La Planche des Belles Filles. Es war einer der schlimmsten Massenstürze der vergangenen Jahre, der die sechste Etappe der Tour de France am Freitag überschattete. Am Samstagmittag stand fest: Für zehn Fahrer ist die Tour vorbei. Darunter auch Girosieger Hesjedal.

Die Departementsstraße 12 zwischen Les Baraques und Gorze bot ein Bild des Grauens. Einige Fahrer kauerten mit zerfetzten Trikots im Straßengraben, andere wurden hektisch in Krankenwagen geschoben. Zertrümmerte Carbonrahmen säumten den Weg, Mechaniker wuselten panisch durch das Chaos. Bei einem Tempo von 70 Kilometern pro Stunde hatte es das halbe Feld niedergerissen. Es war einer der schlimmsten Massenstürze der vergangenen Jahre, der die sechste Etappe der 99. Tour de France überschattete.

Für vier Radprofis war die Tour 26 Kilometer vor dem Zielstrich in Metz am Freitagabend sofort beendet. Andere schleppten sich teilweise mit Knochenbrüchen ins Ziel, um ihre Etappe dann sofort Richtung Krankenhaus fortzusetzen. Am Samstagmittag gaben weitere acht Profis ihre Startnummer zurück, darunter Giro-Sieger Ryder Hesjedal aus Kanada.

Movistar-Team-Bus glich nach Sturz am Freitag einer "Kriegszone"

Am schlimmsten hatte es den jungen Niederländer Wout Peols erwischt. Im Militärkrankenhaus von Metz diagnostizierten die Ärzte einen Milzriss, einen Nierenriss, drei gebrochene Rippen und eine Lungenquetschung. Nach Mitteilung seines Teams Vacansoleil war der 24-Jährige am Samstagmorgen in stabilem Zustand. "Das ist echt langsam nicht mehr schön, was hier für Krankenakten gefüllt werden", sagte Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin, der schon auf der ersten Etappe bei einem Sturz einen Kahnbeinbruch erlitten hatte.

Das Team Movistar um Alejandro Valverde hatte sogar erwogen, gleich mit dem Bus vom Ziel ins Krankenhaus zu fahren, da alle acht verbliebenen Fahrer zu Fall gekommen waren. David Millar vom Team Garmin sagte, ihr Bus gleiche einer Kriegszone. "Ich hatte richtig Angst. Das war einer der schlimmsten Stürze, die ich je erlebt habe. Ich konnte nur noch bremsen und beten", sagte der 35-jährige Millar.

Erste Radprofis kritisieren die Tour-Organisatoren der ASO

Der Brite setzte das Rennen im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Tom Danielson fort. "Es ist nichts gebrochen. Aber ich kann weder liegen noch laufen. Alles schmerzt", sagte Danielson. Sein Rahmen war bei dem Crash förmlich zersplittert.

Mark Renshaw, Sprinter vom Team Rabobank, kritisierte die Tour-Organisatoren der ASO. "Ich denke, wir brauchen ein Rennen mit nur 18 Teams. Auf der Straße ist einfach zu viel los", sagte der Australier. In diesem Jahr hat die ASO 22 Mannschaften zugelassen. Auf eine Reduzierung wird sie sich kaum einlassen, zumal die vier Wildcards fast immer an französische Teams gehen.

Für einige Anwärter auf den Gesamtsieg war das Rennen zwar nicht beendet, doch die Chancen auf eine vordere Platzierung waren praktisch dahin. Fränk Schleck büßte über zwei Minuten ein, wodurch Andreas Klöden zum Kapitän der RadioShack-Mannschaft aufstieg. Auch die niederländische Hoffnung Robert Gesink und der Italiener Michele Scarponi zählten zu den großen Verlierern. (dapd)