London. Natascha Keller hat in London die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier getragen und ist damit erst die fünfte Frau bei den Olympischen Sommerspielen. Für deutsche Athleten scheint diese Aufgabe aber mehr Fluch als Segen zu sein. Mit dem Aus in der Vorrunde setzt Natascha Keller die Pechsträhne fort.
Schon wieder hat die deutsche Fahne ihrem Träger kein Glück gebracht. Hockey-Rekordnationalspielerin Natascha Keller führte die deutsche Mannschaft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele an, ihr Team aber nicht zu einer Medaille. Das 0:0 gegen Neuseeland am Montag bedeutete das Aus in der Vorrunde.
Die Olympiasiegerin von 2004 reiht sich damit in eine lange Liste von Athleten.2008 war es Dirk Nowitzki, den der „Fluch der Fahne“ traf. Auch er schied mit den Basketballern bereits nach der Gruppenphase aus. 2004 gewann der Reiter – und damaliger Fahnenträger – Ludger Beerbaum mit der Mannschaft zwar Gold, die Medaille wurde aber nachträglich aberkannt, weil bei seinem Pferd verbotene Substanzen nachgewiesen werden konnten.
Birgit Fischer rettet die Ehre der Fahnenträger
Der letzte Erfolg einer deutschen Fahnenträger liegt zwölf Jahre zurück! In Sydney war es Kanutin Birgit Fischer, die zwei Goldmedaillen gewann. Fischer ist seit der Wiedervereinigung die einzige Fahnenträgerin, die bei den Spielen auch Olympiasiegerin wurde. Denn 1996 blieb Degen-Fechter Arnd Schmitt in Atlanta ohne Edelmetall und Ruderer Manfred Klein holte 1992 in Barcelona im favorisierten Achter nur Bronze.
Wieder muss man in der olympischen Geschichte zwölf Jahre zurückgehen bis es die nächste Goldmedaille für den Fahnenträger gibt. 1988 ist es Reiner Klimke, der im Reiten Mannschaftsgold gewinnt. Seine Vorgänger Wilhelm Kuhweide (Segeln) und Hans Günter Winkler (Reiten) blieben 1984 sowie 1976 erfolglos. Selbst die Kombination aus Olympischen Spielen im eigenen Land und Auftritt als Fahnenträger brachte nur wenig Glück. Bei den Spielen 1972 in München holte Detlef Lewe im Kanu Bronze.
Das Tragen der Fahne sollte eine Ehre sein
Gibt es also einen „Fluch der Fahne“? Eher nicht. Ein Misserfolg fällt nur schneller auf. Der Auftritt als Fahnenträger ist eine große Ehre für den Athleten und mit viel Aufmerksamkeit verbunden. Die Fahne bringt den Sportler für einige Stunden ins Rampenlicht, macht ihn aber mit Sicherheit nicht schlechter.