London. Mit weniger Aufwand wollen die öffentlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF über die Olympischen Spiele 2012 in London übertragen. Die unterschiedlichen Disziplinen werden nicht mehr in den digitalen Spartenkanälen gesendet, sondern in Onlinekanälen gezeigt.
Weniger ist diesmal mehr: ARD und ZDF schicken zwar verkleinerte Teams zu den Sommerspielen nach London, wollen vor allem über das Internet ihren Zuschauern aber ganz neue Olympia-Welten eröffnen. Neben insgesamt 260 Stunden Livesport in den Hauptprogrammen wird es in sechs Onlinekanälen zusammengenommen täglich bis zu 60 Stunden Olympia live geben – macht an 16 Tagen 900 Stunden London live.
Die Übertragung in den Digitalkanälen beider Sender entfällt dagegen. "Das Angebot im Internet ist nicht nur kostengünstiger, sondern bietet dem Publikum eine bislang nicht gekannte Vielfalt", sagt ARD-Teamchef Walter Johannsen. Überhaupt die Kosten: Insgesamt 480 Redakteure, Kameraleute, Techniker oder Regisseure schicken ARD und ZDF nach London. In Peking waren es noch knapp 700. "Wir haben abgespeckt, um bestimmte Ziele zu erreichen", sagt ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Programmdirektor Volker Herres von der ARD betont: "Wir stehen unter massivem Kostendruck."
ZDF überträgt die Eröffnungsfeier
Knapp 85 Millionen Euro haben die Rechte an den Spielen in Vancouver 2010 sowie London 2012 die öffentlichen-rechtlichen Sender gekostet. Die London-Mission an sich soll beide noch einmal jeweils knapp zehn Millionen Euro kosten. Dafür läuft Olympia von morgens bis nach Mitternacht im täglichen Wechsel – das ZDF beginnt mit der Eröffnungsfeier am 27. Juli - bei beiden rauf und runter. Da die Zeitverschiebung nach London nur eine Stunde beträgt, versprechen ARD und ZDF hauptsächlich Liveübertragungen und erst in den späten Abendstunden vermehrt Zusammenfassungen.
Die Bilder für die neuen Internetkanäle werden von der gastgebenden BBC übernommen. Und während die Hauptsender wieder von Entscheidung zu Entscheidung schalten, sollen sich die Zuschauer in den Livestreams auf ihr Lieblingsprogramm konzentrieren und einzelne Wettbewerbe in voller Länge sehen können. Auch die sozialen Netzwerke wie Facebook und twitter wollen ARD und ZDF verstärkt nutzen, zudem sei das komplette Angebot mobil abrufbar. Alte Bekannte bekommen die Zuschauer als Moderatoren zu sehen: Gerhard Delling und Michael Antwerpes moderieren die ARD-Sendungen, Rudi Cerne und Michael Steinbrecher die des ZDF.
ARD setzt auf "best games ever"
Als Experten sind beispielsweise Franziska van Almsick oder Frank Busemann sowie Adels-Experte Rolf Seelmann-Eggebert (ARD) im Einsatz, das ZDF schickt Ex-Turner Ronny Ziesmer oder Christian Keller (Schwimmen) vor das Mikro. Auf eine eigene Olympiashow, wie zuletzt in Peking "Waldi und Harry", verzichtet die ARD. "Very british, very spannend", soll es laut ZDF werden, die ARD träumt von "the best games ever". (dapd)