Berlin. Er sei von der Überzeugung abgekommen, dass Dopingsünder nie wieder bei Wettkämpfen antreten dürften, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Drastische Maßnahmen sollten nur angewendet werden, wenn Sportler über Jahre oder Monate bewusst gedopt haben, erklärte Thomas Bach.

Dopingsünder sollten nach Meinung des deutschen Olympia-Chefs Thomas Bach nicht lebenslang von Wettkämpfen ausgesperrt bleiben. "Es hat jeder eine zweite Chance verdient", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in einem Interview des "Tagesspiegel" (Samstagausgabe). Bach freute sich zwei Wochen vor Beginn von Olympia in London auf "brillante Spiele". Mit Blick auf die Chancen deutscher Sportler sagte er der "Welt": "Es wird der härteste Wettbewerb der olympischen Geschichte werden."

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Von Dirk Graalmann und Thomas Lelgemann

Beim Thema Doping habe er selbst seine einstige Auffassung geändert: Er sei von der Überzeugung abgekommen, dass Dopingsünder nie wieder bei Wettkämpfen antreten dürften, sagte Bach. Solch drastische Maßnahmen sollten nur angewendet werden, wenn Sportler über Jahre oder Monate bewusst gedopt haben: "Das kann man nicht vergleichen mit jemandem, der einmal das falsche Nasenspray erwischt hat."

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) werde bald festlegen, dass jeder Athlet, der länger als sechs Monate gesperrt war, nicht an den folgenden Olympischen Spielen teilnehmen darf, sagte Bach. Dennoch machte er sich keine Hoffnung, das Thema je von der Agenda bekommen zu können: "Der Kampf gegen Doping hält stets neue Herausforderungen bereit. Doch zu Ende sein wird er nie," sagte der DOSB-Präsident.

Medaillen-Erwartungen wie Peking 2008

Die deutsche Olympiamannschaft sieht Bach gut aufgestellt. Die Leichtathleten seien in der Lage, mehr als eine Bronzemedaille wie 2008 in Peking zu holen. Die Ruderer hätten sich gut entwickelt, die Kanuten ihr hohes Niveau gehalten und auch im Radsport gebe es Verbesserungen. Dennoch sei der Konkurrenzkampf hart: "Die starken Leistungssportnationen haben viel mehr an Know-how und Geld investiert als je zuvor." In Sachen Medaillen-Erwartungen sagte er: "Der Maßstab ist Peking." Damals erreichten die Deutschen 16 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen.

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Erfreut zeigte sich Bach über die erstmalige Olympia-Teilnahme zweier Frauen aus Saudi-Arabien. Trotz des langen Gezerres zwischen dem IOC und Saudi-Arabien wollte er aber nicht Forderungen folgen, den Staat für seine Haltung zu sanktionieren. Es seien nun zwei saudische Sportlerinnen dabei, zudem trage eine Athletin aus Katar die Fahne ihres Landes bei der Eröffnungsfeier am 27. Juli. "Lassen sie das doch mal auf die arabische Welt wirken." (dapd)