablöse kostet, ist eh  – wie Franz Beckenbauer jetzt in seiner unnachahmlichen Art feststellte – „schon fast wurscht“.

Uli Hoeneß, der sich in der Bundesliga zuletzt von Borussia Dortmund gedemütigt und dadurch zum Handeln gezwungen sah, beeilte sich denn auch gleich in bewährter „Mia-san-mia“-Haltung darauf hinzuweisen, dass der (wirtschaftliche) Branchenführer für einen solchen millionenschweren Transfer „nicht in die Kreditabteilung gehen muss“. Was auf den ersten Blick also wie eine Demonstration der Stärke (und des prall gefüllten Festgeldkontos) aussieht, ist bei näherem Hinsehen jedoch eher die Bestätigung einer deftigen Bayern-Niederlage.

Kann sich der FC Bayern mit der Rolle des zweiten Siegers anfreunden?

Es ist schließlich kein Geheimnis, dass der Rekordmeister – was Martinez zur zweiten, wenn nicht gar dritten Wahl degradiert - lieber den Leverkusener Lars Bender oder noch lieber den Dortmunder Mats Hummels verpflichtet hätte. Deren Klubs jedoch widerstanden den finanziellen Lockungen aus München – eine völlig neue Erfahrung für Hoeneß und Co. Rechnet man noch Marco Reus hinzu, dessen Entscheidung pro BVB die Münchner als eine Art Majestätsbeleidigung empfunden haben müssen, sehen die Erfolge der Münchner auf dem Transfermarkt (Pizarro, Shaqiri, Mandzukic) plötzlich gar nicht mehr so spektakulär aus.

Was im Übrigen wohl auch der „Kaiser“ so sieht, wenn man seine kleine Stichelei hinsichtlich des vermeintlichen Königstransfers Martinez richtig deutet: „Ich kenne den Spieler nicht, habe ihn noch nie gesehen. Aber wenn sich der FC Bayern für ihn interessiert, muss er ein Guter sein.“  

P.S.: Gut in diesem Zusammenhang, dass sich die Münchner mit der Rolle als „zweiter Sieger“ anfreunden können. Hat Uli Hoeneß doch gerade erst nach der Erfahrung der Olympischen Spiele gefordert: „Wir müssen lernen, dass auch ein zweiter Platz eine sensationelle Leistung sein kann.“ Bravo! Nur sollten sie dann in München auch schleunigst damit anfangen.