London. Für Sebastian Coe sind die Olympischen Spiele in London eine Art Lebensprojekt. Zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier gibt sich der ehemalige Mittelstreckenläufer und Vorsitzende des Londoner Organisationskomitees im Interview entspannt. Für die Sicherheit bei den Wettkämpfen soll auch die Armee sorgen.

Der Countdown läuft: Kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele an der Themse gibt Sebastian Coe seinem Lebensprojekt den letzten Schliff. Als ehemaliger Mittelstreckenläufer und nun Vorsitzender des Londoner Organisationskomitees kennt er alle Seiten des Spektakels. Von Last-Minute-Stress ist bei ihm nichts zu spüren: Beim letzten Interview mit Journalisten vor Auftakt gibt der Tausendsassa sich optimistisch und entspannt.

Die Vorfreude auf Olympia ist mau. Beunruhigt Sie das?

Sebastian Coe: Nein, ich habe allerdings auch einen ganzen anderen Eindruck. Die Anzahl Freiwilliger, die uns helfen wollten, hat uns komplett von den Füßen gehauen. Diese Großzügigkeit und Solidarität ist wirklich außergewöhnlich. Olympia 2012 wird Großbritannien inspirieren und als die lebhafte und selbstbewusste Nation präsentieren, die sie ist.

Bei den Sicherheitskräften scheint es nicht so viel positive Resonanz zu geben. 3500 Soldaten müssen während der Spiele aushelfen, weil nicht genügend Ordner gefunden werden konnten.

Coe: Wir haben in der Tat keinen Appetit auf große Risiken. Als wir erfahren haben, dass Ordner fehlen würden, haben wir unsere Entscheidung, das Militär einzubeziehen, sehr schnell getroffen. Das dürfte aber niemanden wirklich überraschen: Wir haben ja immer mit einem Notfallkontingent von Armee-Angehörigen geplant. Nun kommt es zum Einsatz.

Ist Sicherheit Ihre Hauptsorge für die Sommerspiele?

Coe: Ich bin mir absolut sicher, dass wir da hervorragend aufgestellt sind. Eine Herausforderung wird es eher sein, die Besucherströme durch ein Verkehrssystem zu schleusen, das entlang mittelalterlicher Strukturen aufgebaut ist. An einigen Spielstätten erledigen wir derzeit außerdem noch die letzten Feinarbeiten. Dass dies jetzt unter Hochdruck geschieht, haben wir den Wetterkapriolen zu verdanken ....

... für die meisten Besucher scheint der schlechte Wetterbericht auch die Hauptsorge zu sein. Was passiert, wenn es in London zwei Wochen lang nur Dauerregen gibt?

Coe: Ich übernehme für fast alles die Verantwortung, aber einen heißen Draht zum lieben Gott habe ich leider nicht. Im Ernst: Wir leben nun mal in Nordeuropa und da wird man manchmal nass. Aber davon lassen wir uns doch nicht die Laune trüben! Ich selber bin schon bei Wettkämpfen in monsoonartigen Bedingungen gelaufen. Um ehrlich zu sein, das stört Sportler nicht. Und deshalb sollte sich auch keiner große Sorgen machen.

Gibt es noch Tickets?

Coe: Es sieht so aus, als würden wir tatsächlich so ziemlich alle Eintrittskarten loswerden. Einige sind aber noch da, gerade für interessante Wettkämpfe. Ein Blick auf unsere Webseite lohnt sich also. Für die Paralympischen Spiele hat London übrigens schon jetzt den Rekord für die meisten verkauften Tickets in der Geschichte aufgestellt.

Chance des Jahrzehnts oder Flop – schon vor Auftakt diskutieren die Briten leidenschaftlich den Nutzen dieses Sportereignisses. Woran messen Sie denn nach Ende der Spiele den Erfolg Ihrer eigenen Arbeit?

Coe: Ich selber habe als Läufer an zwei Olympiaden teilgenommen. Für mich ist dies primär ein Sportereignis, eines, bei dem, wenn man so will, 26 Weltmeisterschaften gleichzeitig stattfinden. Wenn jeder Athlet, der teilnimmt, am Ende sagt: London hat alles gegeben, um eine Bühne zu schaffen, die mir das höchste Leistungsniveau ermöglicht hat, dann wäre das für mich persönlich der schönste Erfolg.